Ausflüge in der Schweiz

Schulreisen in einem Land mit mehr als 40'000 Brücken

Sie spannen sich spektakulär über Schluchten, erzählen von vergangenen Zeiten oder verbinden Kulturen: Brücken sind mehr als Bauwerke, mit denen sich Reisezeit einsparen lässt. Sie sind auch spannende Ziele für Schulreisen.

Die Triftbrücke in Bern ist 100 Meter hoch. Foto: Хрюша/Wikimedia Commons*

Auf vielen Wanderungen überquert man in der Schweiz früher oder später eine Brücke. Kein Wunder: Über 40'000 dieser Bauwerke zieren das kleine Land. Sie überspannen Gewässer, Täler sowie Schluchten und ersparen damit massenhaft Reisezeit. Einfach gesagt schaffen sie Übergänge, wo zuvor keine waren.

Nach der Jahresserie «Übergänge» von BILDUNG SCHWEIZ lag es also nahe, Brücken zum Thema der diesjährigen Schulreise-Ausgabe zu machen. Die Auswahl an möglichen Routen und Strecken rund um dieses Sujet ist gross und hat Klassen sowie Lehrpersonen viel zu bieten. Es gibt gar ganze Wanderwege, die einer oder mehreren Brücken gewidmet sind. Wie die folgenden Beispiele zeigen, haben die Bauwerke viel mehr zu bieten, als Leute von einem Ufer ans andere zu bringen.

Welches ist die schönste Brücke im Land?

Manche Brücken können etwa mit ihrem Aussehen punkten. Beispiele dafür sind die Aabachbrücke im St. Gallischen Schmerikon und die Ponte dei Salti im Tessinischen Lavertezzo. Bei der Aabachbrücke handelt es sich um eine gedeckte Holzbrücke von nur rund 13 Metern Länge. Sie wirkt fast wie ein Gebäude, das über einen Bach gebaut wurde. Das verdankt sie unter anderem den geschindelten Aussenwänden, welche die Brücke fast komplett umschliessen, und dem Türmchen in der Mitte des Dachs.

Die Ponte dei Salti sieht im Vergleich dazu wie eine klassische Steinbrücke mit zwei Bögen aus. Doch ihre Eleganz und die schöne Lage verhalfen ihr im Laufe der Jahre sogar auf zwei Briefmarken der Post. In der Deutschschweiz ist das Bauwerk auch unter dem Namen «Römerbrücke» bekannt – eine Fehlbezeichnung. Die Brücke entstand nämlich nicht zur der Zeit der Römer, sondern erst im 17. Jahrhundert.

Die Bauwerke müssen aber nicht immer schön sein. Oft überzeugt weniger der Blick auf die Brücke als vielmehr der Blick von der Brücke. Ein Beispiel dafür ist die Triftbrücke im Bernischen Gadmertal. Sie ist für Fussgänger gebaut, 170 Meter lang und 100 Meter hoch (s. Titelbild).

Sie wurde nötig, weil sich der Triftgletscher infolge des Klimawandels in den vergangenen Jahren weit zurückgezogen hat. Damit eignete er sich nicht mehr als Zustieg für die weiter oben gelegene Trifthütte.

Die Hängebrücke spannt sich über einen Wildfluss, der dem schmelzenden Gletscher entspringt. Sie bietet einen beeindruckenden Ausblick auf das schwindende Eis und den neu entstandenen Gletschersee.

Geschichtsträchtig und nostalgisch

Einige Brücken können auch mit ihrem Alter punkten. Ein geschichtsträchtiges Exemplar steht im Thurgau: die alte Thurbrücke bei Bischofszell. Seit 1325 oder noch früher gab es hier bereits eine Holzbrücke. 1487 wurde sie durch eine aus Stein ersetzt. Sie hat zwar einige Um- und Rückbauten sowie Sanierungen hinter sich, doch steht sie bis heute.

Mit «nur» rund 170 Jahren ist die Russeinerbrücke respektive die Punt Russein in Graubünden nicht ganz so alt. Sie liegt auf dem Gebiet der Gemeinden Sumvitg sowie Disentis/Mustér und würde wohl nicht mehr stehen, hätten die Anwohnenden ihre Rettung nicht in die eigene Hand genommen. Da das Konstrukt aus Holz nicht besonders gut für den Verkehr geeignet war, wurde es vernachlässigt und drohte zu verfallen. Das wollten einige Schulkinder aus der Umgebung verhindern, vielleicht aus nostalgischen Gründen. Sie starteten eine Geldsammelaktion, gingen dazu von Haus zu Haus und trugen Gedichte vor. Das machte einen solchen Eindruck, dass die Anwohner einen Verein zur Rettung des Bauwerks gründeten. Gemeinsam mit Bund und Kanton konnten sie die finanziellen Mittel auftreiben, um ihre Brücke zu renovieren.

Ein Bauwerk, das Kulturen verbindet

Brücken werden auch gerne als Sinnbild für Verbundenheit und das gemeinsame Überwinden von Gräben verwendet. Die «Bhutanbrücke» genannte Hängebrücke über dem Illgraben bei Leuk im Wallis illustriert das gut: Sie soll nicht nur das Oberwallis mit dem Unterwallis verbinden, sondern auch die deutschsprachige mit der französischsprachigen Schweiz, Länder, Kulturen und Religionen. Die Konstruktion wurde nach bhutanischem Vorbild gebaut. Das Hilfswerk Helvetas, das in Bhutan seit Jahren den Bau von Brücken fördert, begleitete den Bau. Die Bhutanbrücke fällt unter anderem auf, weil sie mit Gebetsfahnen versehen ist.

Brücken haben also viele Geschichten zu erzählen und geben schöne Reiseziele ab. Einige dieser Bauwerke werden in den folgenden Artikeln vorgestellt:

 

Weiter im Netz

Mehr Informationen zum Brückenland Schweiz bei der ETH auf explora.ethz.ch

 

*Die Lizenzen zu den verwendeten Bildern:

Autor
Kevin Fischer

Datum

01.03.2023

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