JAHRESSERIE

Manche Barrieren sind Hindernisse – aber nicht alle

Seien es Lernblockaden, Zutrittshürden oder physische Hindernisse, es gibt zahlreiche Barrieren in einer Schullaufbahn. Etliche sind eine Zumutung, andere können sinnvoll sein. BILDUNG SCHWEIZ widmet ihnen seine Jahresserie.

Bahnschranke
Barrieren schützen uns, können aber auch ein Hindernis sein. Foto: iStock/makasana

Barrieren grenzen ab, stehen als Hindernisse im Weg. BILDUNG SCHWEIZ widmet ihnen eine neue Jahresserie. Muss das sein? Sie halten einen davon ab, weiterzugehen. Intuitiv stellt sich ein negatives Gefühl ein. Wozu soll eine Barriere gut sein? Sie macht einem nur das Leben schwer.

Das stimmt auch oft: Ein Schlagbaum an der Grenze hindert am Weiterkommen und verlängert die Reise. Schon ein zu hoher Randstein kann jemanden mit einer Gehbehinderung aufhalten. Auch ein Zug oder ein Bus mit zu hohen Einstiegsstufen oder zu schmalen Türen stellt für manche Menschen ein Hindernis dar. Solche gibt es leider immer noch, obwohl die gesetzliche Umsetzungsfrist für einen barrierefreien öffentlichen Verkehr vor über einem Jahr abgelaufen ist. Auch Gebäude stecken voller Hindernisse. Bauvorschriften sollen sie zwar reduzieren. Da Barrieren aber oft individuell sind, lassen sie sich oftmals nicht gänzlich aus dem Weg schaffen. Abgesehen davon steht dazu auch nicht unbegrenzt Geld zur Verfügung.

Unsichtbare Barrieren

Grenzen und Hindernisse sind aber längst nicht immer handfest und sichtbar. Manche stellen sich einem als mentale Barrieren in den Weg, zum Beispiel als Lernblockade. Psychische Schwierigkeiten oder Lernbehinderungen können einen am Fortkommen hindern.

Einige Barrieren treffen sehr viele Menschen in ihrem Leben an: Versagensängste vor einer Herausforderung, zum Beispiel vor einer Prüfung oder einem Vortrag, kennen alle. Die Enttäuschung, vor einer verschlossenen Türe zu stehen, weil man zu spät erkannt hat, worauf es ankommt. Das bleibt wohl niemandem im Leben erspart. Zwar rühmt sich die Schweiz immer wieder für ihr durchlässiges Bildungssystem. Die Passerelle ist das Schlagwort dazu, «keine Ausbildung ohne Anschluss» der Slogan.

Aber treffen diese Behauptungen auch zu? Wie häufig packen Schulkinder die zweite Chance, wenn sie am Ende der sechsten Klasse den Sprung in den leistungsstarken Zug verpassen? Auch Herkunft und Sprachen können eine Barriere darstellen. Genau in diesem Zusammenhang sind sie ein wichtiger Faktor, zeigen statistische Auswertungen.

Barrieren können Chancen sein

Barrieren sind oft eine Zumutung und viele davon sollten fallen. Aber nicht alle sind unbedingt schlecht. Wer Schwierigkeiten frühzeitig erkennt, kann sie umgehen – oder noch besser: Man kann sie überwinden. An Herausforderungen kann man wachsen. Sie gehören zu jeder Bildungslaufbahn. Bildung gibt Kindern und Jugendlichen Werkzeuge in die Hand, um sich mit ihnen auseinandersetzen und sie letztlich meistern zu können. Lernstrategien helfen dabei, Lernblockaden zu vermeiden oder sie gar nicht erst entstehen zu lassen.

Individuelle Unterschiede kann man als Barrieren empfinden. Sie können aber auch als Vielfalt geschätzt und zur Inspirationsquelle werden. Sprachen zu erlernen erweitert zum Beispiel den Horizont und schafft Verbindung. Das gilt in der mehrsprachigen Schweiz insbesondere für die Landessprachen. Insofern können Barrieren auch Chancen sein.

Barrieren sind manchmal sogar ein Segen

Apropos: Barrieren können sogar Schutz bedeuten. Manchmal bewahren sie uns schlicht vor einem unbedachten Schritt. Oder wer wünscht sich die Zeit der unbewachten Bahnübergänge zurück? Bahnschranken retten Leben. Sie sind quasi eine sichtbar gewordene Regel: Die Bahn hat immer Vortritt! Regeln schaffen letztlich einen Rahmen, der das Zusammenleben ermöglicht. Das Thema Barrieren bietet also weit mehr als einen defizitorientierten Blick auf die Welt. Unsere neue Serie widmet sich natürlich den Aspekten dazu, die mit Bildung und Schule zusammenhängen. Die Redaktion von BILDUNG SCHWEIZ lädt Sie als Leserin und Leser auf diese Erkundungstour ein.

Autor
Christoph Aebischer

Datum

03.04.2025

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