Ausstellung

Der Rausch in all seinen Facetten

Wie berauscht sich der Mensch und warum? Die Ausstellung «Rausch – Extase – Rush» im Bernischen Historischen Museum geht dieser Frage nach. Sie wurde von Jugendlichen mitkonzipiert und berücksichtigt auch das Rauschpotential von Social Media. 

junge Frauen tanzen selbstvergessen
Zur Ausstellung gehört auch das Erlebnis eines Rausches, der ohne Substanzen erlebt werden kann. Foto: Bernisches Historisches Museum/Stefan Wermuth

Plötzlich wird es dunkel. Atmosphärische Musik dröhnt durch die Boxen. Besucherinnen und Besucher werden vorgewarnt: «Diese Ausstellung verändert die Wahrnehmung.» Der Auftakt zur Ausstellung «Rausch – Extase – Rush» im Bernischen Historischen Museum verspricht absolute Verzückung. Da begibt man sich zunächst selbst in eine Art Rauschzustand, anhand körperlicher, visueller und akustischer Übungen – bis man beim Lesen verschiedener Definitionen des Begriffs Rausch sogleich wiedererwacht.

«Rausch bezeichnet einen veränderten Bewusstseinszustand oder ein übersteigertes Glücksgefühl, das bis zur Ekstase gehen kann.»

«Rausch bezeichnet einen veränderten Bewusstseinszustand oder ein übersteigertes Glücksgefühl, das bis zur Ekstase gehen kann», steht da auf einer Texttafel, in weissen Lettern auf violettem Grund. Die Ausstellung möchte dazu anregen, sich mit dem teils widersprüchlichen Umgang mit solchen Rauschzuständen auseinanderzusetzen.

Suchtpotenzial von Social Media

An der Konzeption waren der Tabakpräventionsfonds, das Bundesamt für Gesundheit und die Plattform «Jugend und Medien» beteiligt. Zur Beurteilung von Inhalt und Umsetzung zogen die Macher auch Jugendliche hinzu.

Ein Höhepunkt der Wanderausstellung wartet in einer Nische mit der Überschrift «Rausch und Kommerz». Hier wird nicht nur auf Substanzen wie Alkohol oder Nikotin, sondern auch auf das Rauschpotenzial von Social-Media-Apps eingegangen.

«Jeder Like auf Instagram regt unser neuronales Belohnungssystem an.»

Solche Apps generieren ein Gefühl von Verbundenheit und sozialer Anerkennung. Ihre Auswirkungen sind mit denen von Rauschmitteln vergleichbar: Jeder Like auf Instagram regt unser neuronales Belohnungssystem an. Und sorgt dafür, dass wir unseren Blick nicht mehr vom farbenfroh flimmernden Bildschirm abwenden wollen. Ein gefundenes Fressen für die Werbeindustrie, die mit personalisierter Werbung auf solchen Apps Milliardenumsätze generiert.

Wissenswertes über Rauschmittel

Ein Grossteil der Ausstellung besteht aus Informationsstationen. Dort erfahren Besuchende unter anderem, dass sich Substanzen wie Alkohol, Kokain und Ecstasy ähnlich auf den Menschen auswirken können wie die körpereigenen Hormone Oxytocin, Adrenalin und Serotonin.

Etwas ausführlicher wird die Substanz LSD beleuchtet, die der Schweizer Chemiker Albert Hofmann 1938 entdeckte. Man kann Hofmann bei seinem ersten LSD-Rausch auf einer simulierten Velofahrt durch Basel begleiten. Weiter wird die Kulturgeschichte des Rausches aufgegriffen. Zudem gibt ein Kurzfilm Aufschluss über das Belohnungssystem im menschlichen Gehirn und dessen Funktion für unser aller Leben.

Jugendliche redeten mit

Die Rausch-Ausstellung wurde von Jugendlichen mitkonzipiert. Sie richtet sich mit einem breiten Angebot insbesondere an Kinder und Jugendliche, mit Fokus auf den Zyklus 3. Auf der Website finden Lehrpersonen didaktische Unterlagen zum Download, Weiterbildungsangebote, Anmeldungstools für interaktive Rundgänge mit der eigenen Schulklasse und für Workshops zur Rausch- und Risikokompetenz. Die Inhalte des Rundgangs sind ausserdem einfach verständlich. Sie vermitteln Schülerinnen und Schülern die wichtigsten Informationen, Funktionen und Gefahren von Rauschmitteln.

Die Ausstellung informiert kurz und prägnant, ohne sich in spitzfindigen Details zu verlieren. Die Jugendlichen werden indes zur Selbstreflexion des eigenen Konsums angeregt – nüchtern, ohne moralischen Zeigefinger. So auch gegen Ende des Rundgangs, wo man seinem Alter entsprechend angibt, wem man in Fragen des Rausches am meisten vertraut: den Lehrpersonen, dem Freundeskreis, den Geschwistern, Beratungsstellen, der Medizin, dem Internet – oder doch einfach den eigenen Eltern?

Informationen für Schulen

Die Ausstellung «Rausch – Extase – Rush» ist bis am 13. August 2023 im Bernischen Historischen Museum zu sehen. Für Schulen organisiert das Museum Workshops und stellt didaktisches Material zur Verfügung. Mehr Informationen: www.bhm.ch

Autor
Lukas Tschopp

Datum

21.04.2023

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