SOMMERSERIE

Wer malt hier Mandalas?

Primarlehrerin Atchana Satkunaseelan erlebt im Schulalltag viel Abwechslung und weiss, dass sie immer auf Zack sein muss. Dieses Porträt zeigt als Teil einer Sommerserie von BILDUNG SCHWEIZ, wie Schweizer Lehrpersonen ihren Beruf erleben – und welchen Vorurteilen sie begegnen.

Atchana Satkunaseelan
Fotomontage: iStock/uatp2/zVg

«Ich weiss, es tönt kitschig, aber seit ich klein war, wollte ich Lehrerin werden», sagt Atchana Satkunaseelan. Seit drei Jahren arbeitet die gebürtige Solothurnerin als Primarlehrerin, momentan in einer sechsten Klasse am Grossen Länggassschulhaus in Bern.

An ihrem Berufswunsch sei vor allem ihre Klassenlehrerin in der dritten und vierten Primarschulklasse schuld gewesen, erzählt die 26-Jährige schmunzelnd: «Sie war ein tolles Vorbild. Die schönen Erinnerungen an sie haben in mir die Freude an der Arbeit mit Kindern geweckt.»

«Es ist sehr schön, die Entwicklung der Kinder mitzuerleben und zu unterstützen.»

Von ihrem abwechslungsreichen Schulalltag ist sie heute begeistert. Jeder Tag sei anders und immer sei etwas los. Vor allem gefällt ihr, dass sie die Kinder über einen längeren Zeitraum begleiten kann: «Es ist sehr schön, ihre Entwicklung mitzuerleben und zu unterstützen.»

BILDUNG SCHWEIZ stellt in einer Sommerserie ein paar Schweizer Lehrpersonen vor und zeigt, wie vielfältig ihr Job ist. Mehr Porträts finden Sie hier: Sommerserie

Was Zeit braucht

Als herausfordernd empfindet Satkunaseelan allerdings den täglichen Workload. Der sei insbesondere in den ersten Berufsjahren enorm: «Die Lektionen vorzubereiten oder all die verschiedenen Lehrmittel einzustudieren, ist sehr zeitaufwendig. Das wird unterschätzt.»

Auch sei der administrative Bereich extrem aufwendig. «Ich habe oft das Gefühl, ich werde nie fertig und die To-Do-Liste wird gefühlt immer mit etwas Neuem ergänzt, sobald ich etwas erledigt habe», sagt die Primarlehrerin.

«Man muss immer ready und auf alles gefasst sein.»

Hinzu komme, dass jede Klasse unterschiedlich sei. «Man muss immer ready und auf alles gefasst sein, um der Heterogenität gerecht zu werden», so Satkunaseelan. In einer Klasse reiche es, einfach die Regeln gemeinsam zu besprechen. In einer anderen breche dagegen das Chaos aus. Dann müsse man neue Strategien suchen. «Es ist schier unmöglich, auf all die unterschiedlichen Bedürfnisse einzugehen. Und auch die Erwartungen der Eltern an uns Lehrpersonen sind teilweise unrealistisch.»

Was hinter dem Lehrberuf steckt

Gerade weil sie ihren Beruf so liebt, würde sich Satkunaseelan mehr gesellschaftliche Wertschätzung wünschen: «Man hört ja immer wieder diese Vorurteile, dass wir so viele Ferien hätten und morgens mit den Kindern nur Mandalas malen.» Es wäre gut, wenn die Öffentlichkeit endlich klar erkennen würde, was eigentlich wirklich hinter dem Lehrberuf stecke, wieviel in einem Schulalltag immer parallel laufen würde und warum die Burnout-Rate so hoch sei.

«Jeder beneidet uns ein wenig. Aber trotzdem will niemand den Beruf selbst ausüben.»

Sie sieht in der gesellschaftlichen Wahrnehmung auch Widersprüche. «Jeder beneidet uns ein wenig. Aber trotzdem will niemand den Beruf selbst ausüben», sagt sie.

In den Herausforderungen sieht Satkunaseelan aber auch eine grosse Chance, ihre Kompetenzen zu erweitern und persönlich zu wachsen. «Es wäre schön, wenn ich auf meine Schülerinnen und Schüler einen so positiven Einfluss habe, wie ich das mit meiner eigenen Lehrpersonen erleben durfte.»

Autor
Brigitte Selden

Datum

13.08.2024

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