Outdoor-Abenteuer

Im Glarnerland können Klassen Seilbrücken bauen

Am Sulzbach im Klanton Glarus lockt ein Outdoor-Abenteuer: Schulklassen können dort zum Beispiel lernen, Seile über den Bach zu spannen. Stehen Brücke und Seilbahn einmal, lassen sie sich gleich ausprobieren.

Gemeinsam werden die Seile über den Bach gespannt. Fotos: Roger Wehrli

Unweit des Klöntalersees, inmitten eines kleinen Waldes, verbirgt sich der Sulzbachfall. Sein Getöse ist durch die Bäume hörbar, lange bevor man ihn erblickt. Die Gischt legt sich wie ein feiner Nebel über die Szenerie und sorgt dafür, dass es hier immerzu kühl bleibt. Der Boden ist stets feucht und glitschig. Die Blätter der Bäume und Sträucher glitzern in üppigem Grün. Nach seinem spektakulären Sturz in die Tiefe setzt der Sulzbach seinen Weg in einem naturbelassenen, mit grossen Steinen durchsetzten Bett fort.

Selbst gebaute Brücken

Zwischen den Felsen haben sich Baumstämme verkeilt. Der Schulklasse, die sich anschickt, den Bach zu überqueren, dienen sie als Brücken. Doch Vorsicht: Die Stämme sind nicht nur glitschig, sondern drehen sich gerne weg, kaum setzt man einen Fuss auf sie. Und auch auf die Steine, die aus dem kalten Wasser ragen, ist nicht unbedingt Verlass. Aber die Gruppe meistert die Hindernisse mit Bravour. Als das andere Ufer erreicht ist, sind nur wenige Füsse nass.

Die Schülerinnen und Schüler sind auch keine kleinen Kinder mehr. Sie besuchen die sechste Klasse im nahen Mitlödi und verbringen zusammen mit ihrem Lehrer, Fabian Wenk, ein paar Tage am Klöntalersee. Heute steht ein besonderes Abenteuer auf dem Programm: Hoch über dem Sulzbach werden eine Seilbrücke und eine Seilbahn installiert. Das geht natürlich nicht ohne kompetente Unterstützung. Diese bekommt die Schulklasse von Laura Zentner und Noel Laurent von der im Kanton Glarus ansässigen Firma Getoutdoor. Das junge Unternehmen hat sich auf Abenteuerevents aller Art spezialisiert. Je nach Wunsch der Kundschaft geht es ins Hochgebirge oder in einen nahen Wald, klettert man auf Bäume oder wandert über sommerliche Wiesen und lernt bei der Gelegenheit die Kräuter der Alpenwelt kennen. Weitere Events für Schulklassen sind beispielsweise Schatzsuchen im Schnee, das Abseilen an einer steilen Wand oder Iglubauen.

«Unser Credo lautet: Ihr bringt die Idee, wir versuchen sie umzusetzen.»

«Unser Credo lautet: Ihr bringt die Idee, wir versuchen sie umzusetzen. Und das gelingt uns meistens», sagt Laurent. Das Team besteht aus vielseitig geschulten jungen Frauen und Männern. So arbeitet Laurent im Nebenberuf als Gärtner und Baumpfleger. Laura Zentner ist als Primarlehrerin tätig.

Adrenalin garantiert

Die sechste Klasse teilt sich nach der Überquerung des Wildbachs in zwei Gruppen auf. Die eine Hälfte installiert unter der Leitung von Laura Zentner die Seilbrücke. Dabei handelt es sich um zwei Seile, die übereinander in luftiger Höhe über den Bach gespannt werden. Das untere Seil dient als Standseil, auf dem man sich seitwärts gehend fortbewegen kann. Das obere Seil dient zum Festhalten und zum Befestigen des Klettergurts.

Die andere Gruppe wendet sich dem Bau der Seilbahn zu, einem mit Gefälle über den Bergbach gespannten Drahtseil. Daran können sich die Kinder später mit ihrer Sicherheitsausrüstung einhaken und über das Wasser sausen.

Damit die Seile für Brücke und Bahn an den dicken Baumstämmen befestigt werden können, werden zuerst Haltebänder für die Seile um die Stämme gebunden. Kraft und Einsatz aller Kinder sind nötig, um die Bänder und Seile richtig festzuzurren. Die Seile müssen straff gespannt sein, damit sich diese Distanz überwinden lässt.

Nach getaner Arbeit müssen die Schülerinnen und Schüler nur noch den Karabinerhaken an ihrem Klettergurt einklinken. Dann kann der Spass beginnen. Die erste Überquerung ist für einige zuerst eher eine Mutprobe als ein Vergnügen. Aber bald fassen die Kinder vertrauen. Die Allermutigsten lassen sich auf der Brücke nur von dem Seil tragen, das sie mit dem Karabinerhaken verbindet. Sie hängen sozusagen in den Seilen. Ein Adrenalinschub ist garantiert und der Spassfaktor wird bei jedem Versuch grösser.

Das Gleiche gilt für die Seilbahn. Der Startplatz muss dabei höher liegen als das Ziel. Sollte trotz des Gefälles jemand mitten auf der Strecke stecken bleiben, gibt es zum Glück noch ein um den Bauch gebundenes Sicherheitsseil, das es ermöglicht, die stecken gebliebene Person wieder zum Start zurück zu ziehen.

Naturschätze zum Anfassen

Als die Kräfte nachlassen und sich der Hunger meldet, ist es Zeit, alles abzuräumen. Dann folgt ein halbstündiger Fussmarsch zu einer Feuerstelle bei einer romantisch verwitterten Jugendherberge. Schon bald lodert ein grosses Feuer und auf dem Grill brutzeln zahlreiche Würste. Einige Kinder halten ihre mit Schlangenbrot umwickelten Stecken in die Glut. Andere jedoch haben etwas entdeckt, das den Hunger glatt vergessen macht. Noel hat ein paar Schätze aus der Natur mitgebracht: das riesige Horn eines Steinbocks, die angsteinflössenden Klauen des Steinadlers sowie Geweihe von Hirsch und Reh.

Ein Tag im kleinen Kanton Glarus lässt einen über die Vielfalt der Natur staunen. Kaum einen Katzensprung vom urbanen Leben entfernt taucht man ein in Landschaften von wilder Schönheit.

Nützliche Informationen
Mit der S25 gelangt man von Zürich direkt nach Netstal im Kanton Glarus. Weitere Züge verkehren bis Ziegelbrücke, wo es in den Regionalzug nach Glarus umzusteigen gilt. Die Firma Getoutdoor mit Sitz in Schwanden bietet eine Vielzahl unterschiedlicher Aktivitäten für Schulklassen aller Stufen an. Die Kosten für einen Guide und die notwendigen Materialien betragen 650 Franken. Mehr Informationen: www.getoutdoorgmbh.ch

Autor
Roger Wehrli

Datum

01.03.2023

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