Das Thema Gesundheit ist vielschichtig – individuell, politisch und wirtschaftlich relevant. Daher widmet sich das Stapferhaus in Lenzburg (AG) mit «Hauptsache gesund» dem Thema. Das Museum hat nicht den Anspruch, Empfehlungen für ein gesünderes Leben abzugeben. Vielmehr werden Fragen gestellt wie: Woher weisst du, ob du krank oder gesund bist? Was macht dich gesund? Wie gesund ist gesund genug? Wovon musst du dich erholen?
Gesundheit als Konsumgut
Der Rundgang beginnt in einem Wartezimmer – das Ambiente ist ein wenig beklemmend. Dann werden die Besucherinnen und Besucher auf das Thema eingestimmt, indem sie ihren Seh-, Geruchs- und Tastsinn sowie ihren Herzschlag testen können. Nach der Untersuchung geht es zur Diagnose. Hier erzählen Menschen in Videointerviews von ihren Krankheiten: von Alkoholsucht, Schwerhörigkeit, von der Nervenkrankheit Amyotrophe Lateralsklerose (ALS) oder der Aufmerksamkeitsdefizit- und Hyperaktivitätsstörung (ADHS).
Gesundheit ist auch zu einem wichtigen Wirtschaftszweig geworden
Diagnosen können Schicksalsschläge sein, aber auch eine Erlösung. Die 15-jährige Sarah schildert eindrücklich, wie erleichtert sie war, als sie für ihre Angststörung endlich Worte fand und nach der Diagnose die lang benötigte Hilfe bekam.
Gesundheit ist auch zu einem wichtigen Wirtschaftszweig geworden: Das unüberschaubare Angebot an Medikamenten und Therapien lockt mit grossen Versprechen. Auch bei Operationen ist technisch immer mehr möglich – aber zu welchem Preis? Besucherinnen und Besuchern, die schon immer mal bei einer Operation zusehen wollten, zeigt das Stapferhaus entsprechende Videoaufnahmen.
Ist Gesundheit Eigenverantwortung?
Doch Gesundheit bedeutet nicht nur Konsum. Sie hat auch viel mit Selbstwirksamkeit zu tun: Fitness, Wellness und gesunde Ernährung liegen im Trend. Die Besuchenden können an Geräten ihre Fitness testen oder in einem Massagestuhl chillen. In Tonaufnahmen erfahren sie, wie Menschen verschiedener Altersgruppen mit Belastungen und Stress umgehen. Weiter geht es mit der Frage, inwieweit Gesundheit ein individuelles oder gesellschaftliches Thema ist. Ist beispielsweise Einsamkeit ein Problem, das durch die Politik und neue Wohnformen gelöst werden könnte oder sind alle selbst dafür verantwortlich?
Die Ausstellung fragt unter anderem danach, woran das Gesundheitswesen krankt.
Auch Fachkräftemangel, steigende Krankenkassenprämien und die alternde Gesellschaft sind Themen, die unter dem Schlagwort Gesundheit viele Menschen beschäftigen. Woran krankt unser Gesundheitswesen? Wer kann diese Probleme lösen? Und wie? Auf der Notfallstation liegt das Gesundheitswesen buchstäblich auf dem Operationstisch. Dort hören sich die Besuchenden Meinungen von Expertinnen und Experten an, diskutieren in Teams und beziehen Stellung.
Aha-Effekte für Jung und Alt
Dem Stapferhaus ist es wieder gelungen, alle Sinne der Besuchenden anzusprechen, Aha-Effekte auszulösen und zum Nachdenken anzuregen. Die Besucherinnen und Besucher können sich auf wissenschaftlich-medizinische Aspekte fokussieren, auf ethische oder auf politisch-gesellschaftliche. Die Ausstellung bietet für Schulklassen viele Ansatzpunkte für eine vorbereitende oder weiterführende Auseinandersetzung mit dem Thema Gesundheit, sei es in Bezug auf die Berufswahl in einem medizinischen oder Pflegeberuf, Ernährung, Digital Detox, psychische Gesundheit und so weiter.