Ausstellung

Jeder Mensch kann dem Klimawandel entgegenwirken

Die Ausstellung «Planetopia» im Museum für Kommunikation in Bern zeigt Fakten rund um den menschengemachten Klimawandel. Sie liefert konkrete Ratschläge, was wir persönlich dagegen tun können.

Die Ausstellung «Planetopia» zeigt auf, wo man persönlich ansetzen kann, um dem Klimawandel entgegenzuwirken. So hat etwa der Kleiderkauf einen grossen Einfluss. Foto: zVg

«Es gibt nichts Gutes, ausser man tut es»: Der Aphorismus des Schriftstellers Erich Kästner bringt das aktuelle Programm im Museum für Kommunikation prägnant auf den Punkt. Kein Wunder also, prangen Kästners geflügelte Worte in grossen Lettern am Eingangstor der Ausstellung «Planetopia – Raum für Weltwandel». Sie thematisiert ein verantwortungsbewusstes Leben in der Zukunft. Sie ist zwar kein fliegendes Klassenzimmer, aber doch eine Art Bildungseinrichtung, die uns alle zum guten Tun beflügelt.

150 Milliarden verkaufte Shirts pro Jahr belasten die Umwelt

Planetopia zeigt auf, was zu tun ist, um die «atemberaubende Schönheit von Mutter Natur zu bewahren und zu beschützen.» Zur Debatte steht unter anderem unser Umgang mit Mode und Bekleidung. In der Ausstellung erfährt man, dass ein Kleidungsstück etwa 20 000 Kilometer zurücklegt, bis es bei uns im Laden hängt. Die Modeindustrie braucht also viele fossile Brennstoffe für die Energie und als Rohstoff für Fasern. Damit schade sie dem Klima mehr als der weltweite Flug- und Schiffsverkehr zusammen.

In der Kleiderecke wird einem das Phänomen der sogenannten «Fast Fashion» erklärt: Heute werden jährlich 150 Milliarden T-Shirts verkauft. Auf unserem Planeten leben aber «nur» 8 Milliarden Menschen. Das ergibt in der Gesamtsumme über 18 neue Shirts pro Person und Jahr. Dadurch entstehen enorme Umweltbelastungen.

«Kaufe nicht immer neue Kleidungsstücke, sondern zehn bis zwanzig in guter Qualität. Achte darauf, dass du sie gut kombinieren kannst.»

Die Ausstellung konfrontiert die Besuchenden zwar mit solchen erschreckenden Fakten, lässt sie aber nicht einfach (wie ein billiges T-Shirt) hängen. Sie präsentiert Handlungsalternativen: Statt in neue Bekleidung zu investieren, kann man kaputte Stücke flicken, im Secondhand-Shop nach gebrauchten Kleidern Ausschau halten oder die bereits gekauften Sachen einfach länger tragen. Selbst für besonders Modebewusste gibt es Rat: «Kaufe nicht immer neue Kleidungsstücke, sondern zehn bis zwanzig in guter Qualität. Achte darauf, dass du sie gut kombinieren kannst.»

Wenn Äpfel mehr CO2 verursachen als Tropenfrüchte

Einen weiteren Schwerpunkt legt Planetopia auf die Ernährung. Im hinteren Teil des Raums stehen Küchenregale, aufgefüllt mit Leckereien wie gedörrten Äpfeln, Dosen mit Tomatensauce, Teigwaren oder Hülsenfrüchten. Dazwischen regen schlaue Botschaften an, die eigenen Essgewohnheiten zu hinterfragen. Die langwierige Lagerung von Schweizer Äpfeln verursacht zum Beispiel einen grösseren CO2-Ausstoss, als wenn man die Paradiesfrucht in saisonaler Frische aus Neuseeland einfliegt.

Planetopia beschränkt sich nicht auf Hinweistafeln, sondern lockt Klein und Gross mit einem raffinierten Bildschirm-Rundgang: Zu Beginn erhalten Besucherinnen und Besucher einen Chip, mit dem sie an fünf Stationen ihr Konsumverhalten reflektieren können. Angeleitet wird man von sprechenden Charakteren aus der Tierwelt, wie zum Beispiel von einer Blauschwarzen Holzbiene. Kleine Randnotiz: Diese Holzbiene gelangt dank Gewicht, Kraft und langem Rüssel auf der Blüte direkt von vorne an den Nektar und bestäubt so auch gleich die Blüte. Im Gegensatz zu anderen Insekten muss sie keinen sogenannten Nektarraub betreiben, bei dem der Kelch durchgebissen wird.

Die Ausstellung richtet das Augenmerk auf uns als scheinbar machtlose Individuen und zeigt, was wir persönlich tun müssen, um eine drohende Klimakatastrophe abzuwenden. Der Blick aufs Ganze, etwa auf die Verfehlungen von Wirtschaft und Politik sowie auf die strukturellen Bedingungen, bleibt aussen vor. Das ist einerseits bedauerlich, andererseits ein Plus, weil so gerade auch neugierige Kinder und Jugendliche mit ins Boot geholt werden – ins Boot eines verantwortungsbewussten Lebens zum Wohle der Zukunft.

Zur Ausstellung

Das Museum für Kommunikation in Bern zeigt «Planetopia» bis 23. Juli 2023. Für Schulen gibt es Spezialangebote zur Ausstellung, darunter Führungen und Workshops für verschiedene Schulstufen. Mehr Informationen: www.mfk.ch

Autor
Lukas Tschopp

Datum

03.01.2023

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