Macht kommt von machen. Entsprechend beginnt die Ausstellung «Was Macht mit uns macht» des Vögele Kulturzentrums gleich mit einem interaktiven Teil: Am Boden befindet sich eine grosse Blume, deren Blätter unterschiedliche Privilegien aufzeigen. Zu lesen sind dort unter anderem die Begriffe Herkunft, Bildung, finanzielle Sicherheit, Hautfarbe oder Geschlecht. Mittels bunter Klebepunkte können die Besucherinnen und Besucher auf der Blume markieren, wo sie sich selbst einordnen. Dies verdeutlicht Besucherinnen und Besuchern, wo sie mehr Privilegien haben als andere Menschen. Und wer Privilegien hat, besitzt einen einfacheren Zugang zu Macht.
Katholische Kirche als Beispiel
Die Ausstellung zeigt auf, dass auch Menschen, die keine formelle Machtposition haben, Einfluss nehmen können. Als Beispiel dafür verweist die Ausstellung auf den Prix Courage der Zeitschrift «Beobachter». Dieser zeichnet Menschen aus, die im Alltag Zivilcourage gezeigt und sich gegen Machtmissbrauch eingesetzt haben. Insbesondere Institutionen mit fehlenden demokratischen Strukturen bieten Machtmissbrauch einen Nährboden. Als Beispiele werden die Missbrauchsskandale der katholischen Kirche thematisiert sowie das Mobbing von jungen Spitzensportlerinnen im Synchronschwimmen und Turnen.
Macht und Ohnmacht
In Audioaufnahmen kommen Prominente wie alt Bundesrat Moritz Leuenberger, aber auch zufällig ausgewählte Menschen zur Sprache. Sie äussern sich dazu, was sie über Macht denken, ob sie Macht haben und wann sie sich ohnmächtig fühlen. Was tun, um sich nicht machtlos zu fühlen? Eine Antwort darauf gibt der «Circle of Influence». Der innere von drei konzentrischen Kreisen zeigt die Dinge, die wir selbst kontrollieren können und die daher im Zentrum unseres Handelns stehen sollten: unsere innere Haltung, unsere Entscheidungen und unsere Wortwahl.
Ein weiterer Teil der Ausstellung dreht sich um Wissen – denn auch Wissen ist Macht. Woher wir unsere Informationen beziehen, hat sich in den letzten Jahrzehnten stark verändert: Soziale Medien und immer mehr auch Werkzeuge, die auf künstlicher Intelligenz (KI) basieren, haben einen enormen Einfluss auf die Meinungsbildung. Die Ausstellung zeigt dazu ein Experiment mit eine KI-Bildersuche. Es zeigt auf eindrückliche Weise, wie manipulativ und zugleich manipulierbar Algorithmen in Bezug auf Stereotypen sind.
Wo Diskriminierung und Rassismus vorherrschen, ist immer auch ein Machtgefälle vorhanden.
An einer «Rassismuswand» werden Besucherinnen und Besucher wieder zum Mitmachen eingeladen. Unter anderem werden sie nach Formen des Rassismus gefragt. Die Installation regt dazu an, achtsamer für rassistische Strukturen in unserem Alltag zu werden. Denn wo Diskriminierung und Rassismus vorherrschen, ist immer auch ein Machtgefälle vorhanden.
Zugang nicht für alle
Weiter geht’s durch ein Drehkreuz zu einer Galerie mit Fotos von Machtzentren. Nicht alle Besuchenden kommen auf Anhieb durchs Drehkreuz, da manche der ausgehändigten Chipkarten nicht funktionieren. Dahinter steckt eine Absicht: So bekommt man ganz direkt zu spüren, wie es sich anfühlt, nicht die gleichen Rechte zu haben wie die anderen Besucherinnen und Besucher.
In einem Trailer erzählt die Kuratorin Alexandra Könz über die Entstehung der Ausstellung: «Es ist ganz schwierig, Machtstrukturen transparent zu machen, sie zu verstehen und darüber zu sprechen», sagt sie und ergänzt: «Wir lernen ja nicht wirklich, mit Macht gut umzugehen.» Die Umsetzung ist gelungen: Die Ausstellung bietet viele Impulse für Diskussionen und bringt die Besuchenden dazu, über ihren eigenen Umgang mit Einfluss und Macht zu reflektieren.