Die Kramgasse – Berns bekannteste Strasse – erstrahlt an diesem Dienstagmorgen unter stahlblauem, wolkenlosem Himmel und viel Sonnenschein in ganz besonderem Glanz. Vor dem Zytglogge tummeln sich Schaulustige und Touristen. Mittendrin in diesem sommerlich-heiteren Getümmel: Eine Mischklasse bestehend aus der ersten und zweiten Primarstufe der Schule Wabern bei Bern. Die Klasse von Lehrerin Anke Schröter ist gerade auf der Schulreise und wartet auf den Eintritt ins Klingende Museum Bern. Es befindet sich direkt an der Kramgasse im Kellergeschoss.
Vor der Treppe, die zum Eingang hinunterführt, ist ein Jagdhorn angebracht. Als die Klasse es entdeckt, versuchen die kühnsten Kinder sogleich, dem Instrument einen Ton zu entlocken. «Das ist gar nicht so einfach», ruft ein Junge in die Menge. «Lass mich mal versuchen, ich kann das!», entgegnet ein Mädchen. Danach packen die Schülerinnen und Schüler ihr Znüni aus. Noch während sie die letzten Bissen davon hinunterschlucken, öffnet Adrian von Steiger, Leiter des Museums und Museumsführer, im Kellergeschoss die Türe.
Vom Schneckenhorn zum Kuhhorn
Die Sammlung des Museums umfasst rund 1600 Instrumente, wovon die ältesten über 300 Jahre alt sind. Zum Glück für die Kinder stehen auser den historischen Originalen auch Nachbauten zur Verfügung, die das unternehmungslustige Publikum im zweiten Teil des Workshops ausprobieren darf.
«Die ältesten Knochenflöten sind über 40 000 Jahre alt.»
Zunächst präsentiert von Steiger der Klasse einige altertümliche Blasinstrumente, darunter ein Schneckenhorn, ein Kuhhorn, eine Trompete aus Elfenzahn und eine Knochenflöte, hergestellt aus dem Schlüsselbein eines Schafes. «Die ältesten Knochenflöten sind über 40 000 Jahre alt», erklärt von Steiger, der nebst seinem Engagement im Klingenden Museum auch als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Hochschule der Künste Bern im Forschungsfeld Instrumente tätig ist.