Wie lässt sich mit Schülerinnen und Schülern über die Zukunft sprechen, ohne sie zu überfordern? Und wie lassen sich Nachhaltigkeit, Gerechtigkeit und Lebensqualität im Unterricht behandeln, dass sie mitdenken und sich eine eigene Meinung bilden können? Das Planspiel Unk City soll genau dies ermöglichen. Es wurde von der pädagogischen Hochschule Luzern (PH Luzern) entwickelt. Das Wichtigste dazu in fünf Fragen:
Worum geht es in diesem Planspiel?
In Unk City bauen Schülerinnen und Schüler eine Stadt mit sieben Quartieren. Jedes Quartier hat einen eigenen Schwerpunkt – etwa Wohnen, Arbeit oder Nahrungsversorgung. Ziel ist es, gemeinsam Wohlstand in allen Lebensbereichen zu schaffen. Dabei wird bald klar: Wirtschaftliches Wachstum hat Folgen für die Umwelt und das Zusammenleben. Diese Spannungen müssen im Spiel aufgenommen und Lösungen ausgehandelt werden. Der zwölfjährige Jason hat es ausprobiert: «Es gefällt mir, dass es ein ziemlich strategisches Spiel ist», sagt er und ergänzt: «Wir mussten schauen, wie wir unser Quartier und unsere Stadt aufbauen und darauf achten, dass wir nicht irgendwann Schulden haben. Aber auch, dass wir die Umwelt nicht zu sehr belasten.»
Wie funktioniert das Planspiel konkret?
Die Schülerinnen und Schüler schlüpfen in die Rolle jener, die eines der sieben Quartiere bewohnen und entscheiden, wie sie ihr Viertel gestalten und entwickeln wollen. Ärger- und Ereigniskarten fordern dabei die Spielenden heraus. Die richtige Reaktion darauf diskutieren und verhandeln die Schulkinder sowohl innerhalb ihrer Gruppe als auch mit den anderen Quartieren in Stadtversammlungen. Das Planspiel besteht aus zwei Teilen, die jeweils etwa zwei Lektionen dauern. Das Planspiel eignet sich für Lernende ab der 5. Klasse. Die Lehrperson übernimmt die Spielleitung und begleitet durch den gesamten Prozess.
«Planspiele bieten einen geschützten Raum, in dem Lernende handeln, scheitern und ihre Entscheidungen neu verhandeln können»
Was lernen die Schülerinnen und Schüler dabei?
Sie erfahren, wie komplex gesellschaftliche Entscheidungen sind und dass verschiedene Interessen aufeinandertreffen können. Gleichzeitig wird klar: Eine nachhaltige Zukunft gelingt nur durch Zusammenarbeit: «Ich fand es lustig, dass wir so zusammen verhandelt haben», erzählt Milena (11). Ein anderer Schüler ergänzt: «Man musste für sich und mit seinem Team zusammen kämpfen – aber trotzdem musste man schauen, dass es auch anderen gut geht.» Das Spiel fördert das Üben von Perspektivenwechseln, die Argumentationsfähigkeit und macht komplexe Zusammenhänge greifbar.
Warum ein Planspiel?
«Planspiele bieten einen geschützten Raum, in dem Lernende handeln, scheitern und ihre Entscheidungen neu verhandeln können», erläutert Markus Wilhelm. Der Fachdidaktiker hat zusammen mit seinem Team das Spiel entwickelt. Unk City mache abstrakte Themen wie Gerechtigkeit, Klimaschutz oder Zukunftsszenarien erfahrbar. Es verbindet Emotionen, Handeln, Reflexion und Lernen.
Wo lässt sich das Spiel beziehen?
Das Planspiel ist ein Lernangebot im Forschungsprojekt «Unterricht zu Nachhaltigkeit: komplex, kontrovers, emotional», das vom Schweizerischen Nationalfonds unterstützt wird. Lehrpersonen der 5. und 6. Klasse können noch bis Frühling 2026 an der Studie teilnehmen und das Planspiel im Unterricht einsetzen. Nach Abschluss der Studie wird das Planspiel Unk City publiziert und für Lehrpersonen öffentlich zugänglich gemacht.