Sommerserie

Im Schulalltag hilft ihr das Post-it

Wer sind die Menschen hinter dem Lehrberuf? BILDUNG SCHWEIZ stellt in einer Sommerserie ein paar Schweizer Lehrpersonen vor und zeigt, wie vielfältig ihr Job ist. Den Anfang macht Nicole Tuchbreiter. Der Lehrberuf ist ihre zweite Karriere.

Auf einer Bildmontage verschmilzt das Porträt von Nicole Tuchbreiter mit dem Bild eines Klassenzimmers.
Nicole Tuchbreiter unterrichtet im solothurnischen Bellach. Fotomontage: iStock/uatp2/zVg

«Das wird spannend. Wir werden noch mehr mit neuen Lehr- und Lernformen arbeiten können», sagt Nicole Tuchbreiter, wenn sie an die Zukunft ihres Berufs denkt. Sie unterrichtet im solothurnischen Bellach Kinder der 3. und 4. Klasse und ist überzeugt: «Digitalisierung wird auch für die Unterstufe immer wichtiger.» Mehr Technologie im Unterricht mit jüngeren Schülerinnen und Schülern sieht sie als Chance, nicht als Problem.

BILDUNG SCHWEIZ stellt in einer Sommerserie ein paar Schweizer Lehrpersonen vor und zeigt, wie vielfältig ihr Job ist. Mehr Porträts finden Sie hier: Sommerserie

Schulen sind keine Unternehmen

Veränderung und Tempo ist sich Tuchbreiter gewohnt. Die 46-Jährige hat vor ihrem Studium an der Pädagogischen Hochschule rund 20 Jahre im Bereich PR und Kommunikation gearbeitet. «Im Schulalltag musste ich lernen, mich etwas zurückzunehmen», erzählt sie über ihren Start in den Lehrberuf. Unternehmen seien strukturierter und zackiger als Schulen.

«Zu Beginn war mein grösster Frust, dass ich nicht allen in dem Mass gerecht werden kann, wie ich gerne möchte.»

Doch in der Bildung gelten andere Prioritäten. Schulen sind heterogener und bringen ganz andere Herausforderungen mit sich. «Zu Beginn war mein grösster Frust, dass ich nicht allen in dem Mass gerecht werden kann, wie ich gerne möchte», sagt sie über ihre eigenen Ansprüche an Inklusion und Förderung.

Diese Ansprüche haben ihr aber auch schöne Momente beschert – besonders bei jenen Schülerinnen und Schülern, wo erst Schwierigkeiten überwunden werden mussten. Etwa bei der Schülerin, die daheim erzählt habe: «Frau Tuchbreiter ist wie eine zweite Mama. Sie ist immer für mich da.»

Schlechte Nachrichten gut verpacken

Im Alltag setzt Tuchbreiter trotzdem nicht nur auf pädagogisches Wissen, sondern auch auf ihr kommunikatives Geschick. «Es fällt mir leicht, mit Eltern zu sprechen. Man sagt, ich hätte auch die Gabe, schlechte Nachrichten gut zu verpacken.»

Und noch ein anderes Werkzeug aus dem Unternehmensalltag hat sich bewährt: das Post-it. Darauf notiert sie sich die Namen stiller Kinder, damit diese nicht vergessen gehen: «Am Anfang hatte ich immer das Gefühl, dass die Stillen womöglich zu kurz kommen. Jetzt frage ich bei ihnen jeweils gezielt nach.»

«In der Schule ist kein Tag wie der andere. Es kommt nie wie geplant.»

Im Fokus bleibt das Kind

Ihren alten Job vermisst Tuchbreiter nicht. «In der Schule ist kein Tag wie der andere. Es kommt zwar nie wie geplant, aber trotzdem hat die Arbeit etwas Befriedigendes.» Auch wenn sie sich etwas mehr technischen Fortschritt wünscht, bleibt ihr Fokus auf dem Lehren und Fördern. «Ich finde es schön, Kinder zu begleiten und ihnen im Leben etwas mitgeben zu können.» Darum hofft sie auch, dass künftig mehr im Team unterrichtet wird. «Kinder profitieren enorm davon, wenn mehr als eine Lehrperson im Klassenzimmer ist.»

Autor
Patricia Dickson

Datum

12.07.2024

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