BILDUNG SCHWEIZ: Sie verbrachten im Mai einige Wochen an einer finnischen Schule. Was beeindruckte Sie dort?
SILVIA KOCH: Auffällig war für mich die entspannte Atmosphäre an der Vaajakumpu-Gesamtschule in Jyväskylä. Nach jeder Lektion haben die Kinder eine Pause von mindestens einer Viertelstunde, die draussen verbracht wird. Die Kinder bleiben vom Kindergarten bis zum Ende der 9. Klasse zusammen und im selben Schulhaus. Das Lehrerzimmer gleicht einem gemütlichen Wohnzimmer. Lehrpersonen geniessen in der Gesellschaft hohes Ansehen. Viele junge Menschen streben den Lehrberuf an. Im freundschaftlichen Verhältnis zwischen den Schülerinnen und Schülern und den Lehrpersonen duzt man sich gegenseitig. In der Schule und in der ganzen Gesellschaft werden lebenslanges Lernen und soziales Denken gelebt. Auch «Sisu» spielt eine wichtige Rolle, besser bekannt als finnischer Weg zu innerer Stärke oder das Prinzip, nicht beim geringsten Widerstand aufzugeben. Probleme werden generell schnell und pragmatisch gelöst. Integrativ unterrichtet wird, soweit dies für alle zumutbar ist. Zeigen sich bei einem Kind grössere Probleme, sei es beim Lernen oder Verhalten, erhält es zu 100 Prozent eine ausgebildete Unterrichtsassistenz an die Seite. Verbessert sich die Situation nicht, kommt das Kind in eine der sieben Kleinklassen der Vaajakumpu-Schule, die von einer Lehrperson und einer Klassenassistenz geführt wird.