Kinderbuchautorin im Gespräch
«Gefühle sind wichtig und wollen erlebt werden»
Was ist ein gutes Kinderbuch? Autorin und Kindergartenlehrerin Martina Krauer erklärt, wie man Kinder am besten zum Lesen animiert. Gemeinsam mit ihrer Patentochter brachte sie im vergangenen Jahr ein Bilderbuch heraus.

BILDUNG SCHWEIZ: Welches Buch mochten Sie als Kind am liebsten und warum?
MARTINA KRAUER: Ich liebte Bücher mit Fantasiewesen, etwa «Meister Eder und sein Pumuckl». Ich stellte mir dann vor, selbst so einen Kobold als Freund zu haben, den nur ich sehen konnte. Auch die Hexengeschichten von «Bibi Blocksberg» faszinierten mich. Ich überlegte mir, was ich alles anstellen würde, wenn ich zaubern könnte. Aber auch in die Detektivgeschichten von «Geheimnis um…» konnte ich voll eintauchen. Zusammen mit meinem «Gottamaitli» habe ich immer gerne Bilderbücher angeschaut: «Ein Haus für Charlie» und «Irgendwie Anders» mochten wir besonders gerne.

Was ist für Sie ein gutes Kinderbuch?
Bei einem Bilderbuch sind für mich die Illustrationen entscheidend, ob mir ein Buch gefällt oder nicht. Liebenswürdige Figuren und eine lustige Geschichte sind ebenfalls wichtig. Wenn ein Buch sowohl Kinder wie auch Erwachsene anspricht, ist es für mich ein gutes Buch. Wie zum Beispiel die Bücher über Pippi Langstrumpf. Ich mag diese Geschichten heute noch.
«Wenn ein Buch mein Herz berührt und Gefühle in mir auslöst, dann steht es auf meiner Bestenliste weit oben»
Was das freche, lebensfrohe Mädchen alles erlebt, ist nicht nur für kleine Leserinnen und Leser interessant. Ihre Lebenseinstellung und ihre Ansichten finde ich wertvoller als manche Ratschläge aus Selbsthilfebüchern. Wenn ein Buch mein Herz berührt und Gefühle in mir auslöst, dann steht es auf meiner Bestenliste weit oben.
Was möchten Sie mit ihrem eigenen Buch bei den jungen Leserinnen und Lesern erreichen?
Mit dem Bilderbuch will ich den offenen Umgang mit Gefühlen unterstützen. Gefühle sind wichtig und wollen erlebt werden. Ein konstruktiver Umgang mit unseren Gefühlen macht unser Leben reicher, zufriedener und einfacher. Kinder sind meist sehr offen ihren Gefühlen gegenüber. Das Buch ist ein Gemeinschaftswerk von meinem «Gottamaitli» Melina Bergamin und mir. Um ihrem Berufswunsch Bilderbuchillustratorin näher zu kommen, kreierte sie die sechs liebenswürdigen Gefühlswesen nach einer Idee von mir. Sie gestaltete ein ganzes Gefühlsland, durch das die Hauptfigur Mailo streift. Mailo lernt dabei sich und diese Wesen besser kennen. Mal fühlt er sich wie Furro, das Wutmonster, später mag er lieber mit Amorella, der Liebesblume, kuscheln. So werden die Gefühle nicht nur für Mailo erfahrbar: Auch die Lesenden lernen, ihre Stimmungen auszudrücken und mit ihnen umzugehen. Sind wir nicht alle mal ein bisschen wie Tristus, der Trauerkloss? Würden wir uns nicht auch gerne mal verkriechen wie das Angsthäschen?
Macht es nicht jedem Spass, vor Freude herumzutollen wie Felicio, das Frohäffchen? Manche Gefühle sind überwältigend schön, andere sind unangenehm oder lästig. Aber jedes Gefühl hat seine Berechtigung. Gefühle sind wie Wegweiser, die uns auf einen Herzenswunsch hinweisen oder ein Bedürfnis aufzeigen. Wir freuen uns, wenn das Buch «Mailo im Land der Gefühle» den Weg ins Kinderzimmer findet oder auch im Kindergarten oder an Schulen gelesen wird.
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(red)
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