Die Schwierigkeit habe darin bestanden, Zahlen zu erhalten, die einem Vergleich standhielten, sagt Neuenschwander gegenüber BILDUNG SCHWEIZ. «Denn je nach Kanton werden unterschiedliche Definitionen verwendet. Damit man vergleichen kann, müssen zuerst die Kriterien vereinheitlicht und auf dieser Basis anschliessend Zahlen gesammelt werden.» So könne auch das BFS nur vergleichende Analysen vornehmen, wenn die Definitionen vorgängig vereinheitlicht wurden.
Meyer ist in dieser Hinsicht optimistischer als Neuenschwander: «Das BFS bemüht sich redlich, die kantonalen Zahlen und Leistungstypen in eine nationale Nomenklatur zu bringen. Der Grundmechanismus ist in den meisten Kantonen derselbe.» Dass die Analyse sehr aufwendig würde, bestreitet aber auch er nicht.
«Manche sehen in einer erhöhten Durchlässigkeit auch Gefahren wie etwa mehr Leistungsdruck.»
In einem anderen Bereich sind sich die beiden Experten jedoch einig: Beide finden, dass der politische Wille zu einer vertieften Forschung zur Chancengleichheit fehle. «Wir müssen uns die Frage stellen: Wer gewinnt und wer verliert bei der Durchlässigkeit? Manche würden lieber den Status quo beibehalten, da sie in einer erhöhten Durchlässigkeit auch Gefahren wie etwa mehr Leistungsdruck sehen», sagt Neuenschwander.
Was sagt die bisherige Forschung?
Auf den Schulalltag von Naa Yo Yo, Toni und Jacqueline hat die Forschung keinen Einfluss. Sie werden die obligatorische Schulzeit längst hinter sich haben, wenn dereinst vielleicht konkrete Schlüsse gezogen werden. Langfristig wären aber Resultate wünschenswert, die zeigen, welches Modell am meisten Durchlässigkeit ermöglicht.
Für Meyer ist aber schon jetzt klar: «Es ist plausibel anzunehmen, dass die Durchlässigkeit steigt, wenn der Separierungsgrad tief ist.» Sprich: Wer in einem integrierten oder kooperativen Modell zur Schule geht, hat grössere Chancen auf einen Wechsel des Leistungsniveaus. Dies gelte in der Forschung als grobe Faustregel.
Auch Neuenschwander hat schon von dieser Faustregel gehört und würde ihr «intuitiv» beipflichten. Denn ein Wechsel sei bei geringem Separierungsgrad aus administrativen, organisatorischen und sozialen Gründen einfacher. Da aber die Forschung dazu fehle, sei dies lediglich eine Einschätzung, kein Faktum.