In einem Brief an die Aktionärinnen und Aktionäre befragte das Kommunikationsteam des amerikanischen Onlineversandhändlers Amazon im April 2017 ihren Chef Jeff Bezos. Im Brief ging es unter anderem um das Tempo von Entscheidungen beziehungsweise um die Trägheit, die entstehen kann, wenn man eine Entscheidung erst fällt, wenn man sich sicher ist.
Einvernehmlich macht langsam
Im Rahmen dieser kleinen Serie sind die Auswirkungen seiner Überlegungen auf die Zusammenarbeit interessant: Ein Team, das vorwärtskommen will, sollte nicht zu sehr auf einmütige Entscheidungen pochen. Denn Konsens ist schwierig zu erreichen und im Endeffekt eben – langsam. Nebenbei gesagt: auch uninspirierend. Es geht anders. Das Management-Prinzip dazu wurde irgendwann in den 1980er-Jahren erstmals erwähnt. Bezos brachte es in seinem Brief englisch prägnant auf eine eingängige Kurzformel: Disagree and Commit.
Widerspruch, aber konstruktiv
Umschreiben lässt sich diese Formel etwa mit der Haltung, eine Entscheidung zwar nicht zu teilen, aber sie dennoch mitzutragen. Das heisst nun natürlich nicht, einen Entscheid, der einem missfällt, murrend zu schlucken. Wer dies tut, wird sich nicht engagieren, schlimmstenfalls sogar den eingeschlagenen Weg sabotieren. Erfolg versprechender und auch befriedigender ist es, wenn man seine andere Haltung klar manifestiert. Aber ebenso klar soll man zum Ausdruck bringen, dass man die gefällte Mehrheitsentscheidung akzeptiert und konstruktiv bleibt.
Der Vorteil dabei ist – damit wären wir wieder beim Tempo –, dass ein Team sich selbst nicht blockiert. Es geht weiter und kennt erst noch kritische Einwände zum gewählten Vorgehen. Daran kann es wachsen und den Weg korrigieren, falls sich die Argumente im Verlauf der Zeit als stichhaltig erweisen.