Digitale Bildung

Es war noch nie so einfach, Lernvideos zu produzieren

Beim Machen von Lernvideos ist künstliche Intelligenz (KI) mittlerweile sehr hilfreich. Verschiedene KI-basierte Werkzeuge unterstützen Lehrkräfte. Aber keines ist perfekt. Alle haben Stärken und Schwächen.

Ein grafisches Bild, das zwei Roboterhände zeigt, die eine Szenenklappe halten.
KI kann beim Erstellen von Lernvideos helfen. Doch welches Tool eignet sich wofür? Foto: iStock/nicoletaionescu

Lernvideos sind ein hilfreiches und beliebtes Mittel, um Inhalte anschaulich und unterhaltsam zu vermitteln. Der Aufwand und somit die Kosten fürs Erstellen können dabei stark variieren. Künstliche Intelligenz (KI) bietet hier wertvolle Dienste, um Konzeption und Produktion zu vereinfachen und auch für weniger versierte Personen zu ermöglichen. Selbst wenn Lernvideos für den Unterricht nicht hollywoodreif sein müssen: Lernförderlich sollten sie sein. Folgende Punkte zeigen auf, welche Arten von KI beim Machen von Filmen unterstützen können.

Das All-in-One-Tool

Ein All-in-One-Tool, das basierend auf Text rasch ein Video generiert, ist eine einfache Herangehensweise. Die so erstellten Videos basieren aber oft auf Vorlagen und die Anpassungsmöglichkeiten sind begrenzt. Passung, Kreativität, Einzigartigkeit und Natürlichkeit des Videos leiden darunter. Bei solchen Lernvideos ist kritisch zu prüfen, ob sie wirklich einen Mehrwert bieten. Die Nutzung verschiedener spezialisierter Tools führt in der Regel zu besseren Ergebnissen. Wer Grundkenntnisse oder etwas Freude am Filmen hat, kommt so weiter. Beispiele von All-in-One-Tools sind pictory.ai oder vyond.com.

Analyse und Beratung

Gibt es bereits eine erste Idee für ein Lernvideo, bestehend aus Rahmenbedingungen, Zielen, Inhalten und einem Beschrieb der Zielgruppe? Dann können einige KI-Anwendungen diese Idee umfassend analysieren und darauf ein solides Feedback zur Optimierung des Projekts geben. Dabei kann die KI etwa zur passenden Umsetzung des Lernvideos beraten, zur Art des Videos, zur Länge, zum Format oder sie kann Hinweise zu hilfreichen Werkzeugen geben. Die KI hilft damit, das Vorhaben zielgerichtet aufzugleisen. Nützliche Anwendungen dafür sind Chat-GPT oder Copilot.

Hilfe beim Drehbuch

Einige KI-Anwendungen können für das Schreiben und Optimieren des Drehbuchs genutzt werden. Sie helfen, das Drehbuch logisch zu strukturieren. Hier ist aber grosse Sorgfalt geboten: Fakten gehen schnell vergessen oder werden falsch kombiniert. Weiter können KI-Sprachmodelle beispielsweise den Sprechtext auf Korrektheit, Klarheit und Verständlichkeit prüfen. Zudem kann das Drehbuch basierend auf Feedback oder neuen Informationen durch KI angepasst oder in eine andere Sprache übersetzt werden. Dazu eignet sich zum Beispiel Chat-GPT.

Visuelle Unterstützung

KI-gestützte Bildgeneratoren können beeindruckende visuelle Inhalte erzeugen. In der Praxis fällt es ihnen aber schwer, ein Bild über mehrere Filmszenen hinweg konsistent zu halten. Der grösste Nutzen von KI-generierten Bildern liegt in der Erstellung von Moodboards, um einen bestimmten Film-Look oder eine visuelle Stimmung zu erzeugen. Im Animationsbereich sind die Anforderungen an die Bildkonsistenz geringer, was den Einsatz von KI erleichtert. Doch braucht es noch Geduld, bis Weiterentwicklungen der bestehenden Werkzeuge einen verlässlichen Einsatz ermöglichen. Eine hilfreiche Anwendung ist Midjourney.

Vertonung mit KI

Im Bereich Audio gibt es derzeit die wirksamsten Fortschritte in der KI-gestützten Produktion. Ob bei der automatisierten Erstellung von Untertiteln durch Sprachanalyse oder beim Generieren ganzer Sätze – die Entwicklungen sind beeindruckend.

Wie immer bleibt die Verantwortung trotz KI beim Menschen.

Bereits können mit minimalem Aufwand qualitativ hochwertige und natürlich klingende Sprachaufnahmen erzeugt werden. KI kann so Texte in einer professionellen Stimme vertonen, was bei der Produktion von Lernvideos eine enorme Zeit- und Kostenersparnis bedeutet. Dazu eignet sich etwa Murf.ai.

Wie immer, wenn KI zum Einsatz kommt, ist entscheidend: Die Verantwortung bleibt beim Menschen. KI hat bereits heute faszinierende Fähigkeiten und entwickelt sich rasant weiter. Es lohnt sich, sie zu entdecken. KI hat aber auch bedeutende Lücken und Risiken. Lernvideos müssen also immer kritisch darauf geprüft werden, ob sie den Ansprüchen genügen und zum Lernen beitragen. Am Ende ist es die Lehrperson, die in ihrer Klasse mit dem Lernvideo floppt oder den Oscar holt – nicht die KI.

Autor
Marc Garbely, Fernfachhochschule Schweiz und Max Hemmo, Lernetz

Datum

04.11.2024

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