Kochbuchklassiker

Der Tiptopf ist nun interaktiv und multikulturell

Wie gut ist das für das digitale und multikulturelle Zeitalter aufgepeppte Lehrkochbuch Tiptopf? Koch Heinz Fahrner und Sonja Perren, Präsidentin der Fachkommission Wirtschaft, Arbeit Haushalt (WAH) des LCH, haben für BILDUNG SCHWEIZ näher hingeschaut.

Das neue Kochbuch Tiptopf
Der Tiptopf, schon über zwei Millionen Mal gedruckt, ist im März in neuer Aufmachung erschienen. Foto: Christoph Aebischer

Ein Klassiker in neuer Aufmachung

Das überarbeitete Kochbuch und Lehrmittel Tiptopf ist die Weiterentwicklung des 1986 erschienenen Klassikers. Weiterhin stehen Basisrezepte im Fokus. Neue Menus nehmen veränderte Essensvorlieben auf. Frischer machen den Auftritt auch der höhere Bildanteil und die Präsenz im Internet und auf Social Media. Seit Mai ist ein Leitfaden, fil rouge genannt, für Lehrpersonen vorhanden. Herausgeberin ist der Schulverlag plus.

Das sagt der Koch Heinz Fahrner

«Ich habe einen Klassiker ausgewählt, den ich schon 100 Mal zubereitet habe: den Kartoffelgratin. Die Beschreibung passt. Vom Bearbeiten der Kartoffeln bis zum Guss und dem anschliessenden Backen sind der Arbeitsablauf und das Handwerk gut geschildert. Meine Frau und meine beiden Söhne geben mir jeweils eine Rückmeldung, wie sie meine Mahlzeiten finden. Der Gratin kam gut an. Gefallen hat beispielsweise, dass die Kartoffeln dünn geschnitten sind. Ich habe sie jeweils in gröberen Scheiben, dafür in Milch vorgekocht, verarbeitet.

Es ist auch als Profi spannend, Neues auszuprobieren. Mein Tipp an jene, die Kochen lehren und lernen: Seid mutig und probiert aus. Das ist das Schöne am Kochen. Danach sitzt man zu Tisch und tauscht sich aus. Kochen verbindet. Auf einer Reise in Australien kochte ich beispielsweise für Leute, die ich kennengelernt hatte, einen gefüllten Truthahn, so wie sie ihn kannten. Sie hatten wenig Ahnung vom Kochen, mir war das Rezept unbekannt. Zum Schluss war der Thanksgiving-Klassiker auf dem Tisch.

Mein Fazit: Der Tiptopf liefert eine gute Basis und Faustregeln, wie einfache Rezepte gelingen à la: Spaghetti müssen sprudelnd in genug Wasser kochen, Gnocchi nur sieden.»

Das sagt die WAH-Fachlehrerin Sonja Perren

«Der neue Tiptopf taugt sowohl zum Kochbuch daheim als auch zum Lehrmittel. Mit den Videos und anderen digitalen Erweiterungen kommt er den Jugendlichen entgegen. Auch meine Töchter suchen Rezepte online. Aber es gibt einen Unterschied zu Foodbloggern: Im Tiptopf weiss ich, dass fundiertes Fachwissen eingeflossen ist. Ich kann beispielsweise einfach auf den Grundlagenteil verweisen, wenn mich jemand fragt, mit welchem Öl man braten soll. Was eine ausgewogene Ernährung ist, wird korrekt erläutert. Neuerdings lassen sich dazu via QR-Code zusätzliche Informationen zum Beispiel zum Tellermodell einholen.

Ich schätze die neuen vegetarischen Rezepte oder solche aus anderen Kulturen. Hülsenfrüchte sind etwa wichtiger geworden. Die Auswahl erleichtert den Unterricht. Denn die Kinder bringen andere Bedürfnisse als früher mit.

Kritisch betrachte ich, dass der Teil für Lehrpersonen, der fil rouge, nur gemietet werden kann. Die Lizenz muss alljährlich erneuert werden. Das ist teuer. Immerhin kann ich so erwarten, dass die Anleitung stets aktuell ist.

Insgesamt ist die Auffrischung gelungen – farbenfroh und fröhlich mit sinnvollen Hinweisen. Statt der Aufforderung zu rühren steht nun: mit dem Schwingbesen rühren. Solche Tipps und die digitalen Hilfestellungen machen es für die Kinder einfacher, selbstständig zu kochen. Sie haben ein Bild von dem, was sie erreichen wollen. Meine Schülerinnen und Schüler finden den neuen Tiptopf toll.»

Autor
aufgezeichnet von: Christoph Aebischer

Datum

15.06.2023

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