Zürich und Bern

Verein will mit Volksinitiativen die Selektion in der Volksschule abschaffen

Zürich und Bern sollen eine selektionsfreie Volksschule einführen. Das fordert der Verein Volksschule ohne Selektion. Er lanciert in beiden Kantonen Initiativen dazu.

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Die selektionsfreie Volksschule soll die Chancengerechtigkeit erhöhen, erhoffen sich die Initianten. Foto: iStock/damircudic

Der Verein Volksschule ­ohne Selektion (VSoS) will seinem Vereinszweck gemäss die Selektion in der Volksschule abschaffen. Nun hat er im Februar 2025 in den Kantonen Zürich und Bern Volksinitiativen lanciert. Laut einer Medien­mitteilung soll der Übertritt nach der 6. Klasse selektionsfrei erfolgen und die Sekundarstufe I soll wie ­die Primarstufe ohne Gliederung geführt werden. So würde die Selektion auf ­die 11. oder 12. Klasse verschoben.

Ausgebremste Talente

Mit dem aktuellen System würden dringend benötigte Talente frühzeitig ausgebremst. Das schädige die Schweiz auch finanziell, schreibt der VSoS. Er unterstreicht das, indem er auf die Studie «Bildungsgerechtigkeit – Chance für die Schweizer Wirtschaft» von Oliver Wyman Schweiz und der «Allianz Chance+»­ verweist. 

Demnach würden jedes Jahr bis zu 14'000 sozial benachteiligte Jugendliche nicht ihrem Potenzial entsprechend ausgebildet. Das führe zu einem jährlichen Verlust ­von bis zu 30 Milliarden Franken für die Volkswirtschaft aufgrund ungenutzter Talente. 

Zudem sei wissenschaftlich erwiesen, dass eine gerechte Zuteilung in die verschiedenen Leistungsniveaus eine Illusion sei. Vielmehr sei sie abhängig von Faktoren wie Wohnort, den Mitschülerinnen und Mitschülern sowie dem sozioökonomischen Stand der Herkunfts­familie. Der selektionsfreie Übertritt in die Sekundarstufe I würde deshalb ein Gewinn für alle darstellen.

Fachverbände im Zwiespalt

Gemäss der Zeitung «Der Bund» haben die Berufsverbände der Lehrpersonen gemischte Gefühle, was die Initiative angeht. Bildung Bern unterstütze sie nicht. Doch gingen innerhalb des Verbands die Meinungen zur Selektion auseinander. Der Verband der bernischen Schulleitungen unterstützt laut «Der Bund» die Initiative ebenfalls nicht. Co-Präsident Niels Lang befürwortet das Anliegen aber eigentlich. Doch die Schule habe gerade andere offene Baustellen.

Autor
Kevin Fischer

Datum

25.02.2025

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