Wie steht es um das Schweizer Bildungswesen?

Bildungsbericht zwischen Covid und Fachkräftemangel

Welche Auswirkungen hatte die Pandemie nun tatsächlich auf die Lernenden in der Schweiz? Diese und mehr Fragen will der Bildungsbericht 2023 beantworten. Für Schlussfolgerungen ist es allerdings noch zu früh.

Silvia Steiner, Guy Parmelin und Stefan Wolter an einer Pressekonferenz.
Silvia Steiner, Guy Parmelin und Stefan Wolter leiteten die Pressekonferenz (v.l.). Foto: zVg

«Der Bildungsbericht Schweiz erscheint heute in vierter Ausgabe – ein Jahr später als geplant.» Mit diesen Worten leitete Bundesrat Guy Parmelin am 7. März 2023 die Pressekonferenz zum Erscheinen des aktuellen Bildungsberichts ein. 

Der Grund für die Verschiebung des Bildungsberichts war die Coronapandemie. Die zusätzliche Zeit erlaubte dem SKBF, die kurzfristigen Auswirkungen der Pandemie in ihre Analysen zum Schweizer Bildungswesen miteinzubeziehen. So konnten die Daten aus dem Jahr 2020 mit denen aus dem vorigen und dem nachfolgenden Jahr verglichen werden. Das erlaubt Aussagen über die tatsächlichen Auswirkungen der Pandemie, etwa auf die schulischen Leistungen. Mehr zur Verschiebung des Bildungsberichts erzählt hier auch die wissenschaftliche Mitarbeiterin Ramona Schnorf in einem Kurzinterview mit BILDUNG SCHWEIZ.

Der Bildungsbericht als Grundlage für bildungspolitische Entscheidungen

«Die Basis für ein leistungsfähiges Bildungssystem ist eine enge Zusammenarbeit von Bund und Kantonen», sagte Parmelin gegen Ende seiner Ansprache. Er hob ausserdem die Bedeutung des Bildungsberichts hervor, der insgesamt 400 Seiten umfasst. Es sei wichtig, sich auf gesicherte wissenschaftliche Daten und Forschung stützen zu können, wie der Bericht sie biete. 

Mit der Publikation des Berichts beginnt die eigentliche Arbeit. Nun gebe es einiges zu analysieren, sagte Parmelin. Ein besonderes Augenmerk liege dabei auf den Übergängen zwischen den Bildungsstufen und -angeboten. Das sei wichtig, um eine hohe Durchlässigkeit zu gewährleisten. 

Auch EDK-Präsidentin Silvia Steiner betonte die Wichtigkeit der Zusammenarbeit von Bund und Kantonen im Bildungsbereich und hob die bildungspolitische Relevanz des Berichts hervor. Für Schlussfolgerungen auf Basis des Berichts sei es derzeit aber noch zu früh. «Der Bildungsbericht hat für uns die gleiche Bedeutung wie für die Seefahrenden eine gute Navigationskarte», führte sie aus. Es gelte Untiefen und Strömungen zu prüfen, bevor mit dem «grossen Dampfer Bildungswesen» die Zukunft angesteuert werden könne. 

Coronapandemie statistisch gesehen harmlos

Stefan Wolter präsentierte danach einige Auszüge aus dem Bildungsbericht 2023. Unter anderem zeigte er, dass die Coronapandemie – statistisch gesehen – keinen nennenswerten Einfluss auf die schulische Leistung der Schülerinnen und Schüler hatte. Etwaige Schwankungen oder Entwicklungen zwischen 2019 und 2021 lagen im erwartbaren Rahmen. Andernorts sorgte die Pandemie lediglich für Ausnahmen, etwa in Form höherer Abschlussquoten bei der gymnasialen Maturität im Jahr 2020 oder einer niedrigeren Anzahl Studienabbrüchen im gleichen Jahr. Im Folgejahr normalisierten sich die Werte wieder.
 
Zuletzt ging Wolter auf das Thema Fachkräftemangel ein. «Es wird immer darüber gesprochen, dass es eine Tertialisierung, gar eine Akademisierung in der Schweiz gebe und dass diese schädlich sei, gar zum Fachkräftemangel beitrage», sagte er dazu. Wolter hingegen sieht über die tertiäre Bildung Abhilfe.

Sie sei der Weg in jene Berufe, wo ein Fachkräftemangel herrscht – insbesondere, wenn dieser Weg über ein Studium führt, so Wolters. Das zeige auch der Lohn von Personen mit tertiärer Ausbildung: Wären solche Qualifikationen auf dem Arbeitsmarkt nicht gefragt, würde das die Lohnaussichten schmälern. Doch zeigen die Daten im Bildungsbericht, dass das nicht der Fall ist. 

Stefan Wolter äusserte sich übrigens auch hier im Interview mit BILDUNG SCHWEIZ zum Bildungsbericht.

Über den Bildungsbericht

Der Bildungsbericht 2023 ist die vierte Ausgabe des Berichts, der seit 2010 erscheint. In Auftrag gegeben haben ihn das Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation sowie die EDK. Er vereint Daten und Fakten zum Schweizer Bildungswesen auf allen Schulstufen. Mehr Informationen gibt es hier auf der Webseite der SKBF.

Autor
Kevin Fischer

Datum

09.03.2023

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