SCHULREISE

Über Stock und Stein durch das Land der Zwerge

In Hasliberg im Kanton Bern laden zwei Zwergenwege zu kurzen Wanderungen auf den Spuren der Muggestutz-Bücher ein. Dabei wird vieles der Fantasie der Kinder überlassen.

Entlang der Zwergenwege entdecken die Kinder Schauplätze aus den Muggestutz-Bilderbüchern. Fotos: Susanne Schild

Im Haslital sind schon von alters her Zwerge unterwegs, wie alte Legenden erzählen. In diesem Reich sind Zwerge echt und Magie funktioniert – auch heute noch. So erzählt es zumindest die Autorin Susanna Schmid-Germann im Kinderbuch «Muggestutz». Seit 1997 lockt das Ausflugsziel Hasliberg bei Meiringen im Berner Oberland mit den Muggestutz-Geschichten neugierige Besucherinnen und Besucher auf den Berg, wo sie sich auf die Spuren des Haslizwergs begeben können. Zu den Büchern gibt es nämlich bereits zwei Zwergenwege.

Per Seilbahn auf den Zwergenberg

An einem sonnigen Mittwoch begleitet BILDUNG SCHWEIZ Schülerinnen und Schüler der ersten und zweiten Klasse aus Meiringen auf ihrer Zwergenreise. Als Erstes geht es mit der Seilbahn bis hoch zur Mägisalp, wo das Abenteuer lockt.

Mehr Ausflugstipps für Klassen gibt es in der Rubrik Schulreise: bildungschweiz.ch > Schulreisen

Im Velopark beim Bergrestaurant können sich die Kinder noch vor dem Rätselweg bereits ein erstes Mal austoben. Auf die robusten Kleinvelos stürzen sie sich mit Begeisterung. Nachdem sich die Kinder mit den Fahrzeugen ausgetobt haben (mit ersten kleinen Blessuren), mahnen die beiden Lehrerinnen zum Aufbruch. 

Die Klasse begibt sich auf den Weg namens «Abenteuer auf dem Zwergenweg». Dieser führt von der Mägisalp bis zur Station Bidmi. Der Weg besteht aus mehreren Erlebnisstationen, die auch in der Muggestutzgeschichte vorkommen. 

Die beiden Lehrerinnen empfehlen, die Bücher zu lesen, bevor man sich auf den Weg macht. Ihre Schülerinnen und Schüler sind Einheimische. Sie kennen den Weg und die Bücher gut. Das macht es leichter für die Begleitpersonen, da die Kinder zwischen den einzelnen Stationen fast selbstständig unterwegs sein können.

Zauberstein für Raurinde

Im ersten Buch will der Zwerg Muggestutz seiner Frau Raurinde zu ihrem Namenstag eine Freude machen. Er weiss aber nicht, was er ihr schenken soll. So begibt er sich auf eine Wanderung zu seinem Freund Lindelloo, der bestimmt eine gute Idee hat. 

Der Weg führt an Weiden vorbei, dann durch Wälder, wo der Pfad wurzelig und enger ist.

Lindelloo schlägt Muggestutz vor, einen Zauberstein aus einer Höhle zu besorgen. Um jedoch dorthin zu gelangen, muss Muggestutz zuvor einige Herausforderungen meistern. Seine Reise kann man in Hasliberg nachwandern.

Magische Landschaft

Der Weg ist kurzweilig: Zuerst führt er im offenen Gelände an Kuhweiden vorbei, dann durch Tannen- und Mischwälder, wo der Pfad wurzelig und enger ist. Wandernde kommen an liebevoll gestalteten Stationen vorbei, die direkt dem Zwergenabenteuer entspringen. Bei der «Tannzapfentröchni» können die Kinder mit Tannzapfen spielen. Andernorts entdecken sie Lindelloos Höhlen, hüpfen auf die Adlerschaukel oder suchen sich den Weg durchs Labyrinth.

Immer wieder hat man einen tollen Ausblick auf den Rosenlauigletscher, das Wetterhorn und die sogenannten Engelhörner, eine vier Kilometer lange Bergkette. Wobei dieses Panorama auf die einheimischen Kinder wohl nicht den gleichen Effekt hat wie auf Besucherinnen und Besucher aus dem Unterland.

Mittagsspass am Wasser

Auf dem Weg gibt es auch ein paar Grillplätze mit genügend Holz und Sitzgelegenheiten. Die Kinder aus Meiringen erreichen bereits zur Mittagszeit die Mittelstation Bidmi. Dort ist ausreichend Zeit und genügend Platz für eine lange Pause. 

