Herbstsession im Bundeshaus

Internationale Fachtitel für höhere Berufsbildung

Geht es nach dem Ständerat, gibt es bald den Professional Bachelor oder den Professional Master. Ausserdem: Gewaltfreie Erziehung wird gesetzlich verankert.

Blick von der Kuppel des Bundeshauses
Blick von der Kuppel des Bundeshauses, in dem bis am 26. September das Bundesparlament tagte. Foto: Parlamentsdienste/Béatrice Devènes

Wer in der Schweiz eine höhere Berufsausbildung absolviert, ist top qualifiziert. Darin sind sich alle einig. Nach einer Berufslehre durchlaufen diese Fachleute eine anspruchsvolle Zusatzausbildung. Titel wie das eidgenössische Fachdiplom sind aber international nicht bekannt. Dies schmälert auf dem Stellenmarkt deren Chancen auf eine Anstellung, wie die Berufsverbände schon länger beklagen. 

Der Ständerat hat als Erstrat beschlossen, dass die Titel internationalen Standards angepasst werden sollen.

Das soll sich nun ändern. Der Ständerat hat als Erstrat beschlossen, dass die Titel internationalen Standards angepasst werden sollen. Er stimmte ohne Gegenstimme einer Änderung des Berufsbildungsgesetzes zu. Dagegen wehren sich vor allem Universitäten. Bis jetzt sind Bachelor und Master universitären Bildungsgängen vorbehalten. Sie befürchten eine Verwässerung der Titel. 

Der Nationalrat wird sich im Winter mit dem Thema befassen. Er hat sich schon zu einem früheren Zeitpunkt positiv zu einer solchen Reform geäussert. Darum wird dort dasselbe Resultat wie in der kleinen Kammer erwartet.

Der Bundesrat verfolgt mit dem Gesetzesentwurf nach eigener Aussage das Ziel, die höhere Berufsbildung bekannter zu machen und ihr gesellschaftliches Ansehen zu steigern.

Die bestehenden Titel werden durch die Gesetzesrevision nicht abgelöst, vielmehr sollen «Professional Bachelor» und «Professional Master» als Titelzusätze fungieren. Der Gesetzesentwurf sieht daneben unter anderem vor, dass eidgenössische Berufs- und höhere Fachprüfungen neu auch auf Englisch abgelegt werden können.

Jugendschutz im Netz verbessern

Ebenfalls noch offen ist ein weiterer Entscheid: Das Bundesparlament spricht sich für ein koordiniertes Vorgehen gegen den Missbrauch von Bildmaterial im Internet aus. Nach dem Ständerat hat nun im September auch der Nationalrat einem Vorstoss mit dieser Forderung zugestimmt. Weil er den Text der Motion geändert hat, muss diese noch einmal in den Ständerat. Explizites Ziel des Vorstosses ist der Schutz von Kindern und Jugendlichen. 

Bund soll sich an Kita-Kosten beteiligen

Einen Schritt weiter führte der Ständerat die bereits lange andauernde Debatte im Bundeshaus zur Finanzierung der familienexternen Kinderbetreuung. Er hat in einem Punkt seine Meinung geändert und spricht sich nun für eine Beteiligung des Bundes an den Kosten aus. Damit nähert er sich dem Nationalrat an.

Unklar ist weiterhin, wer welchen Anteil der Mehrkosten übernehmen soll. Grundsätzlich sollen diese durch die Arbeitnehmenden getragen werden. Das Kita-Gesetz ist als indirekter Gegenvorschlag zur Kita-Initiative vorgesehen. Es soll zudem die bereits mehrmals verlängerte und 2026 auslaufende Anstossfinanzierung des Bundes ersetzen.

Gewaltfreie Erziehung ist im Gesetz

In der Herbstsession, die vom 8. bis zum 26. September stattfand, hingegen definitiv beschlossen wurde die gesetzliche Verankerung der gewaltfreien Erziehung. Nachdem sich im Frühjahr der Nationalrat dafür ausgesprochen hatte, folgte nun auch der Ständerat.

Die explizite Erwähnung im Zivilgesetzbuch ändert zwar nichts an der rechtlichen Situation, sendet aber ein starkes Signal aus. Erwartet wird eine präventive Wirkung. Zudem wurde die Schweiz jahrelang für diese Lücke kritisiert.

Autor
Christoph Aebischer

Datum

26.09.2025

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