Didaktische Kunst

Als Schulwandbilder noch Teil des Unterrichts waren

Der Dachverband Lehrerinnen und Lehrer Schweiz LCH räumt sein Archiv auf. Dabei sind einige Schulwandbilder zum Vorschein gekommen. Im Rahmen der Serie «Schule im Wandel» schaut sich BILDUNG SCHWEIZ einige Exemplare genauer an.

Eine Frau und zwei Kinder an einem Tisch, auf dem sich Flaschen, Konservendosen, Batterien und Zeitungen befinden.
Sie gehörten in jedes Schweizer Klassenzimmer: Schulwandbilder stellten wichtiges Wissen anschaulich dar – zum Beispiel wie man Abfall trennt. Bild: «Abfall/Wiederverwertung», Françoise Samuel/Stiftung Pestalozzianum

Wer kann sich noch an die Schulwandbilder erinnern, mit denen Lehrpersonen ihren Klassen neue Inhalte vermittelten? Diese grossflächigen Drucke bilden die unterschiedlichsten Sachverhalte ab, vom Lebenszyklus des Schmetterlings über Juralandschaften bis hin zu vergangenen Kriegen. Sie dienten Lehrpersonen als Unterrichtsmaterial, mit denen sie bestimmte Themen besser veranschaulichen konnten. 

Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts entstanden Hunderte dieser Bilder. Von denen, die in der Schweiz produziert wurden, entstanden einige im Verlag des Schweizerischen Lehrervereins, dem Vorgänger des Dachverbands Lehrerinnen und Lehrer Schweiz LCH. Die Schulwandbilder lagerten im LCH-Archiv, bis sie bei einer Aufräumaktion dieses Jahr erneut Aufmerksamkeit auf sich zogen. Für BILDUNG SCHWEIZ ist das ein guter Anlass, einige der Bilder im Rahmen der Serie «Schule im Wandel» näher zu betrachten.

Die Schulwandbilder waren bis Mitte des 20. Jahrhunderts in Gebrauch, teilweise aber auch beinahe bis zur Jahrtausendwende, wie das Bild «Abfall/Wiederverwertung» zeigt. Es wurde erst 1992 erstellt und ist damit wohl eines der jüngsten Schulwandbilder. 

Aktueller denn je

Wie der Titel sagt, zeigt das Schulwandbild die Prinzipien der Wiederverwertung respektive des Recyclings. Eine erwachsene Person zeigt Kindern, wie sie Abfall trennen können. Der Blick aus den beiden Fenstern des Raums zeigt zwei Szenarien: Der Müllberg links soll als Negativbeispiel dienen und zeigt die Konsequenzen von nicht korrekt getrenntem Abfall. Aus dem rechten Fenster hingegen ist als positives Beispiel eine aufgeräumte, saubere Nachbarschaft mit korrekt getrenntem Müll ersichtlich. Das Bild könnte auch heute noch im Unterricht verwendet werden, hat doch Recycling in der Gesellschaft bis heute noch an Bedeutung gewonnen. 

Erst Pädagogik, später Kunst

Das Beispiel illustriert die hiesige Vorstellung von Abfalltrennung und wendet sich damit klar an ein Schweizer Zielpublikum. Das war nicht immer so. Bis in die 1930er-Jahre stammten die meisten der Bilder, die in Schweizerischen Schulzimmern gezeigt wurden, aus Deutschland. Erst danach kreierten vermehrt hiesige Künstlerinnen und Künstler diese Lehrmittel. Stand zunächst der didaktische Nutzen der Bilder im Vordergrund, gewannen im Lauf der Zeit auch ästhetische Aspekte an Bedeutung, wodurch die Wandbilder auch zur Zierde der Klassenzimmer wurden.

 

Sommerserie zu Schulwandbilder

Während den schulischen Sommerferien hat BILDUNG SCHWEIZ im Rahmen einer kleinen Serie vier Schulwandbilder näher betrachtet. Hier geht es zu den anderen drei Bildern:

Diesen Pilz wollte man an der Schulwand haben

Märchen waren nicht immer Kindergeschichten

Die Impfung gibt's seit über 300 Jahren

 

Weiter im Netz

Die digitalisierten Schulwandbilder stammen aus der Sammlung der Stiftung Pestalozzianum

Die Sammlungen der Stiftung Pestalozzianum sind unter sammlungen.pestalozzianum.ch einsehbar.

Autor
Kevin Fischer

Datum

25.07.2023

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