Zum Entscheid des Bundesparlaments

Studie bestätigt Bedenken zu ­erleichtertem PH-Zugang

Wollen Berufsmaturandinnen und ­-maturanden studieren, fehlen ihnen oft noch grundlegende Fähigkeiten. Eine Studie bekräftigt die Zweifel am erleichterten Zugang zu Pädagogischen Hochschulen, den das Bundesparlament nun abgelehnt hat.

junge Frau hält sich ein geöffnetes Buch vor den Kopf.
Berufsmaturandinnen und -maturanden bringen nicht alle Grundkompetenzen mit, die es für ein Studium braucht. Foto: Unsplash/SioraPhotography

Nach der Berufsmatura ohne Zulassungsprüfung an die Pädagogische Hochschule (PH)? Dafür bringen diese Maturandinnen und Maturanden zu wenig Allgemeinwissen mit, so die Kritik. Deshalb wehrt sich auch der Dachverband Lehrerinnen und Lehrer Schweiz (LCH) gegen einen direkten Zugang zur PH nach der Berufsmatura.

Den Nationalrat hat das aber nicht gehindert, im Frühjahr einem Vorstoss mit diesem Ziel zuzustimmen. Er wollte so den Lehrpersonenmangel lindern. Doch eine Studie von Franz Eberle, emeritierter Professor für Gymnasial- und Wirtschaftspädagogik, bestätigt die Befürchtungen des LCH.

Berufserfahrung hilft, aber…

In der Studie «Studierfähigkeit von Berufsmaturandinnen und -maturanden» aus dem Jahr 2021 kommt Eberle zum Schluss, dass gerade in Deutsch und Mathematik grosse Lücken bestehen. Wie gross, das hänge von der Berufsmaturitätsrichtung ab. Diese beiden Fähigkeiten seien für eine allgemeine Studierfähigkeit grundlegend. Geht es aber um einen berufsnahen Fachbereich, haben Absolventinnen und Absolventen einer Berufsmatura einen Wissens- und Könnensvorsprung gegenüber jenen mit einer gymnasialen Matura. Der Grund dafür sei vermutlich die «berufliche Anwendungserfahrung».


Mehr Wissen ist notwendig

Zusammenfassend schneiden gymnasiale Maturandinnen und Maturanden dort deutlich besser ab, wo sie wesentlich mehr Stunden für das Lernen zur Verfügung haben als die Lernenden in der Berufsmatura. Grundsätzlich könne aber auch der grösste Teil der Berufsmaturandinnen und -maturanden die Studierfähigkeit für die Fachhochschulen erreichen, schreibt Eberle abschliessend. Doch besonders wenn sie fachfremde Studienbereiche angehen wollten, müssten sie neue notwendige Kompetenzen selbst erwerben. Eine Berufsmatura sollte lediglich dafür sorgen, dass ihre Absolventinnen und Absolventen das auch können.

Der Ständerat hat den Vorstoss zum erleichterten Zugang zur PH mit Berufsmatura in der Herbstsession nun auch knapp abgelehnt. Ganz vom Tisch ist die Idee damit aber nicht, weil der Ständerat noch einen Bericht des Bundesrats zum Thema abwarten will.

Autor
Kevin Fischer

Datum

19.09.2023

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