Schule im Wandel

Lehrpersonen auf Instagram: «Ich möchte meine Berufung nach aussen tragen»

Primarlehrerin Isabelle aus dem Kanton Bern führt einen der bekanntesten Instagram-Accounts im Schweizer Bildungsbereich. Über 44'000 Followerinnen und Follower lassen sich mittlerweile von «f.r.a.u.l.e.h.r.e.r.i.n» zu neuen Unterrichtsideen inspirieren.

Primarlehrerin Isabelle, erfolgreiche Teacher-Influencerin. Foto: zVg
Hinter dem Profil steckt Isabelle, Primarlehrerin aus dem Kanton Bern. Foto: zVg

Wie richte ich mein Klassenzimmer ein? Wie gestalte ich den letzten Schultag vor den Ferien? Welche Spiele nehmen wir ins Klassenlager mit? Haben Lehrpersonen bei solchen Fragen früher meist ihre Kolleginnen und Kollegen direkt konsultiert, gibt es inzwischen eine neue Fundgrube für Unterrichtsideen: die sozialen Medien, darunter vor allem Instagram. Auf dieser Plattform sind inzwischen Lehrerinnen und Lehrer aus der ganzen Schweiz vertreten. Die meisten nutzen sie passiv und lassen sich durch die Beiträge inspirieren. Inzwischen ist jedoch auch eine Community aktiver Userinnen und User entstanden, die regelmässig über ihren Unterrichtsalltag berichten. Eine davon ist Isabelle, Primarlehrerin aus dem Kanton Bern. Mit rund 44'000 Followerinnen und Followern gehört ihr Account «f.r.a.u.l.e.h.r.e.r.i.n» zu den bekanntesten im Schweizer Bildungsbereich. Sie teilt regelmässig Ideen für den Schulalltag, darunter beispielsweise Buchtipps, Spielideen und Inspirationen für die Gestaltung des Klassenzimmers. Dazwischen finden sich auch Posts aus ihrem familiären Alltag mit zwei kleinen Kindern. «Ich möchte mit meinem Profil zeigen, dass beides möglich ist: Mama sein und als Lehrerin arbeiten.»

Isabelle ist bereits seit 2016 auf Instagram. Zuerst war sie bloss passive Nutzerin, aktiv Beiträge postet sie seit 2017. Inspiriert dazu hat sie «a_teachers_lifestyle». Der Insta-Account, der von den Zürcher Primarlehrerinnen Claude Togni und Ariane Spross eröffnet wurde, markierte vor acht Jahren den Start für die wachsende Insta-Community der Schweizer Lehrpersonen. «Ich habe bei einigen Challenges mitgemacht, welche die beiden lancierten. So kam ich auf die Idee, selbst Beiträge zu posten», erzählt Isabelle.

Einer ihrer Schwerpunkte sind Spielideen. Diese sind auch in ihrem Lehrerinnenalltag wichtig: Isabelle startet den Unterricht jeweils mit einem Sitzkreis und einem Spiel. «Probiere ich mit den Kindern ein neues Spiel aus, teile ich die Anleitung gern mit anderen. Sie sollen von meinen Inhalten profitieren können.»

Instagram-Story im Zug

Pro Woche investiert Isabelle fünf bis zehn Stunden in ihren Insta-Account. «Für mich ist das meistens wie Freizeit», sagt sie. «Während andere morgens im Zug zum Beispiel die Zeitung lesen, mache ich eine Insta-Story.» Sie schätzt den Austausch in den sozialen Medien. Zwar gebe es hin und wieder negative Bemerkungen. «Darauf folgen aber 100 positive Kommentare. Ich erfahre viel Wertschätzung für meinen Beruf, die im realen Alltag manchmal fehlt.» Als Beispiel nennt Isabelle die Gestaltung ihres Klassenzimmers. Im Alltag bemerkten oft nur wenige, wie der Raum eingerichtet sei. «Bei den Insta-Kommentaren dagegen kommt öfters mal ein ‹Schön bei euch, danke für die Idee›, was mich freut.»

Ersetzen könnten die Online-Kommentare den echten Austausch nicht. «Es ist aber eine schöne Ergänzung.» Gerade während der Coronapandemie, in der ihre Community stark gewachsen sei, habe sie viel vom virtuellen Austausch profitieren können. «Ideen austauschen macht das Leben einfacher.»

Schule soll geheim bleiben

Zu Isabelles Followerinnen und Followern gehören mehrheitlich Lehrpersonen aus der Schweiz, Deutschland und Österreich. Von ihren Schülerinnen und Schülern wissen bislang nur wenige von ihrem Instagram-Auftritt. Die Schulleitung hat sie vorab über ihren Account informiert.

Bei einem Rechtsdienst hat sie zudem nachgefragt, welche Inhalte sie publizieren darf und welche nicht. «Ich achte darauf, dass ich keine Kinder zeige, keine Namen nenne und auch den Schulstandort nicht preisgebe.» Darum möchte Isabelle auch darauf verzichten, in diesem Artikel ihren Nachnamen zu nennen.

Spass am Job vermitteln

Isabelle glaubt, dass die Online-Präsenz von Lehrerinnen und Lehrern auch ein wenig gegen den Fachkräftemangel helfen kann. Ihr sei bewusst, welche Herausforderungen der Schulalltag mit sich bringe. Umso wichtiger sei es ihr, online auf die positiven Aspekte des Berufs aufmerksam zu machen. Sie wolle vermitteln, wie viel Spass ihr die Arbeit an der Schule mache und wie sie sich dabei verwirklichen könne. «Es ist meine Berufung, Lehrerin zu sein, und das möchte ich nach aussen tragen.»

 

WEITER IM NETZ

Tipps zum rechtlichen Hintergrund: Was Lehrpersonen auf Instagram beachten müssen

www.fraulehrerin.ch

 

Autor
Caroline Kienberger

Datum

06.06.2023

Themen