Krisenkompass

Ein digitales Handbuch, mit dem sich Schulen durch Krisen steuern lassen

Der Krisenkompass für Schulen unterstützt Lehrpersonen und Schulleitungen bei der Prävention und Bewältigung von schwierigen Situationen – etwa bei Mobbing, Sucht oder Bedrohungen. Nun ist er in einer neuen, überarbeiteten Auflage online verfügbar.

Zwei Personen diskutieren im Halbdunkeln.
Mit Checklisten und Handlungsempfehlungen zeigt der Krisenkompass, wie Schulen Schwierigkeiten zeitnah ansprechen und darauf reagieren können. Foto: iStock/PrathanChorruangsak


Wie gehen Lehrpersonen damit um, wenn eine Schülerin oder ein Schüler von Suizid spricht? Welche Schritte unternimmt eine Schule, wenn eine Lehrerin oder ein Lehrer von Gewalt betroffen ist? Wie kommuniziert die Schulleitung mit den Medien? Der Krisenkompass möchte Schulen in solchen Fragen Unterstützung bieten. Wie das Angebot konkret hilft, erklären Beat A. Schwendimann, Leiter Pädagogik des LCH, sowie Christian Randegger, Mitautor des Krisenkompasses für Schulen, anhand von vier Fragen.

Wozu dient der Krisenkompass?

Der Schullalltag ist anspruchsvoll genug. Bahnt sich eine Krise an oder tritt ein Notfall ein, brauchen Schulen umso rascher kompetente Hilfe. Dort setzt der Krisenkompass für Schulen an. Er hilft Schulen, Risiken frühzeitig wahrzunehmen und daraus Präventionsmassnahmen abzuleiten. Er zeigt, wie Schulen Veränderungen schnell erkennen, Schwierigkeiten zeitnah ansprechen und Ereignisse kompetent bearbeiten können. Das geschieht etwa in Form von Checklisten oder Handlungsempfehlungen. Schulen werden damit aufmerksamer, können kompetenter agieren und fühlen sich sicherer.

Die Neuauflage des Krisenkompasses für Schulen gibt es nur noch online. Warum?

Die Themen in der Schule sind so vielfältig und dynamisch, dass nur mit einer digitalen Version eine rasche Aktualisierung möglich ist. Zudem sind viele Themen miteinander verlinkt. Die Digitalisierung bringt zudem den Vorteil, dass alle Inhalte jederzeit online und auf der App offline verfügbar sind. Das ist wichtig für Exkursionen, Lager oder Abschlussreisen.

Was ist inhaltlich neu im Krisenkompass für Schulen?

Es gibt zahlreiche neue Themen. Dazu gehören etwa Unsicherheit bei der Geschlechtsidentität, TikTok-Challenges, «Loverboys» oder Schulbustransporte. Dazu kommen Praxisbeispiele für die interne Weiterbildung, Online-Analysen zur Gefährlichkeit einer Person oder zur Sicherheit im Gebäude. Ein Themenbereich, der stark erweitert wurde, ist die Gewalt gegen Lehrpersonen.

Wie wird das Thema Gewalt aufgegriffen?

Die Gesundheit von Lehrpersonen ist ein zentrales Anliegen für den Dachverband Lehrerinnen und Lehrer Schweiz (LCH). Dazu gehört auch das Thema Gewalt. Eine Studie, die im Auftrag des LCH gemacht worden ist, hat gezeigt, dass zwei von drei Lehrpersonen in den letzten fünf Jahren Gewalt erfahren haben. Basierend auf der Studie engagiert sich der Verband für eine verbesserte Gewaltprävention und Unterstützung von betroffenen Lehrpersonen. Es wurden konkrete Lösungsansätze entwickelt, die auf nationaler und kantonaler Ebene weiterverfolgt werden. Zudem hat der Verband in Zusammenarbeit mit Fachstellen und seinen Kantonalsektionen ein Dossier erarbeitet, das nun im Rahmen des Krisenkompasses für Schulen veröffentlicht wird. Das LCH-Dossier beinhaltet praxisorientierte Beiträge zur Gewaltprävention, Cybermobbing, juristischen Aspekten und sexueller Gewalt sowie Stellungnahmen von Schulsozialarbeit, Schulleitungen sowie Lehrpersonen- und Elternbildung. Darüber hinaus bietet es schnell zugängliche Informationen zu kantonalen Unterstützungs- und Präventionsangeboten sowie Anlauf- und Beratungsstellen.

DER KRISENKOMPASS

Hinter dem Krisenkompass für Schulen steht ein Team von rund 35 Fachleuten aus den Bereichen der Schul- und Behördenpraxis, Notfallpsychologie, Kriminalistik, Polizei, Seelsorge und der Erwachsenenbildung. Gemeinsam erarbeiten und verfassen sie die Inhalte. Der digitale Krisenkompass kann mit Einzellizenzen für 99 Franken genutzt werden. Die Gruppenlizenz für eine Bildungseinrichtung erlaubt beliebig viele Zugänge und das Ergänzen mit eigenen Unterlagen. Die individuelle Offerte wird berechnet anhand der Anzahl Schülerinnen und Schüler, Standorte, Abteilungen und der Schulstufe. Die Erstausgabe wurde 2010 vom Schulverlag plus mit Unterstützung des LCH damals noch als physischer Ordner lanciert. Seit 2017 ist er auch online verfügbar. Die überarbeitete und erweiterte Neuauflage ist nun ausschliesslich digital. Mehr Informationen gibt es auf der Website des Krisenkompasses.

WEITER IM NETZ

Krisenkompass für die Schule: www.krisenkompass-schule.ch
Gewaltstudie des LCH: www.lch.ch > Publikationen > Studien

Autor
Beat A. Schwendimann, Christian Randegger

Datum

22.11.2023

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