SCHULREISE

Tour durch die Brückenstadt an der Sprachgrenze

Die Stadt Freiburg ist ein Geheimtipp. Mit ihrem mittelalterlichen Charme und viel Natur in Stadtnähe ist sie ein perfektes Ziel für den nächsten Klassenausflug.

Unter dem Bogen der Pont du Milieu hindurch bietet sich ein schöner Blick auf das mittelalterliche Freiburg mit dem charakteristischen Münsterturm. Fotos: Mathias Streit

Freiburg ist eine Brückenstadt – und das gleich im doppelten Sinn. Einerseits, weil die Stadt direkt an der Sprachgrenze als Brücke zwischen der Deutschschweiz und der Romandie fungiert. Andererseits, weil Freiburg voller Brücken ist: Insgesamt zwölf dieser Bauwerke verbinden das Umland mit der in einer Flussschleife gelegenen Stadt.

Auf der Tour «Entlang der Saane» überquert man einige dieser zwölf Freiburger Brücken. Schulklassen haben so die Möglichkeit, die vielfältige, manchmal spektakuläre Stadt- und Naturlandschaft Freiburgs kennenzulernen. Bildung Schweiz hat die Stadtführung getestet, die sich am besten für Klassen der Zyklen 2 und 3 eignet.

Ausgangspunkt der Tour ist das Plateau de Pérolles. Hier, im südlichen Teil der Stadt, befand sich lange Zeit Freiburgs Industriequartier. Heute sind stattdessen Teile der Universität, mehrere Hochschulen und das Naturhistorische Museum angesiedelt. Einer der wenigen verbliebenen Industriebetriebe auf dem Plateau ist der Schokoladenproduzent Villars.

«Dass sich Freiburgs Industrie einst auf dem Plateau angesiedelt hat, ist Guillaume Ritter zu verdanken», sagt Othmar Zumsteg. Zumsteg ist Stadtführer und führt für Freiburg Tourismus die Tour «Entlang der Saane» durch. Was er mit seiner Aussage meint, wird auf dem Fussweg hinunter zum Pérolles-See sichtbar: Inmitten von Büschen und Bäumen sind grosse, quadratische Steinbauten erkennbar. Sie sind Zeugen einer technologischen Erfindung des 19. Jahrhunderts: «Mithilfe der teledynamischen Kraftübertragung wollte Ritter mechanische Energie vom Fluss via Drahtseile auf das Plateau bringen und damit Industriebetriebe versorgen», erklärt Zumsteg.

Ritters Projekt scheiterte, auch weil seine «Teledynamik» gegen die aufkommende Elektrizität chancenlos war. Geblieben sind hingegen die quadratischen Steinbauten im Wald und die Staumauer am Fluss. Aus pädagogischer Sicht bietet sich hier eine Anknüpfung an das Thema «Energie und Elektrizität» an.

Die Natur ist nah

Zu Fuss geht es über die 1870 errichtete Maigrauge-Staumauer. Diese ist zwar keine eigentliche Brücke, aber trotzdem der erste Übergang über die Sarine, wie der Fluss Saane auf Französisch heisst. Von der Stadt ist bereits zu diesem frühen Zeitpunkt der Tour kaum mehr etwas zu sehen. Das Grün der Bäume und des Sees dominiert. Das Land rund um den Pérolles-Stausee ist ein Vogelschutzgebiet. «Mit viel Glück sind an den Felswänden oberhalb des Sees sogar Gämsen zu beobachten», sagt Stadtführer Othmar Zumsteg.

Dieser Abschnitt der Tour ist Teil des See-Rundwegs. Dieser führt auf insgesamt acht Kilometern entlang des Pérolles-Sees und ist als Themenweg konzipiert. So lernen Kinder mittels ansprechend illustrierter Infotafeln mehr über die Flora und Fauna entlang des Flusses oder die Bedeutung der Wasserwege für die Wirtschaft im Mittelalter. Ein Anknüpfen an Themenfelder aus dem Bereich Natur, Mensch, Gesellschaft ist hier gut möglich. Zur Vorbereitung sind sämtliche Tafeln inklusive ergänzender Informationen online abrufbar (sentiersdeleau.ch). Welche Bedeutung der Fluss für die Stadt Freiburg hatte, macht Stadtführer Zumsteg mit folgenden Worten deutlich: «Die Saane war einst Nahrungsquelle, Strassenersatz sowie Stadt- und Sprachgrenze zugleich.» Für Schulklassen, die zu diesem Zeitpunkt der Tour eine erste Pause benötigen, finden sich immer wieder Bänke am Wegesrand für Picknick-Pausen.

Mittag am Sandstrand

Über die Mottabrücke (Pont de la Motta) geht es anschliessend in die Untere Altstadt. Hier befindet sich das Freibad Motta. Das Schwimmbad ist über 100 Jahre alt und bietet an heissen Tagen eine gute Möglichkeit zur Abkühlung.

In unmittelbarer Nähe befindet sich mit dem «Funiculaire» eine weitere Freiburger Sehenswürdigkeit. Das Spezielle: Die Standseilbahn funktioniert mit Abwasser statt Elektrizität. Dazu verfügen beide Wagen über einen Wassertank. Der Tank des sich oben befindenden Wagens wird mit Abwasser gefüllt. Durch das Gewicht fährt der Wagen nach unten, während es den anderen Wagen mit dem leeren Tank nach oben zieht. «Einfachste Physik, die seit über 120 Jahren den Transport zwischen Unterer und Oberer Altstadt sicherstellt», sagt Zumsteg. Für eine Schulreise auch wichtig: In der Nähe des «Funi» befinden sich öffentliche Toiletten.

Ebenfalls in der Unterstadt, gleich neben der Sankt-Johann-Brücke (Pont de Saint-Jean) gibt es eine Stelle für einen Mittagshalt. Der Ort nennt sich Grandes-Rames und befindet sich direkt am Fluss, der an dieser Stelle nur etwas mehr als knöcheltief vorbeifliesst. An warmen Sommerabenden grillieren hier Freiburgerinnen und Freiburger am kleinen Sandstrand oder liegen auf der grossen angrenzenden Wiese unter einem schattigen Baum. Es hat eine Feuerstelle sowie zwei kleinere, fix installierte Grills und Bänke. Zum Wasser hin ist die Wiese weitgehend abgezäunt, grosse Abfalleimer und Bänke sind ebenfalls vorhanden. Das Holz für den Grill muss selbst mitgebracht werden.

Mittelalter und Eishockey

Weiter geht es zur vierten Brücke auf der Tour, der Mittleren Brücke (Pont du Milieu). Von hier aus sieht man deutlich die spezielle Lage der ursprünglichen Stadt Freiburg. Gegründet wurde diese nämlich im Jahr 1157 durch Herzog Berthold IV. von Zähringen an strategisch gut geschützter Lage auf einem Felsvorsprung über der Saane.

Ihren mittelalterlichen Charakter hat sich die Stadt bis heute vielerorts bewahrt. Dadurch finden sich Anknüpfungspunkte aus dem Bereich Räume, Zeiten, Gesellschaften – etwa wegen der Frage, warum die Oberschicht im oberen Teil der Stadt und die Unterschicht im unteren Teil gewohnt hat (Stichwort: Plumpsklos).

Den nächsten Halt gibt es vor der Bernbrücke (Pont de Berne). Das Fundament der ältesten Freiburger Brücke besteht aus Steinen, der Rest aus Holz. «Wäre ein Feind auf die Stadt zumarschiert, hätte man die Brücke jederzeit abbrennen können», erklärt Zumsteg. Ennet der Brücke öffnet sich der Blick auf die 76 Meter höher gelegene Galternbrücke. Sportbegeisterten dürfte deren französischer Name (Pont du Gottéron) bekannt vorkommen: «Der HC Fribourg-Gottéron hat seinen Namen vom Galterntal, da in diesem einst auf zugefrorenen Weihern die ersten Freiburger Eishockeyversuche stattfanden», sagt Zumsteg.

Weiter geht es hoch zur Zähringerbrücke (Pont de Zaehringen). Hier findet der Abschluss der Tour statt. Die Zähringerbrücke war einst die längste Hängebrücke der Welt, heute bietet sie (nicht mehr als Hängebrücke) beste Aussicht auf Freiburgs neustes Wahrzeichen. Es ist – wie könnte es anders sein – eine Brücke: Die Poyabrücke (Pont de la Poya) wurde 2014 eröffnet und ist mit ihren 850 Metern die längste Schrägseilbrücke der Schweiz.

Nützliche Informationen

Die zweistündige Tour «Entlang der Saane» kostet 200 Franken und kann direkt bei Freiburg Tourismus gebucht werden. Schulklassen erhalten einen Rabatt von 15 Prozent. Einzelne Aspekte der Tour können abgeändert werden, müssen jedoch im Vorfeld mit Freiburg Tourismus abgesprochen werden. Start- und Endpunkt der Tour sind vom Bahnhof per Bus in wenigen Minuten erreichbar. Zu empfehlen ist der Kauf einer Freiburger City Card. Diese kostet 5 Franken pro Kind und beinhaltet diverse Vorteile – etwa die kostenlose Nutzung des öffentlichen Verkehrs, den Eintritt ins Motta-Schwimmbad oder eine Runde Stadt-Golf. Bei Schlechtwetter gelangt man mit der City Card zudem kostenlos in elf Freiburger Museen. Mehr Informationen: fribourgregion.ch

Autor
Mathias Streit

Datum

01.03.2023

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