Seit über 15 Jahren gibt es im Schweizer Kindermuseum im Dezember eine Ausstellung, die jedes Mal den Weihnachtstraditionen eines anderen Landes gewidmet ist. Dieses Jahr sind die Niederlande an der Reihe, wo die Weihnachtszeit bereits Mitte November beginnt. Dann kommt der Sinterklaas, der niederländische Nikolaus, mit einem Dampfschiff aus Spanien an. Begleitet wird er von den Pieten, die ähnliche Aufgaben wie unsere Schmutzli haben.
Der Besuch des Sinterklaas wird jedes Jahr in einer anderen Stadt nachgespielt und mit einem grossen Volksfest gefeiert. Die Medien begleiten den Sinterklaas und die Pieten bei ihrem Besuch in den Niederlanden so lange, bis diese am 6. Dezember das Land wieder auf dem Seeweg verlassen.
Die Ausstellung vermittelt den Kindern dabei auch, warum der «Zwarte Piet» heute nur noch «Piet» heisst und häufig nicht mehr mit dunkler Hautfarbe gezeigt wird: Die Darstellung des «Zwarte Piet» wurde von vielen als rassistisch angesehen und der Name als Schimpfwort verwendet. Das Museum thematisiert diese Debatte unter anderem anhand eines Ausschnitts der niederländischen Sesamstrasse von 1987.
So erlebt man Weihnachten in den Niederlanden
Besuchen Schulklassen eine Führung zur Weihnachtsausstellung, tauchen die Kinder zunächst in die Vergangenheit der Museumsvilla ein. Vor 100 Jahren wohnte der kaufmännische Leiter der damaligen Badener Firma Brown Boveri & Cie. mit seiner Frau und seinen vier Kindern in den Räumen des heutigen Museums. Wie hat die Familie damals Weihnachten gefeiert? Was haben sich die Kinder gewünscht? Mit diesen Fragen werden die Schülerinnen und Schüler auf den Museumsbesuch eingestimmt.
In der Weihnachtsausstellung findet sich eine Wohnküche mit einem reich gedeckten Esstisch nachgestellt. Einen geschmückten Weihnachtsbaum sowie niederländische Spielzeuge und Bilderbücher gibt es ebenfalls in diesem Raum zu entdecken. In einem kurzen Video erklärt der 10-jährige Levin, wie er Weihnachten in den Niederlanden erlebt. Auch Willem (64) und Peter (83) erzählen von ihren früheren Weihnachtsfeiern und darüber, was ihnen heute wichtig ist. Die Videos werden erst auf Niederländisch gezeigt und die Kinder können versuchen, einzelne Wörter oder Zusammenhänge zu verstehen. Danach können sie sich die synchronisierten Versionen ansehen. Die Stimme von Willem erinnert an das holländisch gefärbte Deutsch des Entertainers Rudi Carrell.
Kinder schmücken essbare Buchstaben
Am Ende der Führung dekorieren die Kinder einen Buchstaben aus Schokolade, der etwa so gross wie eine Schokoladentafel ist. Das orientiert sich an einer niederländischen Tradition: Früher wurden die Anfangsbuchstaben der Namen der Beschenkten aus Brotteig gebacken und zum Kennzeichnen auf die Geschenke gelegt.
Sind die Kinder mit ihren Buchstaben fertig oder brauchen sie Abwechslung, wird es ihnen im Museum nicht langweilig. Im Untergeschoss können sie sich bei Geschicklichkeitsspielen austoben, lehrreiche Videos schauen, sich mit einer elektrischen Eisenbahn beschäftigen und mehr. «Wenn ich sehe, wie manche Kinder dort ganz selbstverständlich ihre Schuhe ausziehen, ist das für mich ein Zeichen, dass sie sich wohlfühlen», schmunzelt Museumsleiter Daniel Kaysel.