Eine Schule ohne Schulleitung – für jüngere Lehrerinnen und Lehrer unvorstellbar. Dabei wurden Schulen vor einigen Jahrzehnten noch ganz anders geführt. An vielen Standorten fehlten Schulleitungen sogar komplett. BILDUNG SCHWEIZ blickt zurück auf die Anfänge der geleiteten Schule und zeigt, mit welchen Herausforderungen heutige Schulleiterinnen und Schulleiter konfrontiert sind.
Schritt für Schritt entstanden
Bis in die 1980er-Jahre galt: Je höher die Schulstufe, desto strukturierter geführt war die Schule. Oberstufen und Gymnasien, besonders im städtischen Raum, verfügten schon in den 1950er- und 1960er-Jahren über einen Rektor oder einen Schulvorsteher. An Primarschulen hingegen gab es meist keine offizielle Schulleitung.
Verwaltungsaufgaben wurden von den Lehrpersonen selbst erledigt. Zu Beginn der 1980er-Jahre kam es dann in vielen Kantonen zu einem Umdenken: Lehrerinnen und Lehrer wanderten vermehrt in den Wirtschaftssektor ab. Viele Schulen kamen darum auf die Idee, Lehrpersonen eine Personalführung zur Verfügung zu stellen – ähnlich wie in der Wirtschaft. So kam es in einigen Kantonen zu einer ersten Professionalisierung der Schulleitung.
Schule ist kein Unternehmen
«Die Entwicklung passierte schrittweise», erinnert sich Bruno Rupp, ehemaliger Schulleiter und ehemaliges Mitglied der Geschäftsleitung LCH. Er war vor knapp vierzig Jahren am Aufbau von ersten Schulleitungen im Kanton Bern beteiligt. Dabei half er auch, Kurse zur Schulführung zu organisieren. Dabei zeigte sich jedoch schnell: Eine Schule muss anders geführt werden als eine Firma.
Im Vordergrund steht die Pädagogik und nicht Umsatz und Gewinn. Die Seminare wurden angepasst und fanden bei mehr und mehr Lehrpersonen Anklang. So erhielten die ersten Schulen im Kanton Bern schrittweise eine Schulleiterin oder einen Schulleiter. Bruno Rupp war einer davon: Er führte ab Mitte der 1980er-Jahre die Schule, an der er unterrichtete.
«Für viele Schulleitende, auch für mich, war die Rolle anfangs ungewohnt.
Die neue Funktion war für alle Beteiligten eine Umstellung. «Für viele Schulleitende, auch für mich, war die Rolle anfangs ungewohnt. Plötzlich war ich nicht länger nur Kollege, sondern auch Vorgesetzter.» Es sei schwierig gewesen, die Balance zu wahren. Die Situation habe in der Kommunikation viel Feingefühl erfordert, etwa bei den neu entwickelten Mitarbeitendengesprächen. Plötzlich wurde man auch zur Anstellungsbehörde. Früher war das Sache der Schul-kommission.