In jüngster Zeit nahm die Debatte rund um die Nutzung von Handys und Social Media bei Kindern und Jugendlichen Fahrt auf. Kritische Stimmen, die sich für ein Verbot oder zumindest für eine starke Regulierung aussprechen, mehren sich weltweit.
Der italienische Bildungsminister verfügte ein flächendeckendes Verbot von Smartphones an den Schulen, das ab diesem Schuljahr gilt. Namhafte Pädagoginnen und Pädagogen Italiens wollen gar noch weitergehen und Jugendlichen unter 14 Jahren generell den Besitz eines Smartphones untersagen. Darüber hinaus soll die Alterslimite für die Eröffnung eines Profils bei den Sozialen Medien auf 16 Jahre angehoben werden.
Handys aus dem Unterricht verbannen?
Nordische Länder, die als Vorreiter der Digitalisierung gelten, befürworten nun ebenfalls einen restriktiveren Umgang mit digitalen Geräten. Viel zu lange habe die dänische Schule auf bildschirmbasierten Unterricht gesetzt, ohne sich über die Folgen im Klaren zu sein, gab der Bildungsminister bekannt. Ähnliche Töne schlagen Schweden und Finnland an.
Der Grund: Neue Studien weisen darauf hin, dass ein Zusammenhang zwischen einer hohen Bildschirmnutzung und psychischen Problemen wie etwa Depressionen besteht. Auch ein Bewegungsmangel oder eine schwindende Konzentrationsfähigkeit lassen sich auf die hohe Nutzungszeit von Handy, Tablet und Computer zurückführen. Diesen Frühling erliess die dänische Regierung Empfehlungen für einen strikten Umgang mit digitalen Geräten.
Die schwedische Regierung arbeitet derzeit an einem kompletten Handy-Verbot an Schulen nach dem Vorbild Italiens. Auch in Australien tut sich etwas. Premierminister Anthony Albanese fordert ein Mindestalter von 16 Jahren für die Nutzung von Tiktok und Instagram. Ein entsprechendes Gesetz soll noch in diesem Jahr in Kraft treten. In den USA rollt eine Welle neuer Gesetze gegen die Nutzung von Smartphones an, wie die «New York Times» im August titelte. Gleich in mehreren Gliedstaaten wurden bereits Gesetze erlassen, wonach der ganze Schultag – inklusive Mittagspause – ohne Handy bestritten werden soll.
An vielen Schweizer Schulen gibt es Regeln
Auch in der Schweiz wird vermehrt über Verbote diskutiert. In mehreren Kantonen wurden politische Vorstösse eingereicht, die eine stärkere Regulierung fordern. Viele Schulen kennen unabhängig davon bereits Regeln, die dafür sorgen, dass das Handy den Unterricht nicht stört. Dazu gehören beispielsweise Boxen und Schubladen, in welchen die Handys bei Unterrichtsbeginn verstaut werden müssen.
Der Dachverband Lehrerinnen und Lehrer Schweiz (LCH) spricht sich für eine differenzierte Vorgehensweise und kein generelles Verbot aus. Wie Präsidentin Dagmar Rösler gegenüber BILDUNG SCHWEIZ sagt, sei ein Handyverbot an Schulen in der heutigen Zeit kaum umsetzbar.
«Wir fordern aber klare Regeln im Unterricht, welche die Schülerinnen und Schüler kennen und die anschliessend stufengerecht umgesetzt werden.» Weiter plädierte man für pädagogische Massnahmen, die den verantwortungsvollen Umgang mit Smartphones fördern. «Diese Massnahmen können auch zeitlich oder örtlich begrenzte Verbote beinhalten», so Rösler. Gemeinsam mit den Schülerinnen und Schülern können diese Massnahmen erarbeitet werden.