Ausstellung

Römischen Erfindergeist erleben

Im Museum für Urgeschichte(n) in Zug gibt es derzeit eine internationale Erfolgsausstellung zu bestaunen. Sie zeigt, wie Technologie den Römern den Aufstieg zur Weltmacht ermöglichte.

Knabe hantiert an einem Seilzug, der dank Hebelwirkung das Anheben grosser Gewichte ermöglicht.
In der Ausstellung können Besucherinnen und Besucher selbst erleben, wie die alten Römer mit dem Hebekran schwere Lasten bewegten. Foto: Museon-Omniversum/Bart Nijs

Die Römer faszinieren Kinder seit Generationen. Als Spielfiguren rudern sie in ihren Galeeren durch Kinderzimmer oder tragen als Soldaten siegreich Schlachten aus. Aber auch ohne dass wir uns dessen bewusst sind, prägen Erfindungen aus der Römerzeit noch heute unseren Alltag. Kräne, Fussbodenheizungen, Dachziegel, Zement, Kanalisation und Wasserversorgung sind nur einige wenige Beispiele für das herausragende technische Know-how unserer Vorfahren des römischen Imperiums.

Das riesige Reich musste militärisch und zivil effizient kontrolliert und einheitlich verwaltet werden. Dazu brauchte es ein weit verzweigtes Netz an Strassen, Brücken und Seewegen, eine gemeinsame Sprache und eine schnelle Kommunikation über weite Distanzen. Die Ausstellung «High Tech Römer» im Museum für Urgeschichte(n) in Zug zeigt: Erst solche Meisterleistungen und die Anziehungskraft des römischen Lebensstils machten den Aufstieg zur Weltmacht möglich. In der antiken Technikschau sind Ausprobieren und Handanlegen an den zahlreichen Mitmachstationen ausdrücklich erwünscht.

Wie damals das Spielzeug im Kinderzimmer, aber viel grösser

Ein bisschen kommt man sich in der Ausstellungshalle vor wie die römische Playmobilfigur im Kinderzimmer. An den interaktiven Stationen können Besuchende in einer Galeere um die Wette rudern oder ein Dach decken. Wer mag, kann eine römische Stadt oder eine Brücke entwerfen. An weiteren Stationen kann man Wasser aufwärts fliessen lassen, mit einem Katapult Bälle schiessen und ausprobieren, wie Flaschenzüge ein Gewicht halbieren oder dritteln.

Ausprobieren ist ausdrücklich erwünscht.

Sogar auf eine Gemeinschaftslatrine darf man sich setzen. In römischen Zeiten war diese ein sozialer Treffpunkt und kannte keine Trennwände. Fotos und Videos helfen Besucherinnen und Besuchern dabei, die antiken Vorläufer heutiger Geräte und Technologien zu erkennen. Zudem geben Animationen eine Vorstellung davon, wie die Technik ehemals in der Praxis genutzt wurde. Viele ihrer Errungenschaften haben die Römer allerdings nicht neu erfunden, sondern in den eroberten Gebieten kopiert, weiterentwickelt und perfektioniert.

Die Technik weckt das Interesse für eine längst vergangene Zeit

Wohlgemerkt, die Ausstellung ist keine Ausstellung über römische Geschichte. Dazu fehlt ihr schlicht die historische Vertiefung mit den entsprechenden Fragestellungen und Verknüpfungen. Sie ist jedoch bestens geeignet, den Schulstoff lustvoll zu ergänzen und das Interesse für diese Epoche zu wecken. «High Tech Römer» ist ein Gemeinschaftsprojekt der niederländischen Museen Valkhof Museum und Museon-Omniversum, dem belgischen Wissenschaftsmuseum Technopolis und dem deutschen LVR-LandesMuseum Bonn.

Dass die Ausstellung nun auch in Zug zu sehen ist, ist dem bevorstehenden Umbau des Museums zu verdanken. Dadurch gab es in der grossen Halle genug Platz. Die Ausstellung führt Besuchende auf über 500 Quadratmetern an acht Bereichen mit wegweisenden Erfindungen vorbei. Dabei wird klar: Architektur, Militär, Maschinenbau und Rechnen waren wichtige Treiber des Fortschritts.

«High Tech Römer» ist keine trockene Wissensvermittlung anhand archäologischer Funde oder nachgebauter Repliken, sondern vergnügliches Infotainment für Besuchende ab Primarschulalter. Die Ausstellung ist wie gemacht für die Halle. Denn nahezu 80 bis 90 Prozent der Themeninseln und Mitmachstationen konnten übernommen und mit zahlreichen Schweizer Exponaten wie beispielsweise einer antiken Fussbodenheizung aus Cham-Heiligkreuz ergänzt werden. Ohnehin passt die Interaktivität in das Gesamtkonzept des Hauses, dessen Zielpublikum vor allem Schulklassen und Familien sind.

 

Zur Ausstellung

Das Museum für Urgeschichte(n) in Zug zeigt «High Tech Römer» bis zum 23. Juni 2024. Die Ausstellung ist jeweils Dienstag bis Sonntag von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Für Schulen bietet das Museum jeweils vormittags und am Montagnachmittag altersgerechte Workshops für Schulklassen an. Mehr Informationen: urgeschichte-zug.ch

Autor
Dora Horvath

Datum

28.02.2024

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