Vor und nach dem Grillieren vergnügen sich die Kinder auf dem Klettergerüst und beim Wasserspiel, wo man Wasser stauen kann. Die daraus resultierenden nassen Schuhe dämpfen das Vergnügen der Kinder nicht. Manche haben in weiser Voraussicht ihre Schuhe rechtzeitig ausgezogen.

Die Lehrerinnen schärfen ihren Schützlingen ein, hier Abstand zu halten, was erstaunlich gut funktioniert.

Wer Wasser weniger mag, kann auf dem Spielplatz schaukeln, rutschen, wippen oder balancieren. Unmittelbar daneben liegt das Bidmiseeli. Die Lehrerinnen schärfen ihren Schützlingen ein, hier Abstand zu halten, was erstaunlich gut funktioniert. Für Kinder, die sich weniger gut an Regeln halten können, mag das offene Gewässer direkt beim Spielplatz ein gewisses Risiko bergen. 

Für die beiden Lehrerinnen ist es nicht ganz einfach, auf dem Bidmi-Spielplatz den Überblick zu behalten, da noch andere, vor allem kleinere Kinder, dort sind. Daher empfehlen sie anderen Lehrpersonen, eher an einem der anderen Grillplätze unterwegs eine längere Rast einzulegen, damit die Klasse unter sich ist.

Gegen halb zwei blasen die beiden Lehrerinnen schliesslich zum Abmarsch. Bevor es mit der Seilbahn wieder heim geht, darf sich jedes der Kinder noch eine Glace aussuchen, die von den Bergbahnen offeriert wurde.

Alte Sagen aus dem Haslital

Der Muggestutz-Zwergenweg am Hasliberg ist einer der ältesten Erlebniswege der Schweiz. 1996 lud der damalige Tourismusdirektor die Meiringer Kindergartenlehrerin Susanna Schmid-Germann zur Planung für einen Erlebnisweg ein. Die damals 42-Jährige recherchierte daraufhin in alten Sagen über das Haslital, damit das Projekt einen Bezug zur Region erhielt. Demnach bewohnten vor langer Zeit Zwerge das Tal. Auf deren Geschichten baute Schmid-Germann ihre Muggestutzbücher auf.

Ihr sei von Anfang an wichtig gewesen, dass der Zwergenweg nicht so kommerziell wirke wie die Freizeitparks von Disney, erzählte sie in einem Interview mit dem Online-Magazin «Plattform J» zum 20-jährigen Muggestutz-Jubiläum. Unter anderem deswegen gibt es auf den Wegen zwar Zwergenhäuschen, aber kaum Zwergenfiguren. Diesen Teil überlassen die Wegbauer ganz der Fantasie der Besucherinnen und Besucher.

«Und trotzdem gibt es eine Tannzapfentröchni!» 

An die Entstehung des Muggestutzweges erinnert sich die Autorin gut. Beim Bau der Tannzapfentröchni sei ein Tourist wütend geworden, als Handwerker ihm erklärten, wozu das Konstrukt diene. Ein Handwerker habe dem Touristen dann hinterhergerufen: «Und trotzdem gibt es eine Tannzapfentröchni!» 

Tatsächlich kann man die Tröchni fast 30 Jahre später noch bestaunen. Und, wer fest dran glaubt, sieht hie und da vielleicht auch ein paar Zwerge.

Nützliche Informationen

Auf dem Hasliberg stehen zwei Zwergenwege zur Auswahl. Sie sind von Anfang Juni bis Mitte Oktober geöffnet. «Abenteuer auf dem Zwergenweg» führt in rund fünf Kilometern von der Mägisalp bis zur Station Bidmi. Der zweite, neuere Weg «Das Haus zum Bannwald» führt auf drei Kilometern von Käserstatt nach Lischen. Die Seilbahnfahrt kostet für Kinder von 6 bis16 Jahren im Rahmen von Klassenfahrten 12 Franken pro Kind und 24 Franken pro Begleitperson. Für Kindergartenkinder ist der Ausflug gratis. Zwischen den Stationen Bidmi und Reuti gibt es zudem einen Weg mit 13 Kugelbahnen. Die reine Wanderzeit beträgt eine Stunde. Ältere Kinder können an den Bergstationen Mägisalp und Käserstatt ausserdem Trotti-Bikes ausleihen. Mehr Informationen: meiringen-hasliberg.ch > Sommer > Muggestutz

Autor
Susanne Schild

Datum

16.04.2025

Themen