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«Junge interessieren sich für Politik»

Der ZukunftsratsU24 soll Jugendlichen eine grössere politische Teilhabe ermöglichen. Im Interview sagt Co-Projektleiterin Lara Oliveira König, welche Themen den Jungen besonders am Herzen liegen.

Lara Oliveira König. Foto: zVg
Lara Oliveira König. Foto: zVg

BILDUNG SCHWEIZ: Sie wollen im «ZukunftsratU24» mit Jugendlichen über Politik diskutieren. Weshalb?

Es gibt zwei Gründe. Einerseits, weil ein Grossteil der heutigen Jugend pessimistisch und hoffnungslos in die Zukunft blickt. Gemäss dem Jugendbarometer der Credit Suisse aus dem vergangenen Jahr trifft das auf 81 Prozent der befragten Jugendlichen zu. Der zweite Grund ist, dass die Wahlbeteiligung der Jugendlichen zu niedrig ist. In den letzten 25 Jahren hat jeweils nur ein Drittel der 18- bis 25-Jährigen an Wahlen oder Abstimmungen teilgenommen. Dabei muss die heutige Jugend am längsten mit den heute getroffenen Entscheidungen und deren Konsequenzen leben. Die aktuellen demokratischen Methoden in der Schweiz holen diese Generation aber zu wenig ab. Mit dem Zukunftsrat24 erhoffen wir uns eine grössere Teilhabe. Per mehrstufigem Losverfahren wählen wir 80 Jugendliche aus dem Melderegister aus, die den Zukunftsrat bilden werden. Durch das Losverfahren erhalten wir ein annähernd repräsentatives Abbild der heutigen Jugend. Ausserdem erreichen wir so auch Jugendliche, die sonst nicht an politischen Prozessen teilhaben würden. Der Zukunftsrat wird sich im Herbst an drei Wochenenden treffen und ein politisches Thema diskutieren. Dabei wird ein Lösungsansatz erarbeitet, der anschliessend an politische Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger übergeben wird.

Wie gross ist das Interesse der Jugendlichen an politischen Themen?

Sie sind keinesfalls desinteressiert. Eine Umfrage der Eidgenössischen Kommission für Kinder- und Jugendfragen EKKJ vom letzten Jahr kam zum Ergebnis: Drei von vier Jugendlichen würden sich gern politisch engagieren — vorausgesetzt, sie fühlen sich dabei ernst genommen. Eine weitere Umfrage der Organisation easyvote zeigte letztes Jahr: Die Hälfte aller Schülerinnen und Schüler interessiert sich für Politik. Jedoch gibt es eine Diskrepanz zwischen ihren Interessen und den Themen, die in der Schweizer Politik behandelt werden. Der jungen Generation liegen vor allem gesamtgesellschaftliche Fragen am Herzen. Sie engagieren sich weniger in traditionellen Gefässen, sondern werden eher auf informellen Wegen aktiv, beispielsweise bei Bewegungen wie Fridays for Future oder in der MeToo-Debatte.

Was treibt die heutige Jugend um?

Allgemein lässt sich sagen: Es sind vor allem gesamtgesellschaftliche Fragen wie der sozialverträgliche Umgang mit dem Klimawandel, Menschenrechte oder die Gleichberechtigung. Zudem gilt es, zwischen Interessen und Ängsten zu unterscheiden. Das Jugendbarometer der Credit Suisse hat letztes Jahr beispielsweise gezeigt: Viele junge Menschen haben Angst um ihre Altersvorsorge. Trotzdem interessieren sich nur wenige von ihnen dafür. Als wir im letzten November dazu aufgerufen haben, Themen für den Zukunftsrat zu liefern, kamen über 700 Ideen zusammen. Die Anliegen der Jugendlichen wurden zu fünf Themenfeldern gruppiert. Am meisten beschäftigen die jungen Menschen Fragen rund um Migration, psychische Gesundheit, Nachhaltigkeit, Bildung sowie Demokratie und die Mitwirkung daran. In einem letzten Schritt können nun 20 000 Jugendliche via einer nationalen Umfrage ihren Favoriten wählen, über den im Herbst diskutiert wird.

Datum

25.04.2023

Publikation
BILDUNG SCHWEIZ