Archäologisches Museum Laténium

Hier reisen Klassen durch 6000 Jahre Neuenburger Geschichte

Das Neuenburger Laténium ist das grösste archäologische Museum der Schweiz. Fundstücke und Rekonstruktionen jahrtausendealter Dörfer vermitteln einen Eindruck davon, wie es sich in der Region in verschiedenen Epochen gelebt hat.

Rekonstruierte Häuser am Neuenburgersee.
Die Rekonstruktion eines neolithischen respektive jungsteinzeitlichen Dorfs im Laténium am Neuenburgersee. Foto: Jacqueline Schreier

An idyllischer Lage am Ufer des Neuenburgersees mit Blick auf die Alpen befindet sich das grösste archäologische Museum der Schweiz, das Laténium. Ort und Name der Institution sind nicht zufällig gewählt: Nahe des Museums wurde 1857 «La Tène» entdeckt, eine der berühmtesten archäologischen Fundstätten der Schweiz. Die hier gemachten Funde sind bedeutend – nicht nur für die Geschichte der Region Neuenburg oder der Schweiz, sondern für den gesamten nördlichen Alpenraum. Deswegen ist der Ausgrabungsort auch namensgebend für die Jüngere Eisenzeit in Europa, die Latènezeit. Doch das Laténium beschäftigt sich nicht nur mit dieser Epoche. Schritt für Schritt taucht man tiefer in die Geschichte ein: Vom Mittelalter gelangt man zu den Gallo-Römern, dann über Kelten, Pfahlbauer, Jäger und Sammler bis zurück in die Zeit des Neandertalers.

Die Ausstellung enthält 3000 Fundstücke, die auf dem Gebiet des heutigen Kantons Neuenburg entdeckt wurden. Diese zeigen die historische, gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklung der Region auf. Darunter sind Gegenstände wie Waffen, Schmuck, Geld, Werkzeug, Kultgegenstände und Geschirr. Aber auch Schiffswracks und Häuserfragmente bringen einem den Alltag der verschiedenen Gesellschaften durch die unterschiedlichen Epochen hindurch näher.

Dörfer im Neuenburgersee

Die Region um den Neuenburgersee weist eine äusserst reiche Geschichte auf. Neben den keltischen Artefakten von La Tène sind insbesondere die prähistorischen Pfahlbauten von grosser Bedeutung: Sie gehören zum UNESCO-Weltkulturerbe. Als sich der Wasserspiegel des Sees infolge der ersten Juragewässerkorrektion von 1876 um fast drei Meter senkte, wurden Tausende von Pfählen freigelegt, die von einer dichten Besiedlung des Seeufers zeugen – und das bereits ab dem vierten Jahrtausend vor Christus.

Die ersten Bauern kamen damals aus dem Mittelmeerraum in die Region. Sie siedelten sich rund um Seen an, wo sich der sandige Ufersaum gut für das Einrammen von Häuserpfosten eignete. Die Reste dieser verschwundenen Dörfer blieben in den feuchten Schichten bestens erhalten.

Die meisten der Seeufersiedlungen sind von blossem Auge nicht sichtbar, da sie sich am Seegrund befinden. Doch dank Rekonstruktionen in Museen wie dem Laténium, in Archäologieparks und «Pfahlbaudörfern» haben wir heute ein gutes Verständnis davon, wie diese Bauten und Siedlungen einst ausgesehen haben.

6000 Jahre alte Überreste von Bauten

Das Laténium setzt einen seiner Schwerpunkte auf die Pfahlbauten. Sowohl im Museum als auch im archäologischen Park, der das Museum umgibt, sind Nachbauten und Modelle von prähistorischen Strukturen und Dörfern zu bestaunen. So kann man etwa die Rekonstruktion eines 6000 Jahre alten neolithischen Dorfs bewundern, dessen Überreste 1984 entdeckt wurden. Die neuen Holzpfähle geben den Dorfgrundriss wieder und befinden sich genau an den Stellen, an denen die Pfähle der damaligen Zeit standen. Die Bäume, die in der Vergangenheit zum Bau der Häuser gedient haben, wurden zwischen den Jahren 3810 und 3790 vor Christus gefällt.

Im Laténium finden sich zahlreiche weitere Rekonstruktionen und Modelle. Dazu gehören etwa das Modell einer römischen Villa in Colombier sowie der Nachbau eines 20 Meter langen römerzeitlichen Lastkahns, das grösste Objekt der Ausstellung. Auf diese Weise wird den Besuchern und Besucherinnen die Geschichte möglichst anschaulich nähergebracht. Zusammen mit den Fundstücken kann man sich so ein gutes Bild davon machen, wie es sich während der verschiedenen Epochen in der Region Neuenburg gelebt hat.

Dank dieser Anschaulichkeit der Geschichte eignet sich die Ausstellung besonders gut für Kinder und Schulklassen. Modelle, Lernspiele und Filme ermöglichen es, sich spielerisch mit der Vergangenheit vertraut zu machen. Zudem erfahren die Besucherinnen und Besucher mehr über wissenschaftliche Methoden wie die «Dendrochronologie», die auch als Baumringdatierung bekannt ist.

Autor
Jacqueline Schreier

Datum

24.03.2023

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