Das erste Mal ist eine grosse Sache. Die deutsche Autorin Eva Rottmann hat in «Fucking Fucking schön» zehn Geschichten über Jugendliche und verschiedenste erste Male geschrieben. Diese behandeln Neugierde und Unsicherheit in Bezug auf Sexualität und Liebe. Dafür hat Rottmann den Schweizer Kinder- und Jugendbuchpreis 2025 gewonnen. Die Jury lobt die Geschichtensammlung als «authentisch und subtil».
KINDER- UND JUGENDBUCHPREIS 2025
Sex, Pornos und was Jugendliche sonst noch verunsichert
Mit authentischen Geschichten über Sexualität und jugendliche Neugierde gewinnt Eva Rottmann den Schweizer Kinder- und Jugendbuchpreis 2025.


Ist Sex wirklich so?
Alle sprechen über Sex und anscheinend wissen alle besser Bescheid als man selbst. Diese Wahrnehmung spiegelt sich in Rottmanns Buch wider. Jede der fiktiven, aber realistischen Geschichten stellt einen jungen Menschen und sein Erlebnis ins Zentrum. Da ist zum Beispiel David, dem ein älterer Jugendlicher ein Pornovideo zeigt. David ist schockiert. Es entspricht so gar nicht dem, was seine Eltern über das Babymachen erzählt haben. Das ist also Sex? Ekelhaft findet David und schwört: «Das werde ich nie machen.» Andere Geschichten erzählen vom Gruppendruck, den Jugendliche erleben. «Linda und Jenny haben ständig irgendwas am Laufen, nur ich bin immer noch Jungfrau», denkt Tini. Tom denkt über seine Beziehung mit Ari nach: «Ich glaube, Ari verliert den Respekt vor mir, wenn ich heute keinen Move mache.»
Starke Gefühle
Sex bedeutet viele Gefühle und häufig auch Probleme. So schreibt Jenny in ihrem Tagebuch über ihren Liebeskummer. Denn Momo erwidert ihre Liebe nicht. «Manchmal hasse ich dich auch», notiert Jenny über ihre innere Zerrissenheit. Lous Geschichte wiederum handelt von der Suche nach einer Community, die Queerness versteht. Dafür fährt Lou per Anhalter nach Berlin. Als ein Fahrer übergriffig wird, sucht Lou verzweifelt einen Ausweg.
Allen geht's gleich
Alle Geschichten werden aus der Perspektive der Jugendlichen erzählt. Die Autorin geht respektvoll mit ihren Protagonistinnen und Protagonisten um. Deren Unerfahrenheit wird thematisiert, aber nicht blossgestellt. Zwischen den Geschichten regen Gedankenfetzen oder Definitionen rund um Sexualität zum Nachdenken an. «Fucking fucking schön» ist allerdings kein Aufklärungsbuch. Es ist ein Lesebuch mit authentischen Geschichten. Auf einer Website der pädagogischen Hochschule Bern gibt es begleitend zum Buch Materialien für den Aufklärungsunterricht.
Diese Bücher standen ebenfalls auf der Shortlist

Isaline: «À l'eau», 2024, Entreligne, 32 Seiten
Die Lausanner Künstlerin Isaline erzählt in ihrem Buch die Geschichte eines Papierboots, das auf hoher See unerwartete Begegnungen erlebt. Bastelfreundinnen und -freunde finden im Buch auch eine Origami-Anleitung für das Boot

Maxime Schertenleib: «Arrêt de jeu», 2024, La Boîte à Bulles,128 Seiten
Der Autor und ehemalige Fussballer Maxime Schertenleib erzählt in einem Comic, wie er Männlichkeit im Fussball erlebt hat. In dieser Welt ist es normal, Gefühle zu unterdrücken. Auch Beleidigungen gehören im Fussballalltag dazu.

Lawrence Schimel, Lena Studer: «Das Dorf der Steine», 2024, Atlantis, 32 Seiten
Das blinde Mädchen Sonja trauert um ihren Onkel. Sie freundet sich mit dem Friedhofsgärtner an, der ihr zeigt, wie sie Grabsteininschriften ertasten kann. So lernt Sonja mehr über die Lebensgeschichten verstorbener Menschen.

Iuna Allioux: «Demain n'aura pas lieu», 2024, Sarbacane, 208 Seiten
Die Sonne verglüht. Der Oberstufenschülerin Asumi bleiben nur drei Tage, um ihre Träume zu leben und ein grosses Familiengeheimnis zu lösen. Ihre Geschichte handelt von Literatur, Klima, Fankultur, Familie und Versöhnung.
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Autor
Patricia Dickson
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