Im zürcherischen Weinland, dort wo die Thur in den Rhein mündet, erstreckt sich das grösste Auengebiet des Mittellandes. Wasser, Wiesen und Wälder prägen die Landschaft der Thurauen.
Hier finden sich viele andernorts selten gewordene Pflanzen- und Tierarten, wie der Eisvogel, der Biber, die Ringelnatter, Kröten und Frösche. Das üppige Wachstum der Pflanzen in den Auenwäldern erfreut die Sinne – jedenfalls so lange, bis man von Seija Filli und Branco Rath, zwei Mitarbeitenden von arbeitseinsatz.ch, erfährt, was ein Neophyt ist. Gemeint sind damit Pflanzenarten, die zumeist von weit her in unsere Gefilde eingeschleppt wurden. Weil diesen Invasoren die natürlichen Gegenspieler fehlen, können sie sich im neuen Habitat ungehindert ausbreiten. Als Folge davon verdrängen sie die einheimischen Pflanzen.
Schweisstreibende Arbeit im Wald
Das neu erworbene Wissen ändert den Blick aufs Ganze. Systematisch wie ein Scanner beginnt man das Unterholz nach den fremden Eindringlingen abzusuchen. Auch die Sechstklässlerinnen und Sechstklässler aus dem aargauischen Möhlin können eingeschleppte von heimischen Pflanzen unterscheiden. Die Klasse verbringt im Rahmen einer Umweltbildungswoche vier Tage in den Thurauen. Die riesigen Säcke, mit denen sie im Wald unterwegs sind, füllen sich innert kurzer Zeit mit einem Neophyten. Dessen Name verrät, dass er von sehr weit her kommt: die Kanadische Goldrute.
Filli betreut die Schulklasse als Projektleiterin. Sie erklärt, dass die Goldrute komplett ungiftig ist – im Gegensatz zu manch anderem Gewächs. «Wäre dem nicht so, würden wir die Pflanzen nicht zusammen mit Schulkindern ausreissen», versichert sie. Rath, als Zivi zum Naturnetz gekommen und als Praktikant bei arbeitseinsatz.ch geblieben, hegt eine gewisse Bewunderung für das Gewächs.
Weil natürliche Gegenspieler fehlen, können sich Neophyten wie die Kanadische Goldrute ungehindert ausbreiten.
«Die Goldrute ist äusserst erfolgreich darin, sich in der Natur durchzusetzen», sagt er. In Amerika, wo die Pflanze herkommt, gilt sie denn auch nicht als Schädling, sondern als Heilpflanze. Aus den Blüten habe man früher eine Salbe zur Wundheilung hergestellt, erzählt Rath. Ausserdem sei der Tee, der ebenfalls aus den Blüten gemacht wird, harntreibend.