Abzeichenverkauf

Eine Erfahrung, die Generationen verbindet

Zum Abzeichenverkauf, mit dem Hilfsprojekte unterstützt werden, gehört auch die Überwindung, an fremde Türen zu klopfen. Schüler zweier Generationen erzählen, wie es ihnen dabei ergangen ist.

Porträtbilder von Thomas Schori (57 Jahre) und Lukas Ziegler (12 Jahre).
Thomas Schori (links) und Lukas Ziegler (rechts) haben beim Abzeichenverkauf unterschiedliches gelernt und erlebt. Fotos: zVg

Der Zweck ist nur so gut wie sein Lerneffekt

In der Schweiz hat Engagement von Schulklassen für Nichtregierungsorganisationen eine lange Tradition. Ein Bericht von BILDUNG SCHWEIZ geht der Frage nach, wie weit Hilfe gehen kann und wo Instrumentalisierung beginnt. Hier geht's zum Bericht.

Thomas Schori erlebte, wie jeder seine Stärken nutzte

Der 57-jährige Thomas Schori aus Büren an der Aare im Kanton Bern hat sein Engagement für Swissaid als Oberstufenschüler in guter Erinnerung behalten. «Ich habe viel gelernt dabei», sagt er. Als Beispiel nennt er die Überwindung, bei Unbekannten zu klingeln, oder sich mit den Kollegen so zu organisieren, dass jeder seine Stärke nutzen konnte: «Einer erklärte, der andere rechnete und zog das Geld ein.» Sie hätten dabei auch immer wieder mal die Erfahrung gemacht, dass nicht alle Leute Zeit für ihr Anliegen gehabt hätten.

«Einer erklärte, der andere rechnete und zog das Geld ein.»

Schori und seine Freunde haben sich mit der Zeit so organisiert, dass sie «möglichst schnell» vorwärtsgekommen seien. «Ziel war es, mehr Geld als die anderen zu sammeln.» Der Verkauf sei eine gute Abwechslung zum Schulalltag gewesen, sagt er. «Wenn wir allerdings auch in der Freizeit sammeln mussten, gab es Momente, in denen ich lieber Fussball gespielt hätte.» Schoris Lehrer habe der Klasse stets erklärt, weshalb sie die Abzeichen verkaufen müssten. «Es war für einen guten Zweck und weil man damit Menschen helfen kann», erinnert sich Schori. Im Unterricht sei der Verkauf aber nicht vertiefter thematisiert worden, sagt er. «Ich erinnere mich zumindest nicht mehr explizit daran.»

Lukas Ziegler durfte dem Bundespräsidenten die Hand schütteln

Der Abzeichenverkauf führte Lukas Ziegler im vergangenen Dezember vom Urner Flüelen bis nach Bern ins Bundeshaus. Es war ein grosser Augenblick für Lukas und seine Mitschülerinnen und Mitschüler der 5. Klasse der Schule Gehren. Sie durften sogar Bundespräsident Ignazio Cassis die Hand schütteln. Grund dafür: Die Kinder hatten Swissaid-Abzeichen verkauft und damit Geld für Projekte der Entwicklungszusammenarbeit im globalen Süden sowie für ihre Klassenkasse gesammelt. «Wir waren alle sehr aufgeregt», erinnert sich Lukas.

«Im Bundeshaus kontrollierten sie, ob wir Waffen dabei haben.»

Als Vorbereitung auf den Besuch im Bundeshaus mussten die Schülerinnen und Schüler einen Vortrag über die Bundesräte halten. «Deshalb wussten wir, dass Ignazio Cassis der Bundespräsident ist», sagt Lukas. Beeindruckt hat den Elfjährigen nicht nur, dass dieser allen die Hand schüttelte, sondern auch die Sicherheitsvorkehrungen. «Im Bundeshaus kontrollierten sie, ob wir Waffen dabei haben.» Die Reise ins Bundeshaus gefiel Lukas am besten an der ganzen Sammelaktion. «Aber auch das Sammeln hat mir Spass gemacht», sagt er und ergänzt, dass die meisten Leute nett waren und ihnen etwas abgekauft hätten.

Autor
Mireille Guggenbühler

Datum

11.04.2023