Nach dem Motto «Schere dich einen Deut um das Wortwörtliche» dürfen die Bildzeichen frei und fantasievoll interpretiert werden. So, wie ein Schüler bei der Liebeserklärung den Schneemann mit «schmelzen» und die Computermaus mit dem PC assoziiert hat. Das vorgegebene Szenario wird nahe an der Realität der Jugendlichen gewählt: «Schreibe eine Ausrede, warum du die Hausaufgaben nicht gemacht hast», «Wie ich meine Eltern zu meinem Haustier überredete» oder «Ich brauche eindeutig doppelt so viel Taschengeld, weil ...». Die acht Projektlektionen führen die Jugendlichen an Themen wie Assoziation, Wortschatz, Karikieren, Auftritt, Kreativität, Mimik und Gestik oder Pointe heran. Danach messen sich die zwei Besten jeder Klasse in einer schulhausinternen Veranstaltung. Die Gewinnerinnen und Gewinner nehmen im Juni zum Abschluss am Finale mit allen Projektschulen im Kanton teil.
«Es gibt kein Richtig und Falsch. Das nimmt vielen Schülern und Schülerinnen die Angst vor dem Schreiben und weckt die Freude an eigenen Texten.»
Auch die Stillen werden aktiv
«Mit Spielen lernen, was gibt es Schöneres!», ist Isabelle Lüthi, Deutschlehrerin an der Schule Hirschengraben, überzeugt. Sie hatte über ihre Schulleitung vom Projekt Icon Poet School gehört und gleich zwei ihrer Deutschklassen angemeldet. «Ich finde das Projekt super und kann es nur weiterempfehlen. Es regt die Fantasie und Kreativität an und zeigt, wie reich und spannend das Schreiben sein kann», sagt Lüthi.
Die Lehrerin findet es wertvoll, dass auch Jugendliche, die im Schreiben nicht so sattelfest sind, originelle Ideen formulieren können und am Unterricht aktiver mitmachen als üblich. «Es gibt kein Richtig und Falsch. Das nimmt vielen Schülern und Schülerinnen die Angst vor dem Schreiben und weckt die Freude an eigenen Texten wie auch an Texten anderer», sagt Lüthi.
Für Geschichten, Grammatik und fremde Sprachen
Die Jugendlichen erleben im Projekt, dass Sprache viele Facetten besitzt, mit denen man spielen, kommunizieren, erzählen und Sprachbilder malen kann. «Mit Icon Poet erweitern die Jugendlichen, ohne es zu merken, ihren Wortschatz, verbessern auf spielerische Weise ihren Schreibfluss und ihren Ausdruck», fährt Lüthi fort. Sie setzt darum das Spiel unabhängig vom Projekt auch in Grammatiklektionen und im Fremdsprachenunterricht ein. Eine Team-Kollegin spiele es gerne im DaZ-Unterricht.
«Die Jugendlichen lernen sich auf eine Situation einzustellen, schnell zu reagieren und sich zu konzentrieren»
«Meine Klassen freuen sich auf die Deutschstunden mit Icon Poet und fragen nach, ob sie in der Deutschlektion wieder schreiben dürfen», bemerkt Lüthi. Sie schätzt die abwechslungsreichen Arbeitsweisen und Formen der Zusammenarbeit. Dabei werden auch Vorlesen, Auftrittskompetenz und verschiedene Textsorten geübt: «Die Jugendlichen schreiben Liebeserklärungen, Argumentationen, Meinungen und vieles mehr. Sie lernen sich auf eine Situation einzustellen, schnell zu reagieren und sich zu konzentrieren», sagt Lüthi.
Begegnung mit dem Slam-Poeten
Bei vier Lektionen besucht ein Autor oder eine Autorin die Klasse. Ins Schulhaus Hirschengraben kamen bereits der Icon-Poet-Erfinder Lukas Frei, die Satirikerin und Kabarettistin Rebekka Lindauer. An diesem Donnerstag übernimmt der Slam-Poet Valerio Moser. Ihm gefällt das Erfinden von Geschichten mit den Würfeln und er misst sich auf der Bühne mit anderen darin. Im Klassenzimmer wiederum gibt er diese Freude und seine Erfahrung an die Jugendlichen weiter.