BILDUNG SCHWEIZ: Sie haben das Unterrichtsklima an Aargauer Mittelschulen untersucht. Mit welchem Ergebnis?
SARAH BÜTIKOFER: Die Schülerinnen und Schüler gehen gerne zur Schule. Einerseits, weil sie dort ihr soziales Umfeld haben. Andererseits, weil sie den Unterricht schätzen und in diesem Neues lernen. Unsere Studie hat gezeigt, dass 64 Prozent der Schülerinnen und Schüler gerne oder sehr gerne den Unterricht besuchen. Das sind erfreuliche Zahlen.
Was ist mit jenen, die den Unterricht nicht gerne besuchen?
Dabei handelt es sich um eine kleine Minderheit. Nur sechs Prozent gehen nicht gerne zur Schule – oftmals, weil sie unter psychischen Belastungen wie Stress oder Erschöpfung leiden.
Im Zentrum Ihrer Analyse standen die politischen Debatten im Unterricht. Das Ergebnis: Ein Drittel der Schülerinnen und Schüler traut sich häufig nicht, sich zu Wort zu melden. Weshalb?
Dafür gibt es unterschiedliche Gründe. So melden sich etwa jene Personen kaum, die sich generell selten im Unterricht melden oder jene, die denken, dass sie zu wenig über das Thema wissen. Auch junge Frauen und politisch rechts positionierte Schüler geben häufiger an, dass sie sich in politischen Debatten nicht getrauen, sich zu Wort zu melden.
Warum melden sich diese Personengruppen seltener?
Der Hauptgrund ist die Furcht vor negativen Reaktionen aus dem Umfeld. Sie fürchten, dass jemand ihre Argumente widerlegt und sie so eine Form von Ablehnung erfahren.
Sie bezeichnen dieses Phänomen als «Peergroup Pressure». Betrifft das alle im selben Mass?
Personen, die sich auf dem politischen Spektrum rechts oder eher rechts einordnen, haben gemäss unserer Studie öfters bereits Ablehnung erfahren als andere Schülerinnen und Schüler. Dabei gilt es aber zu berücksichtigen, dass sich nur gerade 89 der total 2270 befragten Personen diesem politischen Spektrum zurechnen. Die grosse Mehrheit derjenigen, die sich überhaupt verorten können, sieht sich in der politischen Mitte. Dass eine Minderheitenposition geringere Unterstützung findet als andere, ist nur logisch.