Sommerserie

Zum Lehren greift er in die Spielkiste

Jede Lehrerin, jeder Lehrer hat einen eigenen Stil. In diesem Porträt zeigt BILDUNG SCHWEIZ, wie Primarlehrer Patrick Jerg sein Interesse an Gesellschaftsspielen in den Unterricht einfliessen lässt – und warum er trotz vieler Herausforderungen seinem Beruf treu bleibt.

Bildmontage zeigt das Porträt eines Lehrers vor einem Klassenzimmer mit Wandtafel.
Fotomontage: iStock/uatp2/zVg

«Die Arbeit mit Schulklassen vergleiche ich gerne mit Sport: Man muss eine Mannschaft bilden und die bestmögliche Aufstellung finden», erklärt Primarlehrer Patrick Jerg seinen Beruf. «Danach läuft eine Vertragszeit von drei Jahren, in der ich das Team stärken darf, bevor ich es weitergebe.» Das ist der Aspekt, den Jerg am meisten an seiner Arbeit als Lehrer der 1. bis 3. Unterstufe reizt. Es war auch ein wichtiger Grund dafür, dass sich der 51-Jährige nach seinen sieben Jahren als Schulleiter in Goldach (SG) wieder voll und ganz dem Lehrberuf widmete.

«Die Arbeit mit den Kindern ist das Grösste.»

Inspiriert vom Sportverein

Gute Vorbilder in der Schule haben Jerg schon früh vom Beruf überzeugt. Im Sportverein habe er  als Jugendlicher gemerkt, dass ihm eine Leitungs- und Vorbildfunktion gefallen würde. Eine andere Karriere habe ihn danach nie gereizt. «Die Arbeit mit den Kindern ist das Grösste», sagt Jerg dazu.

BILDUNG SCHWEIZ stellt in einer Sommerserie ein paar Schweizer Lehrpersonen vor und zeigt, wie vielfältig ihr Job ist. Mehr Porträts finden Sie hier: Sommerserie

Es fällt Jerg entsprechend schwer, sich für sein schönstes Erlebnis seiner Arbeit zu entscheiden. Er geniesse unter anderem Klassenlager und Projektwochen, weil dort ein ganz anderer Zusammenhalt in der Klasse entsteht.

Jerg hat besonders Freude, wenn sich Schülerinnen und Schüler später in ihrem Leben wieder bei ihm melden. Der Lehrer findet es spannend zu sehen, welche Früchte seine Arbeit mit den Kindern getragen hat und ob er sie richtig eingeschätzt hat.

Spielmorgen bringen alle zusammen

Jergs Steckenpferd in der Schule sind Karten- und Brettspiele. Er ist auch in der Freizeit ein grosser Spielefan und rezensiert in einem Blog regelmässig neue Spiele. Im Unterricht nutzt er seine Leidenschaft, um spielerisch Kompetenzen zu vermitteln. «Mindestens ein schulischer Ansatz ist in jedem Spiel drin: Die Kinder erlernen Regeln und sie lernen mit dem Gewinnen und dem Verlieren umzugehen», erklärt der Lehrer.

Auf seine Initiative hin gibt es in einigen Schulen in Goldach seit einigen Jahren regelmässig altersdurchmischte Spielmorgen. Die Kinder können ihre eigenen Spiele mitbringen oder sich an den Spielkisten bedienen, die Jerg zusammengestellt hat. Darin befinden sich ganze Klassensätze an Spielen. Das Konzept ist bisher erfolgreich und könnte noch ausgeweitet werden, so der Lehrer.

«Didaktische Trends kommen und gehen, wie zum Beispiel Diktate.»

Weniger Administration und Einmischung erwünscht

Unterdessen arbeitet Jerg seit 30 Jahren als Lehrer. Die Zukunft des Berufs findet Jerg schwierig einzuschätzen. «Didaktische Trends kommen und gehen, wie zum Beispiel Diktate», sagt er. «Manchmal gelten sie als relevant, dann wieder nicht mehr.» Am wichtigsten für ihn bleibt in jedem Fall, dass er sein Schulzimmer nach seinen Wünschen gestalten kann. Wenn es eine gute Atmosphäre hat, die zum Lernen anregt, unterstütze ihn das im Alltag. Dann mache die Arbeit allen Spass.
 
Für den Lehrberuf wünscht er sich künftig weniger administrative Arbeit – und mehr Gestaltungsfreiheit. Im Moment müsse er sich schon im Unterrichtsalltag mit zu vielen verschiedenen Menschen koordinieren. Denn mehr Stimmen generieren mehr Arbeit, die nicht immer zielführend ist. Alle wollen nur das Beste für die Kinder, doch manchmal gehe es zu wie im Bienenhaus.

Autor
Kevin Fischer

Datum

25.07.2024

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