BILDUNGSFORSCHUNG

Draussen Unterrichten erfordert Mut

Eine Studie hat untersucht, was Lehrpersonen veranlasst, draussen zu unterrichten. Sie zeigt auch, auf was es ankommt, damit sie diesen Schritt wagen. Zu entdecken gibt es in der Natur nämlich vieles.

Zwei Schülerinnen untersuchen mit einer Lupe Insekten in einem Glas.
Unter der Lupe werden Insekten zum Naturwunder. Foto: Jürgen Kühnis/Pädagogische Hochschule Schwyz

Lehrpersonen, die den Unterricht nach draussen verlegen, sind selbst gern draussen. Sie wollen auch überfachliche Kompetenzen fördern, den Unterricht interessant oder ihren Beruf abwechslungsreich gestalten und selbst Neues dazu lernen. Diese Gründe nannten Lehrpersonen in der Befragung des Forschungsprojekts «Lehrpersonen und Draussenunterricht», das die Pädagogische Hochschule Zürich (PHZH) kürzlich durchführte.

Für Draussenunterricht eignet sich auch ein naturnaher Ort wie eine Hecke oder ein Park.

Der vorliegende Beitrag stellt Ergebnisse zu Draussenunterricht im ersten und zweiten Zyklus vor. Im Zentrum steht die Frage, was Lehrpersonen dabei unterstützt, draussen zu unterrichten.

Braucht es für Draussenunterricht einen Wald in Schulnähe?

Ausser klassischen Naturorten wie dem Wald bieten sich naturnahe Orte wie eine Hecke oder ein Stadtpark an. Auch der Pausenplatz bietet Möglichkeiten für Draussenunterricht. Naturschutzgebiete, Obstplantagen oder eine Wiese nennen manche Lehrpersonen, bei welchen Draussenunterricht ein Thema in der Ausbildung war, ebenfalls als gute Lernorte. Die Umfrage zeigte ausserdem: Die Entfernung zum Ort, an dem der Unterricht stattfindet, steht nicht in Zusammenhang mit der Häufigkeit des Draussenunterrichts.

Welche Rolle spielen die Eltern?

Die Lehrpersonen, die häufig draussen unterrichten, erfahren von Eltern tendenziell positive Reaktionen. Im Zyklus 1 nehmen sie mehr elterliche Unterstützung wahr als in den höheren Stufen. Mit zunehmender Entfernung des Ortes, an dem der Draussenunterricht durchgeführt wird, nimmt die Unterstützung der Eltern ab. Für die Lehrpersonen fällt eine fehlende Bestätigung durch die Eltern jedoch weniger ins Gewicht, als wenn die schulinterne Unterstützung fehlt.

Hilft die Einbindung in ein ähnlich gesinntes Team?

Die Lehrpersonen, die häufig draussen unterrichten, nehmen sowohl von der Schulleitung als auch vom Team Unterstützung bezüglich des Draussenunterrichts wahr. Darüber hinaus arbeiten sie mit einer höheren Wahrscheinlichkeit an einer Schule, an welcher der Draussenunterricht ein wichtiges Thema ist und an welcher noch andere draussen unterrichten. Diese Ergebnisse lassen darauf schliessen, dass die Unterstützung von Schulleitung und Team wichtig ist.

Welche Rolle spielen Weiterbildungen?

Lehrpersonen, die selten draussen unterrichten, nennen folgende Gründe für ihre Zurückhaltung bei der Verlegung des Unterrichts: mangelnde Effektivität des Draussenunterrichts, mangelnde Disziplin der Lernenden sowie die eigene skeptische Einstellung. Lehrpersonen, die eine Weiterbildung zum Draussenunterricht besucht haben, nehmen weniger Erschwernisse wahr. Dies weist darauf hin, dass Weiterbildungen dazu beitragen, wahrgenommene Erschwernisse zu reduzieren – was wiederum hilft, dass Lehrpersonen häufiger draussen unterrichten.

Wie lautet das Fazit?

Unterstützung von der Schulleitung, dem Team und wenn möglich der Eltern sowie Erfahrungen sind wichtig für Lehrpersonen, die draussen unterrichten möchten. Die Ergebnisse des Forschungsprojekts sprechen dafür, dass es den Lehrpersonen hilft, wenn sie geeignete Draussenorte kennen, sich über Draussenunterricht austauschen und eine Weiterbildung besuchen. Es braucht auch etwas Mut, um sich auf den Draussenunterricht einzulassen. Die Ermutigung im Silviva-Handbuch «Draussen unterrichten» ist verheissungsvoll: «Unterrichten Sie selber draussen […]. Je mehr Sie draussen unterrichten, desto einfacher und gewinnbringender wird es.»

Das Forschungsprojekt

Das Forschungsprojekt LeDu haben Daniela Müller-Kuhn (Zentrum für Schulentwicklung der PHZH), Ingmar Schumacher (ehemaliger Professor ipag Business School Paris) und Andrea Fiedler (outdoor sciences Luxemburg) in der Schweiz und in Luxemburg initiiert und durchgeführt. Die Datenerhebung fand von Herbst 2022 bis Sommer 2023 statt. An der Befragung teilgenommen haben 299 Lehrpersonen aus der Schweiz und 231 Lehrpersonen aus Luxemburg. Mehr Informationen: tiny.phzh.ch/ledu

Autor
Daniela Müller-Kuhn, PHZH

Datum

24.05.2024

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