Schuljahr 2025/2026

In der Schweiz fehlen weniger Lehrkräfte, aber der Mangel wirkt nach

Einige Kantone spüren eine leichte Entspannung beim Lehrpersonenmangel. Nach wie vor sind aber viele Stellen offen oder mit ungenügend ausgebildeten Personen besetzt. Dennoch ist man grundsätzlich optimistisch.

Eine Lehrerin steht im Schulzimmer vor ihrer Klasse
Der Kanton Zürich geht davon aus, dass sich der Lehrpersonenmangel nächstes Jahr weiter entspannt. Foto: iStock/StockPlanets

In einigen Kantonen sind die Ferien schon da, in anderen stehen sie unmittelbar bevor. Doch Sommerferien bedeuten auch: Bald startet ein neues Schuljahr. Damit rückt auch der Lehrpersonenmangel wieder in den Fokus. In einigen Kantonen scheint sich die Situation gegenüber den Vorjahren etwas zu entspannen.

Zürich: Positive Prognosen

Im Kanton Zürich will die Bildungsdirektion aufgrund dieser Entwicklung ab dem Schuljahr 2026/27 sogar auf Lehrpersonen ohne pädagogische Ausbildung verzichten. Ab dann werde voraussichtlich kein genereller Mangel an Lehrpersonal mehr herrschen, schrieb sie im März in einer Mitteilung.

Auf Anfrage leitet sie dies aus Prognosen der demografischen Entwicklung ab. Zwölf Wochen vor dem Schulbeginn 2025/26 sind im Kanton zudem rund 40 Prozent weniger Stellen im Volksschulbereich ausgeschrieben als zum gleichen Zeitpunkt vor einem Jahr. Verschiedene Massnahmen und auch nicht beeinflussbare Entwicklungen hätten dazu beigetragen.

Nach wie vor werden viele schulische Heilpädagoginnen und -pädagogen gesucht.

Lena Fleisch, Präsidentin des Zürcher Lehrerinnen- und Lehrerverbands, bezeichnet die aktuelle Lage ebenfalls als «leicht entschärft». Sie betont, dass trotzdem noch rund 100 Klassenlehrpersonen fehlen. Fleisch geht davon aus, dass der prognostizierte leichte Geburtenrückgang nicht reichen wird, um den Lehrpersonenmangel vollständig zu beheben.

Zudem sei die Lage bei einer Berufsgruppe noch immer prekär: Nach wie vor würden viele schulische Heilpädagoginnen und -pädagogen gesucht. Auch die kantonale Bildungsdirektion rechnet dort nicht mit einer Entspannung.

Bern: Beruf attraktiver machen

Im Kanton Bern schätzt man die Lage vorsichtig ein. Zwar verbesserten letztes Jahr eingeführte Massnahmen die Situation, teilt die Bildungsdirektion auf Anfrage mit. Ende Mai waren in der Volksschule 188 unbefristete Stellen mit Stellenantritt im August ausgeschrieben – so wenige wie seit 2022 nicht mehr. Im Mai 2023 waren es noch knapp 500 Stellen, 2024 rund 340.

Doch die Bildungsdirektion und der kantonale Lehrpersonenverband Bildung Bern arbeiten an weiteren Massnahmen, um dem Mangel künftig noch besser begegnen zu können. Da die Zahl der anstellbaren Lehrpersonen begrenzt ist, will der Verband die Rahmenbedingungen des Berufs weiter verbessern, damit die aktuell im Beruf tätigen Lehrerinnen und Lehrer möglichst lange und mit hohem Beschäftigungsgrad verbleiben.

Aargau: Massnahmen helfen

Ein ähnliches Bild zeigt sich im Kanton Aargau. Der Fachkräftemangel bestehe weiterhin und zwar in allen schulischen Funktionen, schreibt die Abteilung Volksschule auf Anfrage. Einzelne Bereiche wie die schulische Heilpädagogik seien aber stärker betroffen. Insgesamt habe die Anzahl Stellenausschreibungen seit 2023 etwas abgenommen.

Dafür verantwortlich sei unter anderem das Projekt Magis, das seit fünf Jahren Massnahmen gegen den Mangel umsetze. Weiter helfe gegen die Mangellage, dass die Pensionierungen im Schulbereich langsam abnähmen. Es bleibe weiterhin wichtig, die Ausbildung von Lehrpersonen zu fördern und den Beruf zu stärken und auch dessen die Attraktivität hervorzuheben.

Mehr Personal ohne Diplom

Auch andere Kantonen gehen diesen Weg. In Luzern etwa sei der Mangel «nach wie vor akut», schrieb im Juni die «Luzerner Zeitung». Der Kanton reagiert nun auf das neue Schuljahr hin mit einer Anhebung der Löhne.

Wie sich die Situation in den Kantonen tatsächlich entwickeln und welchen Einfluss sie auf die Anzahl von Lehrpersonen ohne Diplom in den Schulzimmern haben wird, wird sich zeigen. Zumindest bis ins aktuelle Schuljahr nahm der Anteil an nicht genügend qualifiziertem Personal in den meisten Kantonen weiter zu, wie aus den Zahlen des Bundesamts für Statistik hervorgeht. Eine Entspannung der Mangellage könnte diesem Trend nun entgegenwirken.

Autor
Kevin Fischer

Datum

02.07.2025

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