Was Zeit braucht
Als herausfordernd empfindet Satkunaseelan allerdings den täglichen Workload. Der sei insbesondere in den ersten Berufsjahren enorm: «Die Lektionen vorzubereiten oder all die verschiedenen Lehrmittel einzustudieren, ist sehr zeitaufwendig. Das wird unterschätzt.»
Auch sei der administrative Bereich extrem aufwendig. «Ich habe oft das Gefühl, ich werde nie fertig und die To-Do-Liste wird gefühlt immer mit etwas Neuem ergänzt, sobald ich etwas erledigt habe», sagt die Primarlehrerin.
«Man muss immer ready und auf alles gefasst sein.»
Hinzu komme, dass jede Klasse unterschiedlich sei. «Man muss immer ready und auf alles gefasst sein, um der Heterogenität gerecht zu werden», so Satkunaseelan. In einer Klasse reiche es, einfach die Regeln gemeinsam zu besprechen. In einer anderen breche dagegen das Chaos aus. Dann müsse man neue Strategien suchen. «Es ist schier unmöglich, auf all die unterschiedlichen Bedürfnisse einzugehen. Und auch die Erwartungen der Eltern an uns Lehrpersonen sind teilweise unrealistisch.»
Was hinter dem Lehrberuf steckt
Gerade weil sie ihren Beruf so liebt, würde sich Satkunaseelan mehr gesellschaftliche Wertschätzung wünschen: «Man hört ja immer wieder diese Vorurteile, dass wir so viele Ferien hätten und morgens mit den Kindern nur Mandalas malen.» Es wäre gut, wenn die Öffentlichkeit endlich klar erkennen würde, was eigentlich wirklich hinter dem Lehrberuf stecke, wieviel in einem Schulalltag immer parallel laufen würde und warum die Burnout-Rate so hoch sei.
«Jeder beneidet uns ein wenig. Aber trotzdem will niemand den Beruf selbst ausüben.»
Sie sieht in der gesellschaftlichen Wahrnehmung auch Widersprüche. «Jeder beneidet uns ein wenig. Aber trotzdem will niemand den Beruf selbst ausüben», sagt sie.
In den Herausforderungen sieht Satkunaseelan aber auch eine grosse Chance, ihre Kompetenzen zu erweitern und persönlich zu wachsen. «Es wäre schön, wenn ich auf meine Schülerinnen und Schüler einen so positiven Einfluss habe, wie ich das mit meiner eigenen Lehrpersonen erleben durfte.»