Beliebter als viele andere Ausflugsziele
«Ich habe die Linner Linde schon als Kind mit meinen Eltern besucht», sagt Brunner. Auch heute noch besuche er sie ab und an, wenn er auf einer Wanderung in der Gegend sei. Im Aargau ist der Baum denn auch ein beliebtes Schulreise- und Ausflugsziel. Unzählige Aargauer Schulkinder haben ihn bereits gesehen. Die Linner Linde ist mittlerweile so beliebt, dass es den Verantwortlichen des Dorfs Linn und des Juraparks Aargau manchmal fast zu viel wird. Gerade der Autoverkehr belaste das Dorf, heisst es seitens des Juraparks Aargau.
Zur Linner Linde lässt sich allerdings gut mit dem öffentlichen Verkehr anreisen. Die Bushaltestelle Bözberg liegt unmittelbar bei der Linde. Es gibt unzählige Möglichkeiten, die malerischen Kulturlandschaften des Bözbergs von dort aus zu Fuss zu erkunden:
Mit den Kleinen ins Sagemülital
Eine einfache, aber spannende Route, die mit Schülerinnen und Schüler des Zyklus 1 machbar ist, ist der Natur- und Kulturweg Linn. Der Rundweg führt ins wildromantische Sagemülital. Durch den Buchen- und Föhrenwald gelangt man talabwärts zum Linnerbach-Wasserfall. Dieser ist mit fünfeinhalb Metern der höchste im Kanton Aargau. Weiter geht es dann zum idyllischen Sagemüliweiher. Dieser geschützte Ort lädt zum Innehalten ein. Entlang der Dorfstrasse und vorbei an schmucken Bauernhäusern geht es wieder zurück nach Linn. Der Rundweg ist vier Kilometer lang, die Wanderzeit beträgt etwa eine Stunde.
Römerstrasse für die Mittelstufe
Eine etwas längere, aber geschichtlich interessante Wanderung ist der Besuch der römischen Gleisstrasse. Diese wurde teilweise direkt aus dem Kalkfelsen gehauen. Die gut erhaltenen Wagenräderspuren im Felsen sind eindrücklich und klar zu erkennen. Die beiden Rillen weisen einen Abstand von gut einem Meter auf und sind bis zu 30 Zentimeter tief.
Bis zur Römerstrasse sind es rund fünf Kilometer. Entweder wählt man dann denselben Weg zurück und hört in der Hälfte des Rückweges bei der Bushaltestelle Schwerzbrünnli auf. Oder es ist auch möglich, eine Rundwanderung via Linner Linde, Wasserfall, Römerstrasse und zurück zur Linner Linde zu absolvieren. Diese Route ist dann allerdings rund elf Kilometer lang und wohl eher für ältere und sportliche Schülerinnen und Schüler geeignet.
Bergroute für die Oberstufe
Eine etwas kürzere Variante für Zyklus-3-Schülerinnen und -Schüler wäre die Bergroute. Sie führt via Linn, Linner Linde über den Linnerberg zum Wasserfall und Steinbruch. Anschliessend geht es über den Hundsrugge zurück ins Dorf Linn. Die Länge dieser Wanderung beträgt rund 8,3 Kilometer. Der tiefste Punkt der Wanderung liegt auf 566 Meter über Meer, der höchste Punkt auf 727 Meter über Meer. Es sind also rund 150 Höhenmeter zurückzulegen.
Ausser den geschilderten Rundwanderungen ist es auch möglich, als Startpunkt eine der umliegenden Ortschaften rund um den Bözberg zu wählen und die Linner Linde als Ziel anzuvisieren.
Die Linde im Dorf und weltweit
So berühmt die Linner Linde ist: Sie ist nicht die einzige Linde in der Umgebung. Am Dorfplatz in Linn steht ebenfalls eine, bei der sich Linnerinnen und Linner zum Dorffest, Christbaumverteilen oder Neujahrseinklang treffen. Weltweit gibt es ungefähr 45 Lindenarten. In Mitteleuropa sind allerdings nur drei Lindenarten heimisch: die Sommerlinde, die Winterlinde sowie die Kreuzung aus den beiden Linden, die holländische Linde.
Der Besuch der Linner Linde, ihre Geschichte und die Biologie des Baumes eröffnen unzählige Möglichkeiten, handfestes Wissen im NMG-Bereich zu erarbeiten oder den Besuch auch für die Erarbeitung mathematischer Kenntnisse zu nutzen. So könnte man mit den Schülerinnen und Schülern beispielsweise die Höhe, die Länge und den Durchmesser sowie das Volumen des Baumes errechnen.
Für Michel Brunner lohnt sich der Besuch der Linner Linde – oder aber auch anderer Baumriesen in der Schweiz – noch aus einem anderen Grund. Für ihn sind «Bäume Persönlichkeiten, wie wir Menschen auch».