Viele Medien thematisieren immer wieder, inwiefern die heutige Jugend schlechter ist als ältere Generationen – natürlich mit Kalkül. Solche Inhalte werden immer gelesen, weil es den fragwürdigen Verdacht vieler Menschen zu bestätigen scheint, dass heute alles schlechter ist als früher. Gerne wird dann mit ausgestrecktem Zeigefinger nach Verantwortlichen für diese Entwicklung gesucht.
Ähnliches beschäftigte bereits die Schweizerische Lehrerzeitung (SLZ) in der Ausgabe vom 9. Juni 1923. «Schon unsere Gross- und Urgrosseltern klagten, dass die Welt immer schlechter werde und bei dieser Entwicklung nicht mehr lange bestehen könne», schreibt ein Lehrer. «Auch uns will es oft schwer fallen, die Jugend von heute zu verstehen. Ja es scheint, als sei das alte Wort ‹Jugend kennt keine Tugend› nie mehr berechtigt gewesen als gerade heutzutage.»
Die Verantwortung der Schule
Gemäss Autor wird zum Teil die Schule für die unerwünschte Entwicklung der Jugend verantwortlich gemacht. Sie soll mehr erziehen und weniger theoretisches Wissen lehren, so der Ruf der Unzufriedenen. Doch der Autor verteidigt die Schule: Sie allein könne ein Kind nicht erziehen. Sie muss auch dem Auftrag gerecht werden, grundsätzliches Wissen für das künftige Arbeitsleben zu vermitteln. Ausserdem bringen erzieherische Massnahmen nichts, wenn den Kindern danach zu Hause und im weiteren Umfeld Werte vorgelebt werden, die den Lehren der Schule direkt widersprechen. Das Fazit: «… als Mitarbeiter möchten wir angesehen sein, nicht als die an dem Erziehungswerk allein Verantwortlichen.» Anders formuliert: Erziehung ist eine Gemeinschaftsaufgabe – und betrifft auch jene, die mit dem Finger zeigen.