SOMMERSERIE

Lehrerin? Alles, nur das nicht

Der Lehrberuf sei kein Job, bei dem man nach Feierabend alles hinter sich lasse, sagt Ronja Schuler über ihre Arbeit im Kindergarten. In dieser Sommerserie von BILDUNG SCHWEIZ erzählt sie, was beim Berufseinstieg hilft – und wie sich die Prophezeiung ihrer Kindergartenlehrerin erfüllt hat.

Bildmontage, die ein Lehrerinnenporträt vor einer Wandtafel zeigt.
Ronja Schuler schätzt die kreativen Freiheiten ihres Berufs und die Unterstützung im Lehrteam. Fotomontage: iStock/uatp2/zVg

Viele Kinder haben einen Traum, was sie später mal werden wollen. Bei Ronja Schuler war das nicht so. Zwar prophezeite schon ihre Kindergärtnerin, sie würde bestimmt Lehrerin werden. Aber Schuler war sich sicher, dass sie alles werden würde, nur das nicht. Doch dann es kam anders.

Während der Fachmittelschule belegte Schuler den Bereich Pädagogik: «Das war die bisher beste Entscheidung in meinem Leben. Nach einem Schnupperpraktikum wusste ich, ich werde doch Lehrerin.» Entsprechend motiviert absolvierte sie das Studium. Mit ihrer Bachelorarbeit über Kinderangst, die sie zusammen mit einer Kollegin an der Pädagogischen Hochschule Zug geschrieben hat, gehörte Schuler zu den Besten ihres Jahrgangs.

 

BILDUNG SCHWEIZ stellt in einer Sommerserie ein paar Schweizer Lehrpersonen vor und zeigt, wie vielfältig ihr Job ist. Mehr Porträts finden Sie hier: Sommerserie

Seit letztem Jahr leitet die 23-jährige ihre erste Klasse im Kindergarten im glarnerischen Elm. Dort unterrichtet die junge Unterstufenlehrerin, die mehrere Instrumente spielt, 21 Kinder im Alter von vier bis sechs Jahren. «Mir gefällt, dass ich den Unterricht selbst bestimmen kann, viel sozialen Kontakt habe, mich kreativ ausleben kann und dabei grosse Freiheiten habe», so Schuler.

Das Leben der Schülerinnen und Schüler

Der Schulalltag ist dennoch oft anders, als sie sich diesen während des Studiums vorgestellt hat. In der Ausbildung würde man zum Beispiel nur spärlich darauf vorbereitet, wenn Kinder daheim Probleme hätten. «Im täglichen Umgang mit den Kindern bekomme ich sehr viel von ihnen mit. Auch in komplizierte häuslichen Situationen, die mir nahegehen. Das macht meine Arbeit intensiv und manchmal streng», sagt Schuler.

«Im täglichen Umgang mit den Kindern bekomme ich sehr viel von ihnen mit. Auch in komplizierte häusliche Situationen.»

Wenn es einem Kind nicht gut ginge, übertrage sich das sofort auf die anderen Kinder und auch auf sie selbst. «Es ist eben kein Job, bei dem man abends rausgeht und alles bis zum nächsten Morgen hinter sich lassen kann. Man nimmt ihn mit nach Hause.» Darum ist sie froh um die Mentoratspersonen und ihr Team. Dort kann sie in schwierigen Situationen um Rat fragen.

Herausforderungen gemeinsam meistern

Eine der momentan grössten Herausforderungen sieht Schuler als Berufseinsteigerin in der Elternzusammenarbeit: «Einige Eltern erwarten sehr viel von uns Lehrpersonen. Vor allem, wenn es deren erstes Kind ist und ihnen die Erfahrung im Umgang mit der Schule fehlt.»

«Einige Eltern erwarten sehr viel von uns Lehrpersonen.»

Auch der Personalmangel sei eine grosse Herausforderung. Dies könne ein Team stark belasten und wichtige Ressourcen verbrauchen: «Gerade in den Bergdörfern wird es mehr altersdurchmischte Klassen geben, weil schlicht das Personal fehlt.» Deshalb sei es so wichtig, auf den unterschiedlichen Stufen im Team zusammenzuarbeiten: «Nur so kann man sich gegenseitig unterstützen und Halt geben.»

Autor
Brigitte Selden

Datum

31.07.2024

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