Schulwandbilder

Märchen waren nicht immer Kindergeschichten

Auf den alten Schulwandbildern sind einige Märchen vertreten. Heute oft als Kindergeschichten wahrgenommen, waren die Geschichten ursprünglich vor allem unterhaltsame Fiktion für alle Altersstufen – auch ohne Happy End.

Abbildungen mehrerer Figuren verschiedener Märchen wie Hänsel und Gretel oder Rotkäppchen.
Märchen waren in der Vergangenheit vor allem an Erwachsene gerichtet. Bild: «Märchen», Walter Schmid/Stiftung Pestalozzianum

Unter den Inhalten, die es auf Schulwandbilder geschafft haben, befinden sich auch einige Märchen. So fanden über die Jahrzehnte verschiedene Erzählungen ihren Weg in die Klassenzimmer, etwa Rapunzel, Schneewittchen oder Rumpelstilzchen. 

Das Schulwandbild «Märchen» aus dem Jahr 1995 vereint hingegen Motive aus verschiedenen Geschichten. Erkennbar sind Rotkäppchen, Tischlein deck dich (inklusive Knüppel aus dem Sack), die Bremer Stadtmusikanten, Aschenputtel sowie Hänsel und Gretel. Im Gegensatz zu älteren Schulwandbildern, die jeweils nur eine Szene aus einem Märchen oder gar mehrere Episoden einer Erzählung aufzeigten, können sich Lehrpersonen bei «Märchen» von Motiv zu Motiv und von Märchen zu Märchen bewegen. 

Ursprünglich nicht an Kinder gerichtet

Es war nicht immer so, dass sich die Geschichten vor allem an Kinder richten. Märchen waren früher einfach Erzählungen, die man mit Zuhörerinnen und Zuhörern aller Altersstufen teilte. Ein Hinweis darauf ist etwa, dass die Geschichten bis ins 17. Jahrhundert oft sehr gewalttätige und sexuelle Inhalte hatten. Ein Kräftemessen von Gut gegen Böse gab es selten, genauso wie das berühmte Happy End. Ein Kuss oder Liebe vermochten keine Flüche zu brechen. Vielmehr waren die Hauptpersonen schlicht Spielbälle der Launen höherer Wesen wie Götter, Hexen und Zauberer – was für sie manchmal gut und manchmal schlecht endete.

Verschiedene Autorinnen und Autoren machten die Märchen über die Jahrhunderte erst zu dem, was sie heute sind. So begann der französische Adel etwa bereits im 17. Jahrhundert, raue und zu gewalttätige Inhalte aus einigen Geschichten zu entfernen, um den gelangweilten Königshof nicht zu vergraulen. Happy Ends und Flüche brechende Küsse entstanden etwa dank Autorinnen und Autoren wie den Gebrüdern Grimm und einigen Disney-Mitarbeitenden.

 

Sommerserie zu Schulwandbilder

Während den schulischen Sommerferien hat BILDUNG SCHWEIZ im Rahmen einer kleinen Serie vier Schulwandbilder näher betrachtet. Hier geht es zu den anderen drei Bildern:

Als Schulwandbilder noch Teil des Unterrichts waren

Diesen Pilz wollte man an der Schulwand haben

Die Impfung gibt's seit über 300 Jahren

 

Weiter im Netz

Die digitalisierten Schulwandbilder stammen aus der Sammlung der Stiftung Pestalozzianum

Die Sammlungen der Stiftung Pestalozzianum sind unter sammlungen.pestalozzianum.ch einsehbar.

Autor
Kevin Fischer

Datum

07.08.2023

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