Filmprojekte für Primarschulkinder

«Mit dem Handy ist heute alles machbar»

Filmprojekte benötigen nicht immer aufwendige Programme und teure Geräte. Schon mit einem Handy können Schulklassen eigene Videos drehen. Dokumentarfilmer, Lehrer und Lehrmittelautor Stascha Bader sagt, worauf es dabei ankommt.

Stascha Bader im Gespräch mit dem LCH
Stascha Bader ist Lehrer und Dokumentarfilmer. Foto: zVg

Filme und Videos sind heutzutage als Kommunikationsmittel nicht mehr aus dem Alltag wegzudenken. An Schulen werden Lernvideos immer beliebter. Doch auch das Filmemachen selbst kann verschiedene Kompetenzen fördern. Welche Filmarten einen besonderen Lerneffekt haben, auf welcher Stufe Filmprojekte Sinn machen und welches Equipment dafür nötig ist, weiss Stascha Bader. Der Dokumentarfilmer und Gymnasiallehrer hat ein Lehrmittel zum Thema verfasst.

BILDUNG SCHWEIZ: Man könnte meinen, Kinder und Jugendliche bringen bereits Vorwissen im Bereich Film mit. Immerhin sind sie mit dem Handy und sozialen Netzwerken aufgewachsen. Stimmt das?

STASCHA BADER: Nicht ganz. Kinder und Jugendliche haben ein grosses passives Know-how. Sobald sie aber selbst mit Film und Video kommunizieren wollen, fehlen ihnen grundlegende Fähigkeiten. Das ist schade, lässt sich aber beheben. Sind die Grundbegriffe der Filmsprache erst einmal erlernt, können Schülerinnen und Schüler schnell eigene audiovisuelle Inhalte herstellen.

Mehr über Filmprojekte im Unterricht: «Schülerinnen und Schüler drehen mit Profis Filme», bildungschweiz.ch, 27.6.24

Welche Kompetenzen können sich Lernende dabei aneignen?

Sie erlernen wichtige Aspekte der audiovisuellen Kommunikation. Dazu gehören etwa die wichtigsten Merkmale der Filmsprache wie Kameraeinstellungen und Kameraperspektiven. Zudem lernen die Schülerinnen und Schüler die für ihren Zweck passenden Filmsorten unterscheiden. Und schliesslich können sie die Wirkung der verschiedenen audiovisuellen Stilmittel beurteilen.

Warum ist der Erwerb dieser Fähigkeiten wichtig?

Es handelt sich um zukunftsorientierte Kompetenzen und Fähigkeiten. Schon heute ist die Bedeutung von Erklär-, Präsentations- oder Dokumentationsvideos in der Arbeitswelt sehr hoch. Tendenz steigend.

Fördert das Filmemachen auch soziale Kompetenzen?

Ja, bei Videoprojekten eignen sich die Schülerinnen und Schüler soziale und persönliche Kompetenzen an, die sie allgemein für Projektarbeit benötigen: Organisation und Planung, Teamfähigkeit, Zeitmanagement, Durchhaltevermögen, Lösungsorientierung sowie Recherche. Diese Kompetenzen spielen später auch im Berufsleben eine wichtige Rolle.

Für welche Fächer eignet sich das Medium Film besonders?

Für Medien und Informatik, Deutsch und Bildnerisches Gestalten ist es prädestiniert. Für Sprachfächer oder Musik eignet sich die Reportage sehr gut. Ein Beispiel wäre etwa eine Reportage über eine Cellistin im Opernhaus.

«Für einen guten Ton ist ein externes Mikrofon ein Muss.»

Im Geschichtsunterricht ist auch eine fiktive Reportage denkbar, in der man beispielsweise das Leben der Pfahlbauer zeigt. Musikvideos sind natürlich im Fach Musik gut einsetzbar. Spielfilme lassen sich im Bildnerischen Gestalten oder in einer Projektwoche gut umsetzen. Lernvideos zu Unterrichtsthemen passen wiederum für jedes Fach — auch anstelle von schriftlichen Arbeiten oder PowerPoint-Präsentationen.

Welche Geräte und Programme sind für ein Filmprojekt notwendig?

Mit dem Handy ist heute alles machbar. Aber Achtung: Für einen guten Ton ist ein externes Mikrofon ein Muss. Ein solches gibt es bereits ab 40 Franken. Schnittprogramme wie beispielsweise CapCut sind auf den Handys meist schon installiert. Als Aufnahmegeräte eignen sich auch Tablet oder Camcorder. Der Filmschnitt ist auf PC und auf Mac möglich. Wichtig ist, dass die Lehrperson vorher in der Klasse abklärt, wer welche Geräte und Skills mitbringt und wie man sie einsetzen kann.

Für welche Altersstufe sind Filmprojekte geeignet?

In der fünften Klasse können Projekte wie einfachere Animationsfilme realisiert werden. Filmprojekte wie Reportagen, Erklär- oder Musikvideos eignen sich für alle älteren Schülerinnen und Schüler. Für die Älteren machen Filme und Videos als Maturaarbeit Sinn. Unabhängig vom Alter haben Filmprojekte immer einen positiven Nebeneffekt: Alle sind bei der Ankündigung eines Filmprojekts meist sofort motiviert.

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Stascha Bader: «Action – Film und Video im Unterricht», 2024, Cornelsen Schweiz, 128 S., Arbeitsbuch für Lehrpersonen: CHF 29.90, für Schülerinnen und Schüler: CHF 19.90

Autor
Caroline Kienberger

Datum

11.07.2024

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