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Hilfe, mein Kind klebt am Bildschirm. Was soll ich tun?

Früher lockte der Fernseher, heute ziehen Computer und Handy Kinder in ihren Bann. Was lässt sich diesen Verlockungen entgegensetzen? Sieben Empfehlungen, Tricks und Tipps für einen gesunden Bildschirmkonsum.

Ein Vater sitzt mit seinem Kind an einem Spieltisch.
Spielen Eltern mit ihren Kindern, stärkt sie das in ihrem Wesen und sie lernen, das Zusammensein ohne Bildschirme zu schätzen. Foto: iStock/Fly View Productions

Videos, Spiele und Kurzbotschaften – Bildschirme bieten Kindern und Jugendlichen pausenlos Attraktionen: Eine Situation, die Eltern und Lehrpersonen fordert. BILDUNG SCHWEIZ hat recherchiert und 7 Empfehlungen zusammengestellt.

1. Gutes Vorbild

Kinder kopieren die Menschen in ihrem Umfeld. Ob und wie Kinder Bildschirme nutzen, hängt zu einem grossen Teil vom Verhalten ihrer Vorbilder ab und weniger von den Apps oder den Kindern selbst. Je mehr die Eltern sich mit ihrem Smartphone beschäftigen, desto mehr tun dies die Kinder auch. Dies schreibt Henry Rygel im Artikel «Wie gefährlich ist das Smartphone für Kinder? Über den Einfluss der Smartphone-Nutzung auf die kindliche Gesundheit.»

2. Klare Vorgaben

Ob die Weltgesundheitsorganisation (WHO) oder nationale Vereinigungen von Kinderärzten: Alle fordern klare Vorgaben und Regeln für den Bildschirmkonsum. In der Schweiz erläutert die Broschüre «Medienkompetenz – Tipps zum sicheren Umgang mit digitalen Medien» mögliche Rahmenbedingungen für Schule und Privatleben. Empfohlen wird: «Kinder unter drei Jahren gehören nicht vor den Fernseher. Geschaute Inhalte sollten altersgerecht sein und gestoppt bzw. mit Unterbrüchen angeschaut werden können. Drei- bis Fünfjährige können bis zu 30 Minuten am Tag in Begleitung von Erwachsenen altersgerechte Bildschirmmedien nutzen. Sechs- bis Neunjährigen reichen fünf Stunden Bildschirmzeit pro Woche. Zehn- bis Zwölfjährige sollten pro Woche nicht mehr als zehn Stunden vor dem Bildschirm verbringen.» Mehr Informationen enthält die Broschüre «Medienkompetenz – Tipps zum sicheren Umgang mit digitalen Medien» des Instituts für Angewandte Psychologie der Zürcher Hochschulen für Angewandte Wissenschaften.

3. Starke Basis

Um die Hirnkapazität zu fördern und Kindern später einen guten Start in die Schule zu erleichtern, erachten Neurologinnen und Neurologen vier Erfahrungen in der frühen Kindheit als entscheidend: eine achtsame Bezugsperson, differenzierte Sprache, freies Spiel und gute Ernährung. Eine Vertiefung dazu bietet der Dokumentarfilm «Brain Matters» von Carlota Nelson.

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4. Pausen, Langeweile, Interaktionen

Das Gehirn braucht Pausen, Ruhe und Abwechslung. Bildschirmfreie Tage schaffen Raum für gemeinsame Aktivitäten, aber auch für Langeweile. Bildschirmfreie Räume können «nicht digitale» Akzente setzen: Zeit für Gesellschaftsspiele, für Bücher, zum Musizieren oder Meditieren. Mehr Informationen dazu gibt es in einem Artikel zum Thema unter dem Link http://bit.ly/3tsDFCL.

5. Vom Bildschirm ins Leben

Wer gemeinsam vor dem Bildschirm sitzt, kann das Gesehene teilen und ins «eigene Leben» transferieren. Anstelle von Farbtöpfchen auf dem Bildschirm anzuklicken, malen Kinder mit Pinsel und Farbe ein Bild. Der Tanzfilm kann im Wohnzimmer nachgespielt und die Kochshow in die eigene Küche verlegt werden. Ein Tipp aus dem Artikel «Screen time and preschool children: Promoting health and development in a digital world» im Positionspapier «Canadian Paediatric Society».

6. Familienzeit

Ein gemeinsames Abendessen, ein Nachmittag auf dem Spielplatz oder eine Gute-Nacht-Geschichte: Familienerlebnisse und Routinen sind Gelegenheiten, um soziale Fähigkeiten zu erlernen, zu trainieren und Bildschirme wegzulegen. Dies ist ein weiterer Vorschlag aus dem unter dem Punkt 5 aufgeführten Artikel.

7. Eine Prise Humor

Bildschirme nicht verteufeln, Perspektiven wechseln, Distanz gewinnen und auch mal drüber lachen – so wie der Deutsche Kabarettist Dieter Hildebrand: «Bildung kommt von Bildschirm und nicht von Buch, sonst hiesse es ja Buchung.»

Autor
Christa Wüthrich

Datum

26.11.2023

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