Eurovision Song Contest

«Unsere Primarlehrerin sang viel mit uns»

Sandra Studer moderiert zusammen mit Michelle Hunziker und Hazel Brugger den Eurovision Song Contest mit dem Finale vom 17. Mai in Basel. 1991 nahm sie selbst am ESC teil. Das Tor zur Musik öffneten ihr ihre Eltern, aber auch eine Lehrerin und ein Musiklehrer.

Portrait von Sandra Studer
Sandra Studer moderiert den Eurovision Song Contest in Basel. Foto: Amanda Nikolic

Bildung Schweiz: Sie moderieren den Eurovision Song Contest (ESC) in Basel. «Ich und der ESC, das ist eine Liebesgeschichte», sagen Sie. Wo begann diese?

SANDRA STUDER: Der ESC, oder damals noch der «Concours Eurovision de la Chanson», gehörte während meiner Kindheit fix ins Jahresprogramm. Dabei sass jeweils die ganze Familie vor dem Fernseher. Es wurde gewettet, gewertet, gelacht und geschnödet. Der Wettbewerb war damals viel kleiner. Dafür sangen alle in ihren Landessprachen. Technologische Spielereien, Lichteffekte, Show und Feuerwerk kamen erst später dazu. Der Fokus lag früher mehr auf den Kompositionen. Den Siegersong ging man sich am Montag im Plattenladen kaufen. Ich sang viele der Songs mit der Haarbürste in der Hand in meinem Kinderzimmer nach. In der Gymizeit durfte ich dann bei einem Kollegen meiner älteren Schwestern im Tonstudio ein paar Lieder aufnehmen. Und er kam auf die Idee, einen Song für die Schweizer Vorentscheidung einzureichen. Ich wurde als Background-Sängerin engagiert und lernte dann den Komponisten Renato Mascetti kennen, der im Folgejahr ein Lied für mich schrieb. Der Rest ist Geschichte.

Wer weckte in Ihnen die Leidenschaft zu singen?

Meine Eltern mochten Musik. Sie nahmen uns von klein auf in die Oper mit. Wie meine Schwestern wurde ich auch zum Ballett- und Klavierunterricht angemeldet. Am prägendsten waren wohl die langen Sommer mit unserer spanischen Familie. 

«Zu meinen schönsten Kindheitserinnerungen gehört, wie wir Abende lang miteinander sangen.»

Meine Mama stammt aus Barcelona und lud im Sommer immer unsere beiden Cousins in die Schweiz ein. Zu meinen schönsten Kindheitserinnerungen gehört, wie wir Abende lang miteinander sangen. Auch in der Schule war Musik wichtig für mich. Schon in der Primarschule sang unsere Lehrerin viel mit uns. Feuer fing ich dann aber vor allem am Gymi, wo ich einen wunderbaren Musiklehrer hatte. Beat Schäfer vermittelte uns im Chor, mit Theaterabenden, Serenaden, grossen Konzerten und Lagerwochen die Liebe für Musik in der ganzen Spannbreite. Ich war überall dabei, wenn es um Musik ging, und nahm klassischen Gesangsunterricht. Konkret hatte ich damals aber noch nicht die Vorstellung, dass das Singen jemals Teil meines Berufs werden könnte.

Wie würden Sie den ESC an der Schule aufgreifen?

Da gibt es sicher viele Möglichkeiten. Als ich 1991 am ESC teilnahm, studierte ich an der Universität Zürich Musikwissenschaften – also sogenannte ernste Musik. Das ist genau so trocken wie es klingt. Deshalb war ich verblüfft, als mir mein Professor zum fünften Platz gratulierte. Ich hatte nämlich niemandem von meiner Teilnahme erzählt. Noch verblüffter war ich, als Professor Lichtenhahn ein Seminar zum «Eurovision Song Contest» ausschrieb. Natürlich meldete ich mich an und erinnere mich an einen spannenden, offenen, ungewöhnlichen Diskurs. Anlässlich des Mega-Events, der dieses Jahr in der Schweiz stattfindet, kann die Schule sicher einige interessante und aktuelle Aspekte thematisieren, die mit unserem Alltag verbunden sind. Themen wie Fankultur, Geschlecht, Medienarbeit, nationale Identität, Körperbilder oder Kitsch könnte man altersentsprechend sehr spannend aufbereiten – und das Ganze mit einer grossen kunterbunten Public-Viewing-Party für die Klasse beenden!

Autor
(red)

Datum

14.05.2025

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