FILMBESPRECHUNG

Herziger Animationsfilm inspiriert von Bruno Manser

Der Film «Sauvages – Tumult im Urwald» des Schweizer Regisseurs Claude Barras zeigt viele liebenswerte Figuren. Sie sollen auf die Zerstörung des Planeten aufmerksam machen.

Animationsfilm: Zwei Menschen mit einem Äffchen.
Kéria (links) kümmert sich zusammen mit ihrem Cousin Selaï um das verwaiste Orang-Utan-Baby Oshi. Foto: ZVG

Grosse Kulleraugen, eigensinnige Charaktere und eine berührende Geschichte über Generationen, Familie und die Abholzung des Waldes – das alles bietet der Film «Sauvages – Tumult im Urwald». Schauplatz ist der Regenwald in Borneo, eine Insel in Südostasien. Dort lebt die rebellische elfjährige Kéria in der Stadt. Sie liebt Hip-Hop und stylische Haarschnitte. Ihr Vater arbeitet auf einer Palmölplantage.

Eines Tages sehen die beiden dort, wie ein Mann die Mutter eines kleinen Orang-Utans tötet. Sie nehmen das Affenbaby bei sich zu Hause auf, wo Kéria schnell eine mütterliche Rolle für das Tier übernimmt. Sie tauft es auf den Namen Oshi.

Der Regisseur reiste nach Borneo und verbrachte dort mehrere Tage beim nomadischen Volk der Penan.

Zeitgleich taucht Kérias Cousin Selaï auf, um Unterschlupf bei ihnen zu suchen. Er will dem Konflikt zwischen seiner Nomadenfamilie und den Firmen, die den Dschungel abholzen, entkommen. Nachdem Selaï in der Schule gehänselt wird, flüchtet er mit Oshi und somit auch Kéria in den Urwald. Dort trotzt das Trio vielen Herausforderungen – allen voran der geplanten Zerstörung der Natur. Kéria findet auf diesem abenteuerlichen Weg langsam zu den Wurzeln ihrer Familie zurück.

Von Umweltaktivist inspiriert

Regisseur Claude Barras bewundert seit seiner Jugend den Schweizer Umweltaktivisten Bruno Manser und liess sich von dessen Geschichte für sein Drehbuch inspirieren. Manser hatte sich im malaysischen Dschungel gegen die Abholzung der Natur eingesetzt. Ab dem Jahr 2000 galt er als vermisst, bis er 2005 für verschollen erklärt wurde. Barras reiste selbst nach Borneo und verbrachte dort mehrere Tage beim nomadischen Volk der Penan. Sein Film überzeugt mit wunderschönen Bildern, die Barras mit Stop-Motion zum Leben erweckt. Besonders eindrücklich ist die Darstellung der Natur und der heimischen Tierwelt des Urwalds. Schon wie die fliessenden Wasserfälle sich bewegen, ist beeindruckend. Die Erzählung berührt, wirkt aber manchmal etwas schleppend. Doch wird dies durch die störrischen und aufmüpfigen Figuren und dank einer Prise Humor gut abgefangen.

Appell zum Naturschutz

Der Film ist eine Koproduktion der Schweiz mit Frankreich und Belgien und feierte im Mai 2024 bei den Internationalen Filmfestspielen in Cannes Premiere. Er folgt auf Barras ersten Langanimationsfilm «Mein Leben als Zucchini», der mehrere Auszeichnungen als bester Animationsfilm erhielt.

Spannend: Der Filmtitel, zu Deutsch «Wild», kann auf verschiedene Weisen interpretiert werden und bietet eine wunderbare Diskussionsgrundlage: Ist damit die Familie von Kéria gemeint? Der Dschungel? Oder die Arbeiter der Palmölplantage? «Sauvages» richtet sich an Jung und Alt. Der Regisseur will das Publikum mit der Geschichte wachrütteln und darauf aufmerksam machen, sorgfältig mit dem Regenwald und unserer Natur umzugehen.

Informationen für Schulen

Der Film «Sauvages» eignet sich für Schülerinnen und Schüler der 3. bis 7. Klasse der Volksschule. Online gibt es eine breite Auswahl an Unterrichtsmaterialien. Die Aufgaben sind nach Schulstufe gekennzeichnet. Das Material ist fächerübergreifend sowie handlungs- und situationsorientiert aufbereitet. Themen: Borneo, Penan, Regenwaldzerstörung, Palmöl, Orang-Utan, Naturschutz, Animationsfilm. «Kinokultur in der Schule» organisiert Kinovorstellungen und Filmgespräche, bietet kostenloses Unterrichtsmaterial und Filmbildungskurse für Lehrpersonen an. Mehr Informationen: kinokultur.ch/sauvages

Autor
Franziska Pahle

Datum

29.04.2025

Themen