Es gibt ihn, den minimalen nationalen Konsens, auch für die obligatorische Schulzeit: Am Ende eines Semesters oder spätestens am Ende eines Schuljahres erhalten alle Schulkinder in der Schweiz Noten – es sei denn, sie sind erst am Anfang ihrer Schulzeit. Nachzulesen ist dies in der Auswertung zur Kantonsumfrage auf der Website der Erziehungsdirektorenkonferenz. Welchen Platz hingegen Noten während des Semesters haben, wird sehr unterschiedlich gehandhabt.
Im Widerspruch zur individuellen Förderung
Jüngst holten der Wirtschaftsverband Economiesuisse und der Arbeitgeberverband sogar zu einer Generalkritik aus. Die an Schulen praktizierte Beurteilung sei für Lehrbetriebe keine Hilfe bei der Auswahl geeigneter Lehrlinge. Zu gross seien die Unterschiede.
In der Kritik schwingt die Auffassung mit, es gebe eine Beurteilung, die Leistungen einfach und vergleichbar festhält. Im Widerspruch zu dieser Annahme sprechen sich dieselben Verbände gleichzeitig für eine individuelle Förderung aus (siehe BILDUNG SCHWEIZ 3/2024).
In der Stadt Luzern verzichten Primarschulen weitgehend auf Noten.
Tatsächlich werden Noten zur Bewertung von Tests und Leistungen immer häufiger infrage gestellt. Sie passen schlecht zur individuellen Förderung und vermitteln nur scheinbar Objektivität. Je nachdem, was Reglemente zulassen, loten Schulen oder Gemeinden darum ihren Spielraum aus: In der Stadt Luzern verzichten Primarschulen weitgehend auf Noten.
In anderen Kantonen sind es einzelne Schulen. Für Schlagzeilen sorgte kürzlich Würenlingen im Kanton Aargau, wo sich Eltern gegen die Abschaffung von Prüfungsnoten wehrten. Ihr Widerstand mündete in einem politischen Vorstoss, der nun das Kantonsparlament beschäftigen wird.