Fachbuch für Lehrpersonen

Zeitgemässer Ratgeber zu Rassismus

Das Buch «No to Racism» vermittelt Grundlagen über Rassismus und Diskriminierung. Dabei sensibilisiert es für die Themen und zeigt Lehrerinnen und Lehrern, wie sie mit Vorfällen im Schulalltag umgehen können.

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«No to Racism» berichtet auch über die Auswirkungen von Diskriminierung auf Verhalten und Psyche. Foto: iStock/PeopleImages

Niemand will rassistisch sein. Den meisten Menschen ist klar, dass bestimmte Begriffe nicht mehr verwendet werden sollen, oder dass sogenannte Rassentheorien jeder Grundlage entbehren. Doch schon bei Debatten über kulturelle Aneignung zeigen sich Unsicherheiten. Ausserdem ist es schwierig, eigene Privilegien zu sehen, wenn sich der Alltag alles andere als privilegiert anfühlt. All dies erschwert die Diskussionen – auch an der Schule. Das Buch «No to Racism» will Schweizer Lehrpersonen ein vertieftes Verständnis für die Thematik und die Mechanismen dahinter vermitteln. Geschrieben wurde es von Rahel El-Maawi, Mani Owzar und Tilo Bur. Alle drei arbeiten im Lehrberuf und engagieren sich für Diversität und rassismuskritisches Denken. Mit ihrem Buch richten sie sich an ihr erweitertes Kollegium.

Zu Beginn klären die «Autor*innen» Begrifflichkeiten – unter anderem den Genderstern, mit dem sie im Buch arbeiten. Das Glossar ordnet die Begriffe wie Hautfarbe, Kulturalisierung oder Intersektionalität ein, erklärt die Probleme damit und das System dahinter. Das Adjektiv «weiss» schreiben die Autorinnen und Autoren im Zusammenhang mit Rassismus konsequent kursiv. Weiss bezeichnet dabei nicht die Hautfarbe, sondern eine privilegierte Position in einem rassistischen System, die einen leichteren Zugang zum Arbeitsmarkt, zum Gesundheitswesen oder zum Wohnungsmarkt ermöglicht.

Kein Vorwurf

Das Autorenteam hält fest, dass alle in der Schweiz rassistisch sozialisiert wurden – ohne daraus einen Vorwurf zu machen. Sie respektieren den Prozess, der hinter dem Verständnis für Rassismus steckt. Denn viele glauben zunächst, dass Rassismus und Diskriminierung im Alltag mehrheitlich überwunden sind. Erzählungen von Betroffenen werden womöglich zunächst als Einzelfälle wahrgenommen.

Perspektive wechseln

Wer «No to Racism» liest, zeigt damit bereits ein Interesse, sich mit dem Thema zu beschäftigen. Das ist nicht immer angenehm, denn wie schon erwähnt will niemand rassistisch sein. Der Abwehrreflex ist jedoch normal und das Buch bemüht sich vor allem darum, Verständnis für die Perspektive Betroffener zu schaffen. Es zeigt, dass Diskriminierung auf mehreren Ebenen wirkt: individuell, institutionell und strukturell. Sie wirke auch, wenn sie «nicht so gemeint ist».

Als Beispiele nennt das Buch unter anderem abschätzige Bemerkungen über das Essen einer Kultur oder vermeintliche Komplimente, die eine Andersartigkeit betonen. Auf institutioneller Ebene könne Diskriminierung in Form von Schulbüchern daherkommen, die rassistische Stereotype lehren.

Fokus Schule

«No to Racism» zeigt das rassistische System, das den Alltag von Betroffenen prägt. Dabei wird besonders der Rassismus in der Schweiz beleuchtet und über die Auswirkungen von Diskriminierung auf Verhalten und Psyche gesprochen. Ausführliche Kapitel widmen sich dem «rassismussensiblen Klassenzimmer» und auf einer nächsten Ebene der «rassismuskritischen Schulkultur».

Jedes Kapitel stellt auch Fragen, die zum Reflektieren anregen sollen: «Welche Gefühle begegnen dir, wenn du mit rassistischem Verhalten konfrontiert wirst?» oder «Welche Menschen erleben gesellschaftlichen Ausschluss in der Gesellschaft, denen auch Kinder deiner Klasse angehören?» Auf die Fragen folgen Anregungen wie «Werde dir deiner Perspektive bewusst» und «Erkenne, dass Fehler passieren und wie du sie vermeidest».

Die Mechanismen dahinter

Das Autorenteam betont, dass ihr Buch ein Grundlagenwerk ist. Es geht nicht um Rassismus als Unterrichtsthema, sondern um Hintergrundwissen, damit Rassismus mit Schülerinnen und Schülern thematisiert werden kann. Die Praxis wird ob aller Begrifflichkeiten und Theorie darum nicht vernachlässigt. Immer wieder werden Beispiele geschildert und Zusammenhänge erklärt. Interessant für Lehrerinnen und Lehrer sind sicher auch die Literaturempfehlungen mit Werken zur Theorie oder Büchern, die man im Klassenverband lesen kann.

Autor
Patricia Dickson

Datum

08.03.2023

